Seite IV.
ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
1911, 6.
Umschau (Fortsetzung).
doch kein Mensch der Bäume wegen nach Nürnberg reise, sondern wegen
der alten Befestigungswerke, ja daß man den wilden Wein, die farben-
prächtigste Zier alter Mauern, entfernen müsse, weil er erst in der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts in Europa eingeführt worden sei und also an
einer mittelalterlichen Befestigung einen Anachronismus bilde! Gerade in
dem malerischen Wechsel der Bilder, die im Laufe langer Jahrzehnte aus
der innigen und natürlichen Verschmelzung von Natur und Bauwerken ent-
standen waren, lag, wie überall, ein Hauptteil des bestrickenden Reizes.
Für das Nürnberger Stadtbild aber war die reiche und mannigfaltige Vege-
tation im Wallgraben noch von besonderer Bedeutung als glücklichste Ver-
mittlung zwischen dem alten trotzigen Mauerring und den davor sich aus-
breitenden neuen Stadtteilen. Diese Vermittlung ist durch die jetzige
Abholzung bereits an mehreren Stellen vernichtet. Wie weit der Schaden
reicht, wird erst im Sommer ganz zu übersehen sein. Jedenfalls ist dringend
zu wünschen, daß weitere Maßnahmen nur nach eingehender Prüfung jedes
einzelnen Falles durch einen möglichst großen Kreis berufener Sach-
verständiger erfolgen.
Wenn das Vorgehen der Nürnberger Stadtverwaltung vielfach be-
gründet wird mit dem Hinweis auf den vom Generalkonservator Dr. Hager
auf dem Denkmalpflegetage in Danzig gehaltenen Vortrag über den Einfluß
der Vegetation auf die Baudenkmäler, in dem dieser die verschiedene Ge-
fährdung durch die einzelnen Pflanzenarten dargelegt, aber keineswegs die
Beseitigung jeder Bewachsung empfohlen hatte, so zeigt das von neuem
aufs eindringlichste, welche Gefahren die mißverstandene und bruchstück-
weise Anwendung solcher Ausführungen durch Laien der Denkmalpflege
und dem Heimatschutz bringt und wie notwendig überall die Wachsamkeit
der Sachverständigen zur Verhütung ähnlicher Mißverständnisse ist.
Für Nürnberg selbst wird die Aufrüttelung des öffentlichen Interesses
hoffentlich noch den Gewinn bringen, daß eine starke Beeinträchtigung des
Stadtinnern durch die Durchlegung einer großen Verkehrsstