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Zeitschrift für christliche Kunst — 20.1907

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127

1907. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.

128

des XIV. Jahrh. aus heraldischen und sonstigen An-
zeichen die auf das Geschlecht von Schenk sich be-
ziehen, dürfte keiner Beanstandung unterliegen.

Die musterhaften, für wissenschaftliche wie künstle-
rische Zwecke gleich wertvollen Tafeln und der sie
begleitende umfängliche Text, der auf die Glasmalereien
die historisch-kritische Methode zum ersten Male in
gründlicher "Weise zur Anwendung bringt, verleihen der
vorliegenden Riesenmappe eine besondere Bedeutung,
der gegenüber der Preis sehr mäßig erscheint.

__________ Schnütgen.

Catalogue raisonne de la Coilection Martin
1 e Roy (Moyen-äge et Renaissance: Orfevrerie, Email-
lerie, Ivoires, Sculptures, Bronzes, Mobilier, Peinture,
Tapisseries, publie sous la direction de M. J. J. Mar-
quet de Vasselot, Attache an Musee du Louvre.
— Libraine : Charles Foulard, 7 Quai Malaquais, Paris.
Diese aus reiner Kunsiliebe, mit großer Sachkennt-
nis und reichsten Mittein vornehmlich im Pariser
Kunstbetriebe während der letzten Jahrzehnte erworbene
Sammlung wird hinsichtlich des kunstgeschichtlichen
Wertes ihrer einzelnen Stücke, namentlich derromanischen
und frühgotischen, jettt wohl von keiner Privatsammlung
übertroffen. Wiederholt haben einzelne derselben auf
großen Ausstellungen die höchste Aufmerksamkeit er-
regt, und auch an literarischen Hinweisen auf dieselben
hatte es nicht gefehlt. Bis in die jüngste Zeit hinein
durch die hervorragendsten Erwerbungen ergänzt, er-
fährt die Sammlung jetzt eine Veröffentlichung, wie
sie, auf der Höhe der Technik und der Wissenschaft
stehend, bisher noch nicht erreicht wurde. Das Papier
stammt aus der berühmten Fabrik von Arches, die
über alles Lob erhabenen Heliogravüren von Dujardin
in Paris, der Druck von Durand in Chartres; und
Marquet de Vasselot leitet die Herausgabe zu der er
die ailerbedeutendsten Kunsthistoriker Frankreichs heran-
gezogen hat: Koechlin, Migeon, Metman, Leprieur. Auf
diese Weise entsteht ein beschreibender und illustrierter
Katalog, wie er nirgendwo seines Gleichen hat. — Von
den 4 Mappen, die vorgesehen sind und 163 Tafeln
(zum Subskriptionpreise von 400 fr.) umfassen sollen,
liegen bereits 3 vor. Jede derselben enthält das kost-
barste Material; das archäologisch wertvollste wohl die

I. Mappe, in welcher der Herausgeber die 34
Tafeln mit den Erzeugnissen der Goldschmiede- und
besonders der Schmelzkunst des XII, XIII., XIV.
Jahrh. eingehend beschreibt bei vollkommener Be-
herrschung der Materien. Die verschiedensten litur-
gischen Gefäße und Geräte (Tragaltäre, Schreine, Bischofs-
stäbe usw.), wie sie in der Glanzzeit des Mittelalters
am Rhein iKöln) an der Maas, in Limoges entslanden,
bilden hier unvergleichliche Entwicklungsreihen, und
so vortrefflich sind die Abbildungen, daß sie dem
Kenner für seine Untersuchungen genügen. — Die

II. Mappe führt auf 38 Tafeln an 02 Gegenständen
die Entwickelung der Elfenbein-, Stein-, Holz-, Ton-
plastik in noch größerer Ausdehnung vor, von den
byzantinischen Vorläufern der französischen Kunst,
die den Löwenanteil behauptet, bis zu deren Nach-
folgern in Flandern und Deutschland, auserlesene Werke,
an deren Klassifizierung und Erklärung Koechlin
seine ganze ungewöhnliche Vertrautheit mit diesem um-
fassenden Kunstzweige bewährt.— In der III. Mappe
behandelt Migeon auf 17 Tafeln ebenso gründlich die
27 Bronzen (franzözisch-flandrische Aquamanilien etc.,

