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Die Gartenkunst — 12.1910

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Zobel, Victor: Alte deutsche Gärten, [3]: Der Gutsgarten von Buch
DOI Artikel:
Pudor, Heinrich: Waldaufbau oder Waldraubau?
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https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0032

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24

DIE GARTENKUNST.

XII, 2

Aus dem Gutsgarten von Buch: Orangerie.

immer noch wegen des hohen Standes seiner Pflanzen-
Kultur von überallher die Gärtner angezogen, die nicht
nur gärtnerische Kenntnisse erwarben, sondern auch
die Formen des holländischen Gartens in ihrer Heimat
bekannt machten und verwendeten. So bezeichnet
die holländische Art für die Zeit des französischen
Gartenstils allerdings eine eigene Form, an sich jedoch
nur eine überlebte. Übrigens erscheint es wahrschein-
lich, daß auch die von den Nachtretcrn Lcnotrcs für
den französischen Garten aufgestellte seltsame For-
derung der völligen Ebenheit diesen späten Einflüssen
der holländischen Weise zuzuschreiben ist.

Waldaufbau oder Waldraubbau?

Von Dr. Heinrich Pudor.

An den berühmten Sperlingsbergen bei Moskau
befindet sich ein Birkenwäldchen, von dem jeder ein-
zelne Baum von dem größten Baumeister Rußlands,
dem Zimmermann und Zaren Peter dem Großen, mit
eigener Hand gepflanzt wurde. Wenn solche Anschau-
ungen im heutigen Rußland gang und gäbe wären!
Nicht Kulturen zu zerstören (siehe die Vergewaltigung
Finnlands), sondern Kulturen aufzubauen! Einst war
es auch in Deutschland Sitte, daß bei jeder Geburt
ein Baum gepflanzt werden mußte. Lind welche Ver-
ehrung unsere Altvorderen den Bäumen entgegen-
brachten*); erhellt noch heute aus der Sitte des Christ^

*) Diese Verehrung kann man vielleicht als ein weiteres
Beweismittel für die Nordpolarheimat unserer skandinavischen
Vorfahren anführen. Denn am Nordpol gab es keine Bäume
und ein Baum mufste daher dort, auch wenn es vor der Ver-

baums und Maibaums. Aber ich will
dem Leser bei Leibe nicht mit diesen
archaischen Kulturbeweisen für die
heilige Hoheit des Baumes, sondern
ich will ihm ganz modern „kom-
men". Die Kohlengruben sind be-
kanntlich aus uralten Wäldern zu-
sammengepreßt. Diese Kohlenlager
der Erde sind nicht unerschöpflich,
sondern haben nur eine gewisse Dich-
tigkeit. Und zudem haben wir heute
eine viel wohlfeilere Kraft, als die
Kohle gefunden, nämlich das Wasser.
Die elektrische Ausnützung der Was-
serkräfte bildet geradezu den Inhalt
unserer heutigen und nächst zukünf-
tigen industriellen Arbeit. So in Ame-
rika , in Norwegen, in Bayern, in
Spanien, in Afrika. Aber der Reich-
tum der Wasserkräfte ist direkt und
unmittelbar von dem Waldreichtum
des Landes abhängig. Bäume brau-
chen nicht nur Wasser, sondern er-
zeugen auch Wasser und Wälder
nähren Ströme! Die Amerikaner mußten es nach dem
Raubbau, den sie an ihren Wäldern getrieben hatten,
erfahren, daß die gewaltigen Wassermassen des Missis-
sipi von Jahr zu Jahr zusammengingen. Und die
Brotkammern Rußlands sind wesentlich durch die ge-
eisung solche gegeben hat, Anbetung gemessen. Auf Island
gibt es noch heute nur Bäume, soweit sie das Meer aus Skan-
dinavien anschwemmt; auf der Insel selbst sind die höchsten
Bäume keine zehn Fufs hoch. Und als Verf. dieses Wäldchen
Islands sah, konnte er wohl begreifen, wie man Bäumen gött-
liche Verehrung zollen kann.

Aus dem Gutsgarten von Buch:
Heckenweg im holländischen Teile.
 
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