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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 3.1902-1903

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Das alte Münzgebäude in Strassburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.6478#0169

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Wappenmalerei aus dem alten Münzgebäude in Sirassburg \\bb7).

Pas aue müNzgebäupe in strassburg

^Lri Thomasplatze lichtet sich die stolze
Reihe der alten Kurien, der hervorragende-
ren bürgerlichen Bauten. Die vom Thomas-
stift erbauten Häuser «Zum Römer» und
«Zum Hahnenkrot» mussten vor Jahr
und Tag dem Neubau der Sparkasse
weichen. Nun ist auch noch ein anderes
Gebäude dem Erdboden gleich gemacht
worden, das an dem malerischen Gepräge
des alten Strassburg keinen unwesentlichen
Anteil hatte : das alte sog. Münzgebäude.
Von dem entzückenden Blicke, den die
Martinsbrücke mit den ihr benachbarten
Gebäuden bietet, wissen alle litterarischen
Quellen begeistert zu berichten. Keine reiz-
volle Fassade lockte uns heran, aber dafür
stolze Giebel und zwei stattliche, gross-
angelegte Erker, von denen es sich nicht
ohne weiteres feststellen lässt, ob nicht
einer etwa einst als Hauskapelle diente. So
war die malerische Erscheinung, die das
alte Gebäude bot, zwar einfach, aber um
so wertvoller, als Strassburg nicht mehr
übermässig reich an Gebäuden ist, die in
ihrem Grundriss, in ihrem Schnitt auf die

Zeiten der Gotik zurückgehen. Im Schnitt
tritt uns auch hier das steile, deutsche
Dach entgegen, das in erster Linie das
Haus vor den Einflüssen der Witterung
schützen soll, indem es Schnee und Regen
nicht lange auf sich duldet. Der gotische
Dachstuhl des alten Münzgebäudes war ein
wahres Meisterwerk solider Konstruktion.
Dann gab die kunstvolle Treppe dem
Meister Gelegenheit, seine Kunst zu zeigen
Erfindender Geist und künstlerisches Ge-
fühl sprach ferner aus der Art und Weise,
wie die Erker zierlich gewölbt waren. Ein-
fachsind die Säulen und Pfeiler, mit schlich-
ten Einfassungsprofilen sind die Bogentüren
umrahmt. Es ergab sich aber, dass die
Wandflächen einen gleichmässigen Anstrich
hatten und dieser mittels kräftiger roter
Streifen mit einem regelmässigen Fugen
muster durchzogen war. Die architektonisch
besonders hervorragenden Punkte, wie
die Portale, Erker u. dgl. standen gewisser-
massen ausserhalb der Quaderung, sie
wurden in helle und dunkle Farben
gesetzt, um sie von den grossen Wand-

te
 
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