Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen (3.1902-1903)

Jean Lamour : Abschlussgitter des Place Stanislas zu Nancy. (Aus A. Brüning.
Die Schmiedekunst, Verlag von Hermann Seemann Nachfolger, Leipzig), o n

PIE KUNSTGEWERBEMUSEEN

UND DAS

MOPERNE KUNSTGEWERBE

Xn ungeahnter Weise sind die For-
derungen an die Schulung der Kräfte des
modernen Kunstgewerbes gewachsen; ja,
man kann es fast aussprechen: nicht der
Fleiss und die Vorschule allein kann zu
wirklichen Erfolgen führen, es gehört auch
angebornes Talent dazu! Wie wurde einst
ein deutscher Kunstgewerbler angestaunt,
wenn es ihm glücklich gelang, die wuch-
tigen Formen eines Renaissanceschrankes
geschickt zu kopieren oder ein altes
Rococoornament nach einer Photographie
wieder zu beleben! Heute erntet keiner,
der solches vollbringt, auch nur einen
Schimmer von Anerkennung. Andere An-

forderungen sind an den Kunstgewerbler
herangetreten. Man verlangt, dass er aus
und für unsere Zeit schaffe, dass er unsere
Lebensgewohnheiten in Betracht ziehe,
dass er die modernen Techniken berück-
sichtige, dass er auch die Zierformen «aus
neuem Geiste» erstehen lasse.

So können wir täglich hören, dass uns
die alten Vorbilder nur als Anregung, als
Wegweiser dienen können und dass sie
auch da noch vorsichtig genug zu benützen
sind. Die Bedeutung der alten Kunstgewer-
bemuseen ist damit eine wesentlich andere
geworden. Wir wollen aber nicht missver-
standen werden. Das liebevolle Studium

13