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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 3.1887

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Focke, J.: Beiträge zur Geschichte der Kunsttöpferei, [9]: Fayencefabrikation zu Vegesack und Lesum
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https://doi.org/10.11588/diglit.4106#0036

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Nufnähearbeit in Seide, Gald nnd Silber auf grünenr Ntlas. Spanien, 16. Jahrh.

Beiträge zur Geschichte der Kunsttöpferei.

IX.

Faycncefabrikation zu Vegesack und Lesum.
von IZ. Focke.

Mit Abbildungen.

Jn Jaennicke, Grundriß der Keramik
S. 787, findet sich nnter den dem Namen nach zn
erwähnenden Hartporzellanfabriken auch „Vege-
sack bei Bremen" angegeben, und Demmin,
Keramikstndien II, S. 43 enthäkt dieselbe No-
t>z niit dem Zusatze „1718 durch Kuntze er-
Uchtet." Die über diese Fabrikation angestell-
irn Nachforschnngen verliesen zunächst resultatlos,
indem Herr Demmin auf Anfrage erklärte, daß
^r die Quelle sür seine Angabe leider nicht
^uehr zu benennen vermöge, und nachdem ferner
die Archive zu Bremen und Hannover vergeb-
iich um einschlägliches Material angesprochen
ivorden waren. Als sich aber ergeben, daß ein
nlterer Gebäudekomplex in Vegesack im Bolks-
wunde noch vielfach „der Potthof" oder „die
^vrzellanfabrik" benannt wurde, und nachdem
^urch Privaturkunden des Eigentümers ermit-
lrlt war, daß dieses Grundstück früher zur be-
uachbarten hannoverschen Ortschaft Aumund
Jchört hatte, fanden sich im Besitze der kvnig-
lichen Behörden zu Blumenthal und Stade um-
fangreiche ältere Akten, die mit dankenswerter
^iberalität znr Verfügung gestellt wurden, vor,
welche die Geschichte einer von Mitte vorigen
^ahrhunderts an in Aumund (Vegesack) und in
nahebei belegenen Dorfe Lesnm betriebenen
3"Yencefabrikation klarstellteu. llber die Grün-
^ung riner Hartporzellanfabrik in Vegesack hat
fich dagegen bisher nicht das geringste ermit-
lrln lassen, so daß die Richtigkeit der oben an-
bchührten Angaben in den Handbüchern einst-
^ueilen auf sich beruhen bleiben muß. Wenn
wiierseits bestimmt anznnehmen ist, daß bei
wiier sv früh errichteten Fabrik für echtes Por-

zellan die Behörden ihre Hand im Spiele ge-
habt haben nnd daher Verhandlungen und Ak-
ten über den Gegenstand erwachsen sein müssen,
so ist andrerseits hervorzuheben, daß in dem
Zeitraum von 1666—1741, in welchen jene
Griindung fallen soll, die staatsrechtlichen Ver-
hältnisse Vegesacks sehr verwickelte und vielfach
bestrittene waren. Schweden, Hannover und
Bremen zankten sich um den faktischen, recht-
lichen und oberhoheitlichen Besitz der wichtigen
Hafenstadt, und es ist sehr wohl möglich, daß
Verhandlungen wie die hier fraglichen sich,
wenn noch vorhanden, in so tiefe Winkel ver-
steckt haben, daß sie nur ein glücklicher Zufall
ans Licht bringt. Möglich, daß auch die Ent-
deckung von Scherbenlagern die Stelle der al-
ten Betriebsstätte für echtes Porzellan uns
wieder erschließen wird. Einstweilen sind wir
auf die wiederentdeckten seit 1750 in Vegesack
(Aumund) und Lesum betriebenen Fayence-
fabriken angewiesen, welche, wenn auch nicht
von Fürstengunst getragen oder dnrch künstle-
rische Kräfte gefördert, doch während eines
vollen Menschenalters soviel lokale Bedeutuug
besessen haben, daß sich ihre Besprechung in
diesen Blättern rechtfertigen wird.

Die Geschichte dieser Betricbe zerfüllt in
drei Abschnitte.

Diderich ter Hellen gründete mit seinem
BruderWilhelm ter Hellen und seiuem Schwa-
ger, dem Eltermann Johann Christoph Mül-
hausen, 1750 eine „Pottbeckerey, Zuckerform-
und Porzellainfabrik" in Aumund nahe bei Vege-
sack. Daß es sich dabei nicht um Übernahme
einer älteren Fabrik, sondern um einen voll-
 
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