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Zeitschrift für christliche Kunst — 20.1907

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285

1907.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 9.

286

ragender Kunstgegenstände. Diese geben im Bunde
mit den jede Seite verzierenden Illustrationen von den
allerwichtigsten Baudenkmälern und manchen sonstigen
Kunstwerken jedes Sprengeis eine so übersichtliche
Zusammenstellung, daß hier fast ein kunst- und
kulturhistorischer Kursus geboten ist, in dem freilich die
jeweilige Diözesanentwicklung noch mehr hätte berück-
sichtigt werden können. Die Ausstattung ist glänzend,
die vielfache Verwendung von Initialen, unter denen
die mittelalterlichen den Vorzug verdienen, sehr an-
sprechend, der Einband mit dem verzierten Schnitt fast
zu sp'endid, das ganze Werk mithin nach Inhalt und
Form eine ungewöhnliche Leistung, die den hier mit
einem enormen Aufgebot von Kenntnissen und Müh-
salen engagierten Verfassern zu hoher Ehre gereicht, daher
reichsten Zuspruch verdient. Schnütgen.

Germanische Frühkunst. Von Professor Mohr-
mann und Dr. Ing. Eichwede. — Chr. Herrn.
Tauchnitz in Leipzig. — 120 Foliotafeln in 12
Lieferungen ä Mk. 6; oder 2 Abteilungen in Lein-
wandmappe ä Mk. 38,50.
Über dieses epochemachende "Werk wurde hier
bereits mehrere Male berichtet, zuletzt XIX, 254
über die Lieferungen VII bis IX. Diesen sind mit
einer langen, reich illustrierten Einleitung drei weitere ge-
folgt als der Schluß des Ganzen. Sie bringen wiederum
Portale, Fenster, Bogenfriese, Säulen, Kapitale Flächen-
ornamente und sonstige Bauformen aus Norditalien
und Norwegen, aus England und Schottland, aus Süd-
und Noi ddeutschland, aus Rheinland und Westfalen,
dazu Steinkreuze aus Irland, Holz-Architekturteile und
Ornamente aus Schweden, also allerlei Bauglieder und
Zierstücke in Stein ur.d Holz, wie das ganze Werk
sie in reicher Fülle bietet, Metallisches nur in geringem
Umfange berücksichtigend. Es bildet daher eine wahre
Fundgrube für den Archäologen, der nach vielfachen
Streifzügen durch die antike Kunst und ihre Nach-
klänge in Italien, Frankreich, Deutschland, an die Quellen
des germanischen Kunstschaffens geht, wie für den
Architekten, der im Geist der Zeit zu schaffen meint,
wenn er von den ernsten schweren Formen der
heimischen Denkmäler, wie sie vom VII. bis zum
XIII. Jnhrh. maßgebend waren, für die Anforderungen
der Gegenwart sich inspirieren läßt. — Die lange Ein-
leitung, die sich zunächst mit der vorgeschichtlichen
Kunst der germanischen Völker an der Hand der
neuesten Feststellungen beschäftigt, prüft auf dieser
Grundlage die Zeitstellung, Formenwandlung und Tech-
nik, die letzteren besonders betonend an der abbild-
lich dargestellten Entwicklung der „Fibel mit federnder
Nadel". Sodann werden die Grundformen des Orna-
mentes gezeigt, ihre Ausgangspunkte und deren Aus-
bildungen in der Steinzeit, der vorrömischen Metallzeit,
der römischen und sächsischen Zeit, des ferneren die
Spirale in ihren Einflüssen wie Erfolgen durch Form
und Technik. Die Ranke erscheint in ihrer Entfaltung,
der Mäander und das Hakenwerk in ihrem Zusammen-
hange, das Flechtwerk wird durch zahlreiche Beispiele
vorgestellt in seiner gewaltigen Herrschaft, der später
auch das vieldeutige Tierornament und das wirkungs-
volle figürliche Ornament zu Hilfe kommen. — Die
Gründlichkeit dieser elementaren, überall vom meisterhaft
gehandhabten Zeichenstift begleiteten Untersuchungen

erfüllt mit Respekt vor den beiden Autoren, die für
ihre monumentalen Zwecke auf das Graben in der
Tiefe nirgendwo verzichteten. — Daß sie dieselben
durch einen Beutezug in das Gebiet der Kleinkünste
zu ergänzen beabsichtigen, die vielfach der Bau-
ornamentik die Wege gezeigt haben, wird gewiß als
freudige Aussicht allerseits begrüßt.

S ch nü tgen.

L'eglise Saint Jacques ä Liege. Par Gustave
Ruh!. Cormaux ä Liege 1907.
Im Anschluß an sein hier (XX, 157) besproche-
nes Büchlein über den Kölner Dom hat der nament-
lich für die Kunst- und Kulturgeschichte seiner Heimat
begeisterte Verfasser der trotz ihrer gewaltigen Schick-
sale immer noch sehr merkwürdigen St. Jakobskirche
zu Lüttich eine kurze, aber inhaltsreiche Studie ge-
widmet, die nicht nur bei seinen Landsleuten Beach-
tung verdient. —■ Zur Sühne für die Schlacht von
Hougaerde als Benediktinerklosterkirche gegründet und in
ihrer Krypta bereits 1016 geweiht, wuchs sie als
romanische Basilika schnell empor mit ihren anstoßen-
den Gebäulichkeiten, die im XIV. Jahrh. eine sehr starke
Erweiterung erfuhren. Der bald darauf erfolgte Ein-
sturz der beiden Westtürme veranlaßte den Ausbau in
der spätgotischen Periode, und welch' malerischen An-
blick die ganze, zwischen den beiden Maasarmen herr-
lich gelegene Baugruppe noch im Jahre 1632 bot,
beweist die beigefügte Abbildung. Nach weiteren Un-
glücksfällen erfolgte 1795 die Säkularisation, und ein
Jahrzehnt später schien auch der Abbruch der Kirche
bevorzustehen. Die Bestimmung zur Pfarrkirche ver-
hinderte ihn, und seitdem haben Staat und Kirche zu-
sammengewirkt zur Herstellung und Ausstattung. Mit
der Beschreibung des Bauwerkes, seines Äußeren, wie
seines glänzend ausgestatteten Inneren beschäftigt sich
der II. Teil, der Altes und Neues umfaßt, manche
Einzelheiten erwähnt, die nur dem liebevoll Einge-
weihten geläufig sind. Schnütgen.

Steinle-Mappe. Zehn Bilder und eine Leiste.
Auswahl und künstlerische Einführung von Dr. Joseph
Popp. Allgemeine Verlagsgesellschaft in München
1907. (Preis 3,50 Mk.)
Daß Steinle als Künstlerpersönlichkeit wieder in
den Vordergrund tritt, ist namentlich Joseph Popp zu
danken, der ihm das hier (XIX, 350/351) besprochene
kleine, aber sehr charakteristische Buch gewidmet hat, und
die dort kritisch, dem Wesen nach richtig gebotenen An-
schauungen über die künstlerischen Vorzüge und Mängel
Steinles in der vorliegenden Mappe weiter begründet
und nachweist an der Hand von 10 Bildern, die dem
Legenden- und Märchenkreise wie der Allegorie, also
den beiden, die eigentliche Bedeutung Steinles be-
zeichnenden Gebieten entnommen sind. So wichtig
seine Stellung in der Geschichte der neuen kirchlichen
Kunst, der Wand- und Altarmalerei auch ist, sie
bildet nicht den Höhepunkt seines originalen Könnens,
weder hinsichtlich der Erfindung, noch der Darstellung;
er war ein Produkt der romantischen Richtung, ein
Malerpoet, fast noch mehr als Schwind, den er auch
in Anmut der Linienführung übertraf, an Gemütstiefe
nicht ganz erreichte. — An die 10 auf Grund von
Bleistift- und Sepiazeichnungen wie Aquarellen hier
gebotenen, sehr gut wiedergegebenen Bilder knüpft
 
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