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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 3.1902-1903

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Zum Kapitel: Veredelung der Handarbeit
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Möhring, Ernst: Zur modernen Stadtanlage
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https://doi.org/10.11588/diglit.6478#0218

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208

Zur modernen Stadtanlage.

gründet. Seitdem wir nicht mehr im
Gebiete der ästhetischen Erziehung- mit
leeren Phantomen spielen, nicht mehr um
unnützeSchlagwörter oder missverstandene
Principien streiten, sondern begonnen
haben, unter Anknüpfung an gegebene
Verhältnisse zu rechnen, dürfen wir auch
hoffen, dem Formensinn, dem Schönheits-
sinn und dem Gestaltungsvermögen auf
dem Gebiete der Handarbeit zu einem
wirklichen Siege zu verhelfen. Diese Mitbe-
herrschung der Verzierungskunst durch die
Geschmackswelt würde ihren Segen aber
gewiss weit über die Schule hinaus äussern.

Mit aufrichtiger Dankbarkeit wird das
Werk, das sich bescheiden als die
«leicht entworfene Skizze eines Lehr-
planes » einführt, von allen, die es mit
der Geschmacksbildung ernst und ehrlich
meinen, begrüsst werden. Die Handarbeit
als die Trägerin moderner ästhetischer
Ideen — wahrhaftig ein Gedanke, der es
wert ist, dass wir alle mithelfen, ihn in die
erste Reihe der Forderungen an unsere mo-
derne Frauenbildung zu stellen! F. L.

Haus in Nothalten (Eis.) IS. Jahrhunderl

Vignette von Hugo Höpfner.

£UR

MOPERNEN STAPTANLAGE

Gs ist doch etwas Herrliches um
moderne „Städteentwicklung" ! Wenn man
lange Jahre nicht in einer alten Stadt ge-
wesen, freut man sich so recht inniglich,
dass man sie kaum mehr wieder erkennt.
Das alte Gerümpel ist glücklich ver-
schwunden, die modernen hygienischen
Grundsätze sind überall zum Durchbruch
gekommen, Werden und Wachsen lässt
sich deutlich erkennen, und wir finden ent-
zückt, dass solch'eine alte Stadt ganz
umfangreiche Ringe angesetzt hat.

Kaum dass man es noch beson-
derer Mühe wert erachtet, auf die
rhythmisch erhabenen Linien alter
Kirchenbauten einige Rücksicht zu
nehmen. Und doch — die schwie-
rigste Aufgabe, die sich einem mo-
dernen Städtebaumeister bieten
kann, ist die: eine alte und eine
neue Stadt miteinander zu ver-
schmelzen.

Wir haben auch ein Neu-
Strassburg! Aber wie kommt es
doch, dass diese neue Stadtanlage
absolut nicht innerlich mit der
alten verwachsen will? Gewiss, die
Prunkbauten, die im neuen Stadt-
gebiete entstanden sind, verdienen
alle Anerkennung — jeder Fremde
aber wird bei aller Hochachtung vor
diesem wahrhaft monumentalen
Schaffen, bei aller Bewunderung der
Schönheit der einzelnen Bauten eine
frostige Empfindung nicht los. Und
 
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