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Zeitschrift für christliche Kunst — 24.1911

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Supka, G.: Beiträge zur Darstellung der Luftfahrt Alexander des Großen
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4275#0178

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313

1911. _ ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10.

314

menschlicher Gestalt" erscheint nun auf der
Darmstädter Platte als ein dem König ent-
gegenfliegender, beflügelter Putto, der ihm
einen Kranz entgegen hält. Unter syrisch-
hellenischem Einflüsse mag diese Gestalt den
Niketypus angenommen haben, wie wir ihn
an S. Marco finden. Daß dieses Zusammen-
gehörigkeitsgefühl im christlichen Mittelalter
lebte, kann vielleicht daraus gefolgert werden,
daß eine lombardische Handschrift des
Mittelalters, die offenkundig unter dem Ein-
flüsse von Venedig
steht, eine (mißver-
standene) Darstellung
dieser Szene in Mini-
atur bringt. Saccardo
beschreibt dieselbe:
„Ce sujet se trouve
dans une miniature
d'un manuscrit necro-
logique qui servait
ä l'Abbaye de Sainte-
Sophie de Benevent.
Le roi est couronne,
porte dans la main
droite un sceptre
termine par un lis
(der mißverstandene
Köder!) et tient la
gauche en rouleau.
II est en pied dans une caisse ornee de bandes,
attachee ä Taxe horizontal des roues par deux
baguettes verticales. Au bas se trouve une
mscription en caracteres lombards, et ä droite
s'eleve une figurine d'abbe (?) prechant et
benissant le roi"8). Solch ein Mißverständnis
konnte natürlich leicht unterlaufen, wenn man
bedenkt, daß die Platten in ziemlicher Höhe
an der Kirchenwand angebracht sind, und dabei
wahrscheinlich recht dick unter Schmutz staken,

8) Op. c. S. 559, vgl. die Abb. 18 bei Panzer.

Abb. 4.

Goldemailscheibe <
Pala d'oro in S.

wie sie auch kurz vor den Onganiaschen Auf-
nahmen vollständig unkenntlich waren. Außer-
dem arbeitete der lombardische Miniator auch
sicher nur aus dem Gedächtnis, oder der
Erzählung anderer.

Die nächste Analogie, die ich anführen
möchte, läßt sich ohne vorhergehende Kenntnis
der Ortokidenschüssel gar nicht enträtseln. Es
ist eine cloison-email-Scheibe auf der unteren
Bordüre des Pala d'oro in S. Marco. Dar-
gestellt ist ein byzantinischer Herrscherkopf
in einem runden Me-
daillon, wovon rechts
und links je einGreif mit
gespreitzten Flügeln
emporsteigt. (Abb. 4).
Einiges arabesken-
artiges Rankenwerk
entspricht dem orien-
talisch - dekorativen
Prinzip der Raum-
füllung. Da ist natür-
lich kaum mehr ein
Erinnerungszeichen an
die Himmelfahrt des
Makedoniers; ich er-
achte es doch in An-
betracht der cloison-
Schüssel nicht nur für
nicht ausgeschlossen,
sondern sogar für wahrscheinlich, daß dem
Verfertiger dieser Scheibe, der die Typen der
mittelalterlichen Moral kannte, zweifelsohne
der Typus der Hoffart (= Hochfahrt), wie
sie im Mittelalter durch Alexanders Himmel-
fahrt dargestellt wurde, vorschwebte9). In dieser
Darstellung mag die Szene wirklich zum
Symbol vereinfacht worden sein.

Budapest. G. Supka.

on der unteren Randleiste der
Marco zu Venedig.

9) Vgl. die geistvollen Ausführungen Panzers über
dieses Thema a. a. O. S. 11 s.

Bücherschau.

R. Herzig. Der Dom zu Hildesheim und seine

Kunstschätze. 66 Abbildungen im Text und 1 Tafel.

106 S. Hildesheim, August Lax, 1911.

Eine Art Führer durch den Hildesheimer Dom

schreibt Herzig. Als langjähriger Leiter der Restaurations-

arbeiten ist er mit der Baugeschichte durch und durch

vertraut geworden und deshalb durchaus zuverlässig in

seinen Angaben, soweit sie den Bau an sich und sein

Inventar betreffen. Anders bei der Besprechung des

Domschatzes, dem der letzte Teil des Büchleins ge-

widmet ist. Hier ertappt man den Verfasser hin und
wieder auf Ungenauigkeiten, die sich zumeist auf
veraltete Angaben stützen. ,,Unser leven vrowen
hilgedom" Ludwig dem Frommen zuschreiben zu
wollen, ist reichlich gewagt. Üb der Seite 82 abge-
bildete Kreuzfuß ein ProvisurgefäÜ gewesen ist? Ich
glaube es nicht, trotz der Vielzahl der Abteilungen im
Inneren. Hier ist sicher eher an ein sogenanntes „Grab1-
zu denken, wie es uns Behälter in ähnlicher Form in Berlin
(Kunstgewerbe-Museum, aus Hildesh.); im Kensington
 
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