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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 3.1902-1903

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Helbing, Hugo: Handwerkskunst und Dilettantismus
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https://doi.org/10.11588/diglit.6478#0237

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HanpWerkskunst

UND

pilettantismus

Von H. HELBING.

'Cief im germanischen Gefühle wurzelt
die Freude am künstlerischen Schaffen.
Schon Chlothars Sohn, Gundovald, ver-
suchte in seiner Jugend, mit frohem Farben-
spiele die kahlen Wände der Kirche seiner
Heimat zu schmücken. Die Geschichte des
Dilettantismus, die leider noch nicht ge-
schrieben ist, würde ein merkwürdiges
Bild vor allem der ethischen Bedeutung
des Dilettantismus entwerfen. Seit Jahr-
hunderten flüchten begabte Menschen, die
der Erholung bedürfen, aus dem heftigen
Kampf der Interessen im öffentlichen, so-
zialen und wirtschaftlichen Leben in die
Hallen einer Göttin, die dem gewöhnlichen
Treiben des Tages entrückt, Befriedigung
und Erhebung spendet.

Der Dilettantismus, für viele die Würze
des Lebens, spielt in der Blüte der Kultur
eine höhere Rolle, als sich manche träumen lassen. Denken wir nur an
den Sammelpunkt deutschen Geistes- und Gesellschaftslebens, der sich am Ende des
i8. Jahrhunderts an einem kleinen Hofe im Norden des Vaterlandes bildete. Wei-
mar! Wenn wir diesen Namen nennen, steigt ein edler Kreis von Männern und
Frauen vor unserem Geiste auf, der sich zur Pflege eines künstlerischen Dilettantis-
mus vereinigt hatte.

Man würde aber irren, wenn man hieraus entnehmen wollte, dass nur dem
Zusammenleben hoher, bevorzugter Geister der Geist eines edlen Dilettantismus inne
wohne. Er blüht auch in dem stillen Kämmerlein und überall da, wo die Hand-
werkskunst zum Nachdenken anregt und Schaffen begeistert. Zu allen Zeiten und
in allen Ständen, vom Könige bis zum Hirten, hat es immer Menschen gegeben,
die aus Liebhaberei grössere und kleinere Geräte fertigten und verzierten. Von dem
Könige von Grossbritannien, Georg III. (geb. 1738, gest. 1820), ist z.. B. bekannt,
dass er sich in seinen Musestunden mit dem Drechseln zu beschäftigen pflegte und
viele Tabaksdosen in durchbrochenem Elfenbein kunstvoll arbeitete. Wie viele ge-

Pendnte mit Broncemontage (18. Jahrb.).
Im Schlosse zu Osthausen. o o r> r> n n n
 
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