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Zeitschrift für christliche Kunst — 20.1907

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Bücherschau
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315

1907. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10.

316

Bücherschau.

Die Allgemeine Kunstgeschichte von Dr.
P. Albert Kuhn (Benziger & Co. in Einsiedeln) ist
bis zur 40- Lieferung gediehen, welche die Ge-
schichte der Architektur und der Plastik zum
Abschluß bringt, so daß nur noch eine, auch die
Malerei abschließende Doppellieferung erübrigt, welche
dazu ausgiebige Inhaltsverzeichnisse, die Haupttitel der
6 Halbbände usw. bringen soll. — Somit steht das
Ende des monumentalen Werkes unmittelbar bevor,
zur Freude für so Viele, die seiner Entwicklung mit
steigender Befriedigung und Sehnsucht gefolgt sind, zur
Genugtuung für den greisen Verfasser, der an der
Lösung der Riesenaufgabe trotz aller Schwierigkeiten
unermüdlich weitergearbeitet hat, ihr stets dieselbe Sorg-
falt zuwendend im Vertrauen auf den Stern, der ihn
bis ans Ziel führen werde. Gerade das Ende trug
die Last, denn in dem "Wirrsal des Kunstschaffens der
neuesten Zeit die Führerrolle zu übernehmen, erschien
ihm selber als „ein arges Wagnis". Daß aber die
Festigkeit der ästhetischen Grundsätze und die Klar-
heit der Anschauungen auch hier den Weg ebneten,
beweist ein Blick in die neueste Lieferung, die in
je 3 Abteilungen für das Gebiet der Baukunst wie
der Plastik die Zeit der Nachbildungen, Weiterbildungen,
Neubildungen in Deutschland und etwas knapper auch
in den übrigen Ländern, behandelt. — In der „Ein-
führung" für jeden der beiden Zweige werden Ver-
ständigung über die leitenden Gesichtspunkte erstrebt,
sowie die hervorragendsten Denkmäler der einzelnen
Gruppen beschrieben, abbildlich vorgeführt in der
Architektur durch 47 Textillustrationen wie auf zwei
doppelseitigen Tafeln, zu denen zwei weitere für die
Kunstindustrie hinzukommen. — Die Plasik hat
in 68 Textbildern und zwei doppelseitigen Tafeln ihr
ebenfalls sorgfältig ausgewähltes Illustrationsmaterial
gefunden, in dem die Hauptrichtungen zum Ausdruck
gelangt sein dürften. — Wer bis jetzt, angesichts des
langsamen Fortschrittes, Bedenken gehabt haben sollte,
das vortreffliche Werk anzuschaffen, wird nunmehr, da
die Krone winkt, jeden Zweifel fallen lassen. — Bald
nach dem Erscheinen der Schlußlieferung soll hier
ein Ueberblick über das ganze Opus erfolgen.

__________Schnütgen.

Manuel d'Archeologie chretienne depuis les
origines jusqu'au VIII siecle par Dom H. Leclercq.
Letouzey et Ane ä Paris, Rue des Saints-Peres.
(Pr. 20 fr.)
Der gelehrte Verfasser bietet hier ein Handbuch
der christlichen Archäologie, wie sie sich aus den
Denkmälern des Christentums ergibt von seinem An-
fange an bis zur karolingischen Renaissance im Abend-
lande, bis zum Bilderstreit im Orient, so daß also hier
der altchristliche Einfluß bis zu seinen allerletzten Aus-
läufern verfolgt wird. Die Abbildungen: 156 im L, 152 im
II. Band, beruhen sämmtlich auf neuen, ungemein
klaren, daher für das Studium, auf das sie berechnet
sind, höchst brauchbaren Zeichnungen Riolets, und be-
gleiten den Text in überaus instruktiver Weise. —
Der I. Band ist vornehmlich den Vorfragen und der
Statistik gewidmet, in welcher der überall das Syste-
matische betonende Verfasser, wie kaum ein Anderer,
bewandert ist. Die Geschichte der Archäologie ihre

Chronologie, Topologie, literarischen Quellen und Be-
griffsbestimmungen bilden eine Art von Einleitung.
Dann werden nacheinander die verschiedenen Einflüsse
in neuer Beleuchtung geprüft: die jüdichen, mithra-
stischen, klassischen, christlichen. Sehr gründlich sind
die Kapitel über die Katakomben und Begräbnißstätten,
wie über die christlichen Kirchen zur Zeit der Ver-
folgungen. — Große Appendizes, wie sie nur aus
solcher Vertrautheit mit den Denkmälern hervorgehen
können, bringen den I. Band zum Abschluß. Sie um-
fassen den (ersten) Versuch, die hauptsächlichsten Denk-
mäler in alphabetischer Reihenfolge der Länder auf
70 Seiten zu klassifizieren; sodann die Schilderung
der Kunstleistungen und Kirchhöfe der Juden, endlich
die Zusammenfassung der KatakombendarsteÜungen in
Rom und Neapel, also äußerst dankbare Gruppie-
rungen. — Der IL Band beschäftigt sich mit den
Einzelheiten und behandelt sie in einem sehr gründ-
lichen, durch die instruktiven Abbildungen vorzüglich-
illustrierten Art. Dem langen Kapitel über die Archi-
tektur in den einzelnen Ländern geht mit Recht ein
grundlegendes Kapitel über die einzelnen Konstruk-
tions-Arten und -Mittel voraus. Dann folgen in 13 Ka-
piteln sehr übersichtlich und mit zahlreichen neuen Ge-
sichtspunkten die einzelnen Ausstattungskünste und Tech-
niken: die Malerei, Mosaik, Bildhauerei mit Einschluß
der Polychromie, das Relief, die Elfenbeinschnitzerei,
der Steinschnitt, die Goldschmiede- und Emaillierkunst,
die Glasbläserei mit Einschluß ihrer Verzierungen, die
Keramik, der Metallguß, die Münzenprägung, die
Weberei, die Buchmalerei, zuletzt die Kleinkünste in
ihren mannigfachen Betätigungen. — Neben der Reich-
haltigkeit und Zuverlässigkeit erscheint als Hauptvor-
zug auch der Umstand, daß auf diesem immer Neues
zutage föidernden Gebiete die Entdeckungen bis in
die jüngste Zeit berücksichtigt sind. — Also ein Werk,
das höchste Anerkennung verdient und für das auch
in Deutschland wärmste Begrüßung erwartet werden
darf. __________Sclinütgen.

Herders Konversationslexikon hat durch
das Erscheinen des VIII. Bandes sein Ende erreicht,
bis zu diesem durchaus treu seinen Grundsätzen hin-
sichtlich der . Anschauung, Anordnung, Ausdehnung,
Ausstattung. Geradezu bewunderungswürdig ist die
trotz der Knappheit erlangte Vollständigkeit, wie sie
nur den vollkommenen Beherrschern des Stoffes er-
reichbar ist. Wer im Schlußbande die (für unser
Referat maßgebenden), das Kunstgebiet betreffenden
oder berührenden Artikel prüft, wie Spitzen, Steingut,
Straßen, Teppiche, Textilkunst, Theater, Tizian, Trachten,
Uhr, Uniformen, Waffen, Wege, Weberei, Wirkerei,
Wohnhaus wird erstaunt sein, im engen Rahmen so
viel Belehrung und inbetreff dunkler Fragen so reiche
Aufklärung zu finden, bei der selbst der Fachmann
nicht leer ausgeht, der Interessent rasch und doch
zuverlässig orientiert ist. Dabei sind die Illustrationen,
die gerade in dieser Sphäre fast unentbehrlich geworden
sind, nicht nur nicht gespart, sondern in vortrefflicher
Auswahl und durchweg guter Ausführung reichlich bei-
gegeben. Nicht leicht war es zur Gewinnung des
Überblickes aus dem enormen Apparat das Charakte-
 
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