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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 3.1902-1903

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Peter Flötner in Strassburg
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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.6478#0252

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242

Pcier Flötner in Strassburg.

grossen Reihe von trefflichen Guss-
medaillen verfolgen. Und es scheint
nicht unmöglich, dass der Pokal von
dem alten Hans Ulrich Stampfer im
wesentlichen noch entworfen wurde,
dass aber auf seinen Sohn Jakob das
Anleihen bei Flötner zurückzuführen ist.
Die Figuren Flötners sind durch Hinzufü-
gung der Attribute der freien Künste
etwas verändert, aber im wesentlichen
sind sie das geistige Eigentum Flötners.

Ferner befindet sich aus dem Nach-
lasse des Kanonikus Straub im Altertums-
museum in Strassburg ein Prunkschränk-
chen, ein sog. Cabinet, angeblich italienischer
Herkunft, aus der zweiten Hälfte des 16
Jahrhunderts. Vermutlich ist dieser reiche
Schmuck- und Toilettenschrein Augsburger
Herkunft. Der Kasten, der auf vier liegenden
Löwengestalten (in Silber) ruht, besteht
in seinem Kerne aus schwarzgebeiztem
Holz; die Verwendung farbigen Schild-
patts findet sich an den Vorderseiten der
zahlreichen Schubfächer, die als Felder
behandelt, mit feinen ornamentalen Bronce-
Einfassungen umgeben sind. Von beson-
derer Schönheit sind aber die in Silber
gegossenen Figuren. Standbildchen er-
scheinen oben auf dem Dache; eine sehr
schöne weibliche Gestalt (Diana) nimmt
die Mitte in der Nische der Türe des Ca-
binets ein. Ganz besonders lässt sich
aber hier die Art der unmittelbaren Be-
nützung der Plaketten beobachten. Ein
Teil der allbekannten Putten Peter Flöt-
ners hat hier eine überaus sinnige Ver-
wendung gefunden: es sind jene alle-
gorischen Einzelgestalten, deren beson-
dere Schönheit immer gerühmt wird:
Melpomene mit Buch, Thalia, Terpsichore
mit Harfe, Erato mit Geige. Noch eine
der vier an dem Schränkchen angebrach-
ten Plaketten, die kleine Versuchung
des Glaubens, ist eine Flötner Arbeit.

Der Kampf des Herkules, sowie
die beiden Triumphplaketten sind italieni-
sche Arbeit; der Meister der Herku-
lesplakette ist Moderne Die Plaketten
sind Silberarbeiten von nicht besonders
guter Erhaltung. '

Diese beiden in Strassburg aufbe-
wahrten Gegenstände unterrichten uns über
die verschiedentliche Verwendung der
Plaketten im allgemeinen und erbringen
auch zur Kenntnis der Popularität Flötners
einen wertvollen Beitrag.

Kleine Versuchung: des Glaubens. Plakette von P. Flötner.

KLEINE MITTEILUNGEN

Der in Heft 7, Seite 126 reproducierte
Renaissance-Brunnen befindet sich in Am-
merschweier.

Die Aufnahmen des Schlösschens Birken-
wald in demselben Hefte stammen von Herrn
Kommerzienrat Christmann in Zornhof bei
Zabern.

] Die Entdeckung dieser Plaketten ist Herrn
v. Klucaric zu verdanken, der auch eine möglichst
sorgfältige Reinigung der feinen Arbeiten in-
zwischen vorgenommen hat, die in erster Linie
die Schönheit der Ausführung, wohl aber auch die
Verschiedenheit der Abstammung derselben erst
recht hervortreten lässt.

Mit diesem Hefte schliesst
der dritte Jahrgang unse-
rer Zeitschrift. Wir bitten des-
halb unsere geehrten Abon-
nenten, das Abonnement zu
erneuern. Das Gesamt-Inhalts-
verzeiehnis sowie der Titel des
nunmehr beendeten dritten
Jahrganges liegt der nächsten
Nummer bei.

Für die Redaktion verantwortlich : Prof. Dr. Leitschuh in Strassburg.
 
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