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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 3.1902-1903

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Gässler, Jos.: Kunst und Kunstgewerbe auf dem Lande
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https://doi.org/10.11588/diglit.6478#0031

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KUNST uHp KUNSTGEWERBE
AUF PEM LANPE

Aus der Keramischen Abteilung
der Strassb. Kunstgewerbeschule.

Mit Benutzung arehivaliseher Beiträge von Vikar Jos. GÄSSLER

in Börsen.

Die Entwicklung- des mittelalterlichen Reichsstadt-
lebens, in dem auch kleinere Städte sich eigener Selbst-
herrlichkeit zu erfreuen hatten und sogar an allen Ge-
schicken und Wandlungen des Reiches Anteil nehmen
durften, ist aus naheliegenden Gründen auch für die
Pflege der Kunst und des Kunstgewerbes bedeutsam
geworden.

Die zehn elsässischen Reichsstädte nehmen gerade
nach dieser Richtung hin eine Sonderstellung in der kul-
turellen Entwicklung im Elsass ein, die sich ähnlich auch für jene Städtchen, wie
z. B. Borsch, ergibt, als deren Herrschaft das Strassburger Domkapitel in Betracht
kommt.

Fassen wir ihre allgemeinen Aufgaben ins Auge, so sind es : die Anlegung neuer
Festungswerke, die Erbauung neuer Gotteshäuser, die Gründung von Armen-
hospitälern.

Aber dazu gesellten sich noch Bedürfnisse besonderer Art, die aus den
veränderten sozialen Verhältnissen, namentlich aus der sich immer kräftiger
ausbildenden Verfassung des Gemeindewesens erwuchsen. Man bedurfte z. B.
gedeckter Hallen oder Lauben, welche da und dort den Namen : Reichslaube
erhielten. Diese waren der Sitz des bürgerlichen Gerichts innerhalb der Stadt.
Aus der «Reichslaube» entstand später in vielen Fällen unmittelbar das Rathaus.
Die «Ratsstube», auch «Herrenstub» genannt, der Beratungsort des Schulzen und
der Geschworenen bei einem guten Tropfen, brauchte aber nicht notwendig
im Rathaus zu sein.

In der Zeit Kaiser Maximilians lassen sich ernste Regungen feststellen, kirch-
liche und profane städtische Kunst in diese Gebiete des Elsass zu tragen, und
zwar durch eine Persönlichkeit, die in der Geschichte des Elsass viel genannt
wird, durch Nikolaus Ziegler. Den Ort Barr, samt den Reichsdörfern Heiligen-
stein, Gertweiler und Burgheim, und zugleich das Schultheissenamt von Ober-
ehnheim, hatte Kaiser Maximilian 1515 dem erwähnten, aus Nördlingen stam-
menden Nikolaus Ziegler und seinen männlichen Nachkommen verliehen «auf ewig
zu Lehen, als Lehen vom Hause Oesterreich, und als Afterlehen vom Reiche».
Eine letzte grosse Vergünstigung erhielt derselbe Nikolaus Ziegler im Jahre 1522
von Karl V., dessen Vicekanzler er war, indem derselbe ihm die erwähnten Besitz-
tümer zu Allodialeigentum verlieh.

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