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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 3.1902-1903

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"Sgraffit": eine neue Farbradiertechnik für Dilettanten
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https://doi.org/10.11588/diglit.6478#0024

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„5GRAFFIT"

Eine neue Farbradiertechnik für Dilettanten.

'Von Strassburg aus dürfte nun
auch einmal die Liebhaberkunst eine wert-
volle Neuerung empfangen ; eine Technik
mit obiger Bezeichnung sucht ihren Weg
in die kunstpflegenden Kreise und soll
die Aufgabe erfüllen, kleine wie grosse
Gegenstande aus Holz flächig zu
dekorieren.

Wie das in Italien vielfach angewandte
Sgraffito, eine Schichtung von zwei ver-
schiedenen, farbigen Kalklagen, ein Bild
ergiebt, das durch Gravierung in die
obere Lage entsteht, so benötigt das neue
Verfahren, das die Herren F. Nockher und
A. Butz in Gestalt eines entsprechend
eingerichteten Kastens in den Flandel
bringen wollen, zwei Farbschichten, eine
Unterlage in Lack, einen Überzug in
Bierfarbe.

Wesentliche Vorteile gegenüber an-
dern, den Dilettanten erschlossenen Ar-
beitsweisen, z. B. dem Holzbrand, sind: eine
abwechslungsreiche, effektvolle Flächen-
und Linien-Wirkung, Verwendbarkeit auf
sämtlichen Flolzgegenständen der Holz-
brand- und ähnlicher Industrien. Haltbar-
keit und billiges Arbeitsmaterial und
schliesslich kaum nennenswerter Geruch,
dabei keinerlei Explosionsgefahr.

Nachfolgende Anleitung wird, wenn
sie gewissenhaft befolgt wird, sicherlich zu

erfreulichen Resultaten führen und den
Ausübenden für Aufwand an Fleiss und
Sorgfalt zweifelsohne reichlich belohnen.

1 >ie zu dekorierenden Artikel müssen,
sofern sie nicht absolut glatt in Holz
(kein Tannenholz, weil zu weich), gearbeitet,
mit einem Kreidegrund überzogen werden,
derselbe besteht zur Hälfte aus dünn-
flüssigem Hasen-Leim, zur Hälfte aus
Schlemmkreide, dieser Kreidegrund wird
zwei- bis dreimal mit Borstenpinsel aufge-
tragen, gespachtelt, d. h. mit der Spachtel
geglättet, dann mit Wasser und Bimstein
geschliffen, und abermals gespachtelt. Es
empfiehlt sich mithin, der Einfachheit
halber die Gegenstände von Holzwaren-
fabriken gebrauchsfällig zu beziehen.

Zur Ausübung der Sgraffit-Technik
wird an Material benötigt: Radierholz,
Pinsel, pulverisierte Farben, Mörser,
Spachtel, gelber Schellack, pasteurisiertes
Bier, Spiritus, weisser Politurlack, Fixier-
rohr.

Um die beiden benötigten Farben-
schichten, von denen die untere hart sein
muss, zu erhalten, wird der betr. Gegen-
stand mit Lackfarbe überzogen, nicht
ohne zuvor schellackirt worden zu sein.
Unebenheiten werden in getrocknetem
Zustande durch Glaspapier entfernt.

Der Ton der Lackfarbe richtet sich
 
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