italienische Figuren zumeist profaner Art des XV. und
XVI. Jahrh.), die beiden Lederetuis des XV., die
beiden gestickten Perserteppiche des XVI. Jahili.; die
übrigen 21 Tafeln machen unter der zuverlässigen
Führung Metmans mit ebenso vielen Möbeln bekannt:
flämischem Chorgestühl, italienischen und französischen
Truhen der Spätgotik, Frührenaissance-Schränken, -Ses-
seln usw., spanischen und namentlich französischen Ur-
sprungs. :— Die letzte Mappe, die . 58 Tafeln
mit Gemä'den, Miniaturen, Tapisserien umfassen soll,
darf, wie es scheint, schon für die nächste Zeit er-
wartet werden; meinen Ausstellungserinnerungen gemäß,
wird sie den Höhepunkt des künstlerischen Genusses
bieten. — So vereinigt sich in dieser glänzenden
Publikation, in die nicht ein einziges zweifelhaftes
Werk aufgenommen zu sein scheint, der archäologische
und künstlerische Wert der überaus mannigfaltigen Ob-
jekte mit der Vorzüglichkeit ihrer Abbildungen und
der Zuverlässigkeit ihrer Beschreibungen, ein Monument
für den erleuchteten Sammler, den Kunstsinn und
Vaterlandslijbe geleitet haben, wie für den erprobten
Herausgeber und seine geschickten Mitarbeiter.

--------------.. Schnütgen.

Weichers Kunstbücher, hier (Bd.XIXSp. 190)
bereits empfohlen, sind inzwischen um „die Muster-
bücher" von Raffael, Reynolds, Teniers, Tizi-
an, Franz Hals, Murillo gewachsen. —■ Jedes
dieser zierlichen mit gefällig dekorierten Umschlag ver-
sehenen Heftchen bietet (für nur 80 Pf.) eine Aus-
wahl von 60 guten Reproduktionen nach Franz Hanf-
staengls Originalaufnahmen und am Schluß eine Liste
sämtlicher in demselben Kunstverlage erschienenen Ge-
mälde des betreffenden Meisters, — Es dürfte sich
empfehlen, jedem Büchlein eine ganz kurze Würdigung
der jeweiligen Maler beizugeben und hinsichtlich'der-
selben das späte Mittelalter nicht ganz zu vernach-
lässigen, vielleicht auch die Meister der Plastik nicht
auszuschließen. --------------■ B.

Die Denkmäler der deutschen Bildhauer-
kunst, herausgegeben von Dehio und v. Bezold
(bei Wasmuth), hier Bd. XVIII. Sp. 277/278 bereits
angezeigt, sind inzwischen um die II. und III. Liefe-
rung gewachsen. — Von ihnen sind 4 Tafeln dem
XHI. Jahrh. gewidmet, 5 dem XIV., 10 d-m XV.,
12 dem XVI., 1 dem XVIL, 8 dem XVIII. — Für
die Frühzeit liefern Bamberg und Münster die Haupt-
beiträge, Aachen und Frankfurt für die Hochgotik,
für diese und die Spätgotik nebst Frührenaissance
namentlich das am meisten berücksichtigte Mainz, für
die Spätgotik Nürnberg und Würzburg, für die folgen-
den Jahrhunderte Berlin, Dresden, Wien. — Die Aus-
wahl der Denkmäler ist vorzüglich, desgleichen deren
Wiedergabe, mit Ausnahme der wenigen, denen Ab-
güsse zugrunde liegen. — Wenn ein Überblick über
die ganze deutsche Plastik beabsichtigt ist, wird auch
das XII. Jahrh. nicht ausgeschaltet werden dürfen,
für die frühere Zeit das Hineinziehen der Elfenbein-
und Metallplastik nicht zu umgehen sein, wofür viel-
leicht der Text zu Hülfe genommen werden könnte,
von dem manche Aufklärung, wie im einzelnen, so
im Zusammenhange der Entwicklung erwartet werden
darf. — Jedenfalls wird hier für das Studium der Ge-
schichte wie der Praxis eines hervorragenden deutschen
Kunstzweiges von berufenster Seite das beste Material
geboten. . Schnütgen.
 
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