Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 3.1902-1903

DOI Artikel:
Studien zur Metzer Schule im Mittelalter, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6478#0181

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Oberlichtgitter, Mitte 13. Jahrhundert.

5TUPIEN ZUR METZER

5(flULE IM MITTELALTER

L

Metz galt bisher als eine der Haupt-
stätte karolingischen Kulturlebens. Karl
der Grosse hatte dort eine seiner Sänger-
schulen eingerichtet; der kühne Bau-
meister des Münsters zu Aachen war nach
glaubhafter Uberlieferung Odo von Metz.

Als den Hauptsitz der künstlerischen
Bewegung pflegte man das Kloster Saint-
Martin-aux-Champs devant Metz zu be-
zeichnen. Ohne Zweifel liegt auf zwei
Gebieten der Kunst die Tätigkeit der
frühmittelalterlichen Metzer Schule: auf
dem der Miniaturmalerei und der Elfen-
beinschnitzerei.

Wenden wir uns der ersteren zu, so
finden wir, dass man bisher dis Existenz
einer Metzer Miniatorenschule in karo-
lingischer Zeit annahm und dieser Schule
eine Reihe wichtiger in der Pariser Biblio-
thek auf bewahrter Handschriften zuschrieb.

Zu diesen Handschriften zählt auch
das Sakramental* des Bischofs Drogo von
Metz (826-855), seit 1802 in Paris, die

1 Die Abbildungen zu diesen Aufsätzen wer-
den in den nächsten Heften Veröffentlichung linden.

glänzendste Leistung der sog. Metzer
Schreibstube. Wir besitzen nur wenige
Werke aus dieser Zeit, welche in so ein-
heitlicher Weise illustriert sind und bei
welchen die künstlerische Phantasie so
folgerichtig die Gegenstände der Dar-
stellung gewählt hat.

Der künstlerische Schmuck des Drogo-
Sakramentariums besteht ausschliesslich
aus Initialen, in welche bildliche Darstel-
lungen eingezeichnet sind. Während bisher
solche Buchstaben nur vereinzelt auftraten,
dienten sie dem Maler des Drogo-Sakra-
mentariums durchgängig als Grundlage
des Bilderschmuckes. Er zeigt auch sonst
eine lebhaft bewegte Phantasie Die
Initialen weichen von dem gewöhnlichen
karolingischen Stil ab. Wir sehen nicht
durchflochtenes Bandwerk, das sog. Ge-
riemsel, als Füllung benutzt, sondern den
grünen oder braunroten mit Goldlinien
geränderten Grund von zierlichem Blatt-
werk umwunden (lettres fleuronnees). Der
Ziercharakter der Initialen ist so glücklich
gewahrt, dass der ornamentale Wert dieser
Handschrift auch für die moderne Zeit
 
Annotationen