ge Vergleichsstücke: Aus Beilngries, Lkr. Eichstätt, (Abb.
27) und aus dem eponymen Fundort Hallstatt selbst. Im
Mittelmeerraum, u. a. in Griechenland, galten solche Brat-
spieße als Zahlungsmittel und Vermögensgut. In dieser Ei-
genschaft wurden sie sogar in Heiligtümern aufbewahrt
und fanden — besonders bei Griechen und Etruskern — als
Gelageattribute und Kennzeichen für Besitz und gehobene
Lebensführung schon früh Eingang in die Bestattungssit-
ten. Entsprechend werden diese Gerätschaften auch auf
bildlichen Darstellungen — so auf der bekannten Gertosa-
Situla von Bolgona — im Zusammenhang mit jenseitsbezo-
genen Eßgelagen dargestellt. Das Vorkommen von Brat-
spießen in Großeibstadt, Beilngries und Hallstatt bezeugt
somit einmal mehr die intensiven Beziehungen des Grab-
feldgebietes zum östlichen Hallstattbereich, der seiner-
seits unter italischem Einfluß stand.
Bezeichnenderweise handelte es sich bei jenem Grab mit
den Bratspießen um die am reichsten ausgestattete Groß-
kammer der zweiten Großeibstädter Nekropole, die sich in
jeder Hinsicht mit Grab 1 von 1954/55, dem reichsten des
Nachbarfriedhofes (I), messen kann. Die Sohle des aufwen-
dig gebauten Wagengrabes 14/1981 lag fast zwei Meter un-
ter der heutigen Erdoberfläche. Die — offenbar antik ge-
störte — Gruft maß im Lichten 5,7 x 2,4 m und war oben mit
einer rund 8 x 3,5 m großen Steinpackung überdeckt. Sie be-
saß als einzige noch einen Steinkranz, der zu einem sehr
kleinen Grabhügel mit nur ca. 15 Metern Durchmesser ge-
hörte: Ein Zeichen dafür, daß in Großeibstadt — im Unter-
schied zu den jüngeren, erst im Verlauf der Stufe Ha D er-
richteten Großgrabhügeln Unterfrankens — der Bau monu-
mentaler Grabhügel nicht notwendigerweise ein Mittel zur
Kennzeichnung des gehobenen sozialen Ranges war.
Ein solches Mittel war jedoch zweifelsohne die reiche, ca.
36 Gefäße umfassende Geschirrausstattung dieser Kam-
mer, die zugleich als Ausdruck bestimmter religiös-kulti-
scher Vorstellungen zu bewerten ist. Zu ihr gehören auch
drei der sieben schon erwähnten Bronzegefäße: Eine eimer-
förmige Situla mit Eisenhenkeln, eine punzverzierte Breit-
rand-Fußschale sowie ein kleines punzverziertes Schöpf-
kännchen mit Hebelgriff, das in einem der Großbehälter
lag. Besonders reichhaltig waren das beigegebene Zaum-
zeug und weiteres Schirrungszubehör, das neben dem Ei-
senmesser mit den Fleischbeigaben lag. Es bestand aus
über 60 Eisengegenständen (meist Ringen veschiedener
Art), dabei fanden sich noch zahlreiche bronzene Ringchen,
Schieber und Ringfußknöpfe (Riemenverteiler). Von den
übrigen Funden dieses Wagengrabes, zu dessen Radnaben
sich in böhmischen Kammergräbern genaue Entsprechun-
gen finden (Abb. 28), seien schließlich noch zwei eiserne
Aufsatztüllen mit anhängenden Klapperkettchen erwähnt,
die als Bekrönung vergangener Holzstäbe anscheinend zu
einem Joch- oder Kummetaufsatz gehörten. (wa)
28 Rekonstruktion des bronzebeschlagenen Totenwagens aus Rappersdorf, Lkr. Kitzingen. Raddurchmesser etwa 85 cm.
Hallstattzeit.
