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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 27.1911

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Heft 7
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Jänecke, Wilhelm: Osnabrücker Gartenhäuschen und Gartentore
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https://doi.org/10.11588/diglit.35084#0085

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1911, 7.

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Seite 75.




Gartenhaus Iburger Straße 53 in Osnabrück (um 1775 für die Familie von Hammerstein-Loxten erbaut).

Säulen. Doch

Gartentor Iburger Straße 53 in Osnabrück (um 1800).

Gartenhaus Ziegelstraße 29 a in Osnabrück (um 1800 für die Familie Flohr erbaut).

zweier der ortsüblichen Heckengänge auf dem Abhange des
„Westerberges“ 1803 erbauten Häuschen an der Bergstraße
(Abb. S. 77). Das stark abfallende Gelände führte hier zur
Anordnung eines höheren Untergeschosses, als es sonst üblich
war. Dieses diente Wirtschaftszwecken, während das eigentliche
Gartenzimmer, hier durch eine lange, einläufige, auf die Um-
fassungsmauer gesetzte Freitreppe erreichbar, darüberliegt. Be-
sonders sinnvoll erscheint hier die Anordnung der Gerechtigkeit
in der kupfernen Wetterfahne, die sich auf den Familiennamen
des Erbauers, „Richter“, beziehen soll (s. Tafel 67). Unter Leitung
des Verfassers ist kürzlich ein neuer farbiger Außenanstrich her-
gestellt, wobei Weiß, Gelb und Grünschwarz vorherrschen.

Etwa gleichzeitig mit der Erbauung des Stadt-
hauses an der Johannisstraße (1775) wird auch
das nebenstehende Gartenhäuschen vor dem Jo-
hannistore an der Iburger Straße entstanden sein.r)
Der ovale Bau enthielt ursprünglich nur einen
einzigen, 4,35x7,20 m großen, etwa 1 m über
dem Erdreiche liegenden, 3,20 m i. L. hohen
Raum, der durch eine äußere, jetzt verschwun-
dene Freitreppe vom Garten aus zugänglich war.
Das jetzt mit Pappe benagelte Dach war ehe-
mals mit Schindeln gedeckt. Der hintere Flügel,
welcher den aus westfälischer Behäbigkeit und
höfischer Rokokograzie gemischten Bau etwas
entstellt, entstammt neuerer Zeit und dient wie
das ganze Haus heute als Gärtnerwohnung.
In der Folgezeit kehren die Grundrisse zu
rechteckigen Formen zurück. Das reichste Bei-
spiel, schon derZeit kurz nach dem „Louis seize“
angehörend (1801), steht an der Ziegelstraße
(Abb. S. 73 u. 74) und zeigt gleich dem vorigen
eine vorgelegte ionische Säulenordnung mit
vier freistehenden Säulen.2) Die ionische Säule,
welche auch beim „Hegertor“ von 1815 wieder-
kehrt, scheint es den damaligen Osnabrückern
vor allem angetan zu haben. Besonders eigen-
artig und reizvoll ist hier der zugehörige freie
grottenartige Gartenplatz mit fein durchdachten
Einzelheiten ausgebildet (Abb. S. 73).
Der für Osnabrück charakteristische eigent-
liche Typus zeigt die einfache Würfelform ohne
geben hier die einzelnen, besonders betonten Teile, wie Freitreppe,
Fenster- und
Türumrahmun-
gen, Hauptge-
sims, Giebel,
Dacherker u.
dergl. Veran-
lassungzuver-
schiedener Ge-
staltung (Abb.
S. 74 bis 77).
Noch vervoll-
ständigt muß
man sich die
jetzt vielfach
verstümmelten
Bilder denken
durch hübsch
geschnitzteTü-
ren sowie far-
bige Fensterlä-
den und zierli-
che Eisengitter
(seitAnfangdes
19. Jahrhun-
derts vielfach
aus Gußeisen),
wirkungsvolle
Wetterfahnen,
gut geformte
Zink - Rinnkä-
sten, ferner
Blumenkästen,
Sonnenuhren,
Vasen, Figür-
chen und ähnliche, stets geschmackvolle Zutaten. Eine beson-
ders reizvolle Ausbildung ergab sich bei dem an der Ecke
1) Laut freundlicher Mitteilung des Staatsministers a. D. Freiherrn
von Hammerstein auf Loxten.
2) Im Friese der Südseite steht die Inschrift: CasparusJosephus Brandenburg,
Antonetta Carolina Hoia Conjuges Junctos Hos Hortos et Haec Tecta Parabant
Extruebant. An der Ostseite finden sich die zugehörigen beiden Wappen mit den
Abkürzungen C.I.B.A.C.H.l 801. Die beiden etwa 2 m übereinander liegenden
Gärten sind durch eine hübsche Freitreppe zwischen der Futtermauer verbunden.
 
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