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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 3.1902-1903

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Vom Büchertisch
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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.6478#0210

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200 Vom Büchertisch. —

Die vorliegende Sammlung künstlerischer
Pflanzenstudien, die später eine Erweiterung
und Abrundung durch Studien nach schönen
und charakteristisch geformten Wurzeln,
Blättern und Früchten erfahren soll, will ein
Beitrag sein für die weitere Vertiefung des
Naturstudiums zugunsten künstlerischen und
kunstgewerblichen Schaffens in Schule und
Werkstatt.

Im Arbeitsplane unserer künstlerischen
Ausbildung wird künftig noch mehr als jetzt,
namentlich im Bereiche der technischen und
gewerblichen Künste, also der Kunst im Hand-
werk, das Naturstudium einen ersten Platz
einzunehmen haben. Für die neue Kultur ist
seine Bedeutung von unabsehbarer Tragweite.
— Ob wir dem Beginne einer Kunstepoche,
ihrer Blüte oder ihrem Verfall gegenüber-
stehen, wir werden folgerichtig auf Grund
unserer jetzigen Entwicklung und natur-
wissenschaftlichen Erkenntnis stets auf die
ewig vorbildlichen Meisterwerke der Schöpfung
zurückgreifen müssen, um durch ihre Formen
und Farben, Linien und Silhouetten An-
regungen zu neuen Entwürfen und Gestal-
tungen künstlerischen Inhalts in uns aufzu-
nehmen.

Die grossen, ehrlichen Erfolge der soge-
nannten modernen Richtung bauen darauf auf;
ihre Hauptvertreter sind lediglich durch die
intime Art ihres persönlichen Naturstudiums
zu fest umrissenen künstlerischen Persön-
lichkeiten herangereift. Seders, Meurers und
Grassets berühmte Lehrwerke «Die Pflanze
in Kunst und Gewerbe », « Pflanzenfor-
men» und « Pflanzenbilder », sowie «La
Plante» sind zu Marksteinen in der Ge-
schichte der bildenden Kunst geworden,
und selbst bescheidenere Beiträge wie die der
Hamburger Pflanzenzeichner — als bekann-
teste nenne ich Oskar Schwindrazheim,
Schlotke und Haase — haben die Liebe zum
Pflanzenstudium in häuslichen und gewerb-
lichen Kreisen fühlbar geweckt.

Wir alle wissen, dass Vorbilder wie die
hier gebotenen keineswegs das Studium an
den Pflanzen selbst ersetzen sollen, wenn
auch in Fällen der Not, so beim Fehlen des
betreffenden Pflanzenindividuums, ohne wei-
teres dazu gegriffen werden soll und darf.
Die vorliegenden Studien wollen in erster
Linie ein Lehr- und Hilfsmittel sein, das
zeigt, in wie einfacher, klarer und dabei doch
völlig erschöpfender Nachbildung die Schön-

Kleine Mitteilungen.

heiten und Eigentümlichkeiten einer Pflanze,
einer Blume gegeben werden können.

Der Künstler hat dabei auf jede Effekt-
hascherei, auf jede groteske und bizarre, aber
auch auf jede stilistische Gesuchtheit und Um-
wandlung ' verzichtet. Einfach und natürlich
treten uns diese Pflanzenkinder in den ver-
schiedenen Zuständen ihres Wachstums: in
ihrer Entwicklung, ihrer Blüte und ihrem
Hinwelken glaubwürdig vor Augen. Das ist
ein grosser, nicht hoch genug anzuschlagender
Vorzug der Richterschen Studien. Nicht die
üppig erschlossene Blüte in ihrer berauschen-
den Pracht bietet dem technischen Künstler
die schönste Erscheinungsform, sondern die
härtere, herbere Form der Entwicklung und
Erschliessung von Blatt, Knospe und Blüte.
Sei in diesem Sinne das Werk eine zeit-
gemässe und nützliche Darstellung für die
weitere erspriessliche Nutzbarmachung des
Pflanzenstudiums in Schule und Werkstatt,
für Künstler und Kunstfreunde.

KLEINE MITTEILUNGEN

Berlin. — Der diesjährige Grosse Staats-
preis für Bildhauer (33oo Mk.) ist unter sieben
Mitbewerbern Herrn Arthur Hoffmann ver-
liehen worden. Unter den Bewerbern haben
die Konkurrenten den Preis anzugeben, für
welchen sie das definitive Werk anfertigen.

Nürnberg. - Preisausschreiben für neue
Nürnberger Spielwaren Ein Preisausschreiben
veranstaltet das Bayerische Gewerbemuseum
«zur Erlangung von Entwürfen zu charak-
teristischen I Iolzspielsachen, die geeignet sind,
im Sinne der kunsterzieherischen Bestrebungen
unserer Tage anregend und fördernd auf den
Geschmack und die Phantasie der Kinder
einzuwirken.» Zur Wahl gestellt sind: Möbel
für eine Kinderstube, Schrank für Spielsachen,
Puppenstube und Ausstattung, Kasperletheater,
Burg, Kaufladen, Stadt zum Aufstellen, Arche
Noah, Baukasten, Frachtwagen, Eisenbahn,
Steckenpferd, Puppen, Hampelmänner usw.
Auch freigewählte Gegenstände werden berück-
sichtigt. Die i3 Preise sind zu 200, 100 und
50 Mk angesetzt. Die Arbeiten können als
Zeichnung, als Modell oder in vollständiger
Ausführung eingesandt werden. Termin :
r. Juni 1903. Adresse: obiges Museum zu
Nürnberg.

Für die Redaktion verantwortlich : Prof. Dr. Leitschuh in Strassburg.
 
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