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27) und aus dem eponymen Fundort Hallstatt selbst. Im
Mittelmeerraum, u. a. in Griechenland, galten solche Brat-
spieße als Zahlungsmittel und Vermögensgut. In dieser Ei-
genschaft wurden sie sogar in Heiligtümern aufbewahrt
und fanden — besonders bei Griechen und Etruskern — als
Gelageattribute und Kennzeichen für Besitz und gehobene
Lebensführung schon früh Eingang in die Bestattungssit-
ten. Entsprechend werden diese Gerätschaften auch auf
bildlichen Darstellungen — so auf der bekannten Gertosa-
Situla von Bolgona — im Zusammenhang mit jenseitsbezo-
genen Eßgelagen dargestellt. Das Vorkommen von Brat-
spießen in Großeibstadt, Beilngries und Hallstatt bezeugt
somit einmal mehr die intensiven Beziehungen des Grab-
feldgebietes zum östlichen Hallstattbereich, der seiner-
seits unter italischem Einfluß stand.
Bezeichnenderweise handelte es sich bei jenem Grab mit
den Bratspießen um die am reichsten ausgestattete Groß-
kammer der zweiten Großeibstädter Nekropole, die sich in
jeder Hinsicht mit Grab 1 von 1954/55, dem reichsten des
Nachbarfriedhofes (I), messen kann. Die Sohle des aufwen-
dig gebauten Wagengrabes 14/1981 lag fast zwei Meter un-
ter der heutigen Erdoberfläche. Die — offenbar antik ge-
störte — Gruft maß im Lichten 5,7 x 2,4 m und war oben mit
einer rund 8 x 3,5 m großen Steinpackung überdeckt. Sie be-
saß als einzige noch einen Steinkranz, der zu einem sehr
kleinen Grabhügel mit nur ca. 15 Metern Durchmesser ge-
hörte: Ein Zeichen dafür, daß in Großeibstadt — im Unter-
schied zu den jüngeren, erst im Verlauf der Stufe Ha D er-
richteten Großgrabhügeln Unterfrankens — der Bau monu-
mentaler Grabhügel nicht notwendigerweise ein Mittel zur
Kennzeichnung des gehobenen sozialen Ranges war.
Ein solches Mittel war jedoch zweifelsohne die reiche, ca.
36 Gefäße umfassende Geschirrausstattung dieser Kam-
mer, die zugleich als Ausdruck bestimmter religiös-kulti-
scher Vorstellungen zu bewerten ist. Zu ihr gehören auch
drei der sieben schon erwähnten Bronzegefäße: Eine eimer-
förmige Situla mit Eisenhenkeln, eine punzverzierte Breit-
rand-Fußschale sowie ein kleines punzverziertes Schöpf-
kännchen mit Hebelgriff, das in einem der Großbehälter
lag. Besonders reichhaltig waren das beigegebene Zaum-
zeug und weiteres Schirrungszubehör, das neben dem Ei-
senmesser mit den Fleischbeigaben lag. Es bestand aus
über 60 Eisengegenständen (meist Ringen veschiedener
Art), dabei fanden sich noch zahlreiche bronzene Ringchen,
Schieber und Ringfußknöpfe (Riemenverteiler). Von den
übrigen Funden dieses Wagengrabes, zu dessen Radnaben
sich in böhmischen Kammergräbern genaue Entsprechun-
gen finden (Abb. 28), seien schließlich noch zwei eiserne
Aufsatztüllen mit anhängenden Klapperkettchen erwähnt,
die als Bekrönung vergangener Holzstäbe anscheinend zu
einem Joch- oder Kummetaufsatz gehörten. (wa)
28 Rekonstruktion des bronzebeschlagenen Totenwagens aus Rappersdorf, Lkr. Kitzingen. Raddurchmesser etwa 85 cm.
Hallstattzeit.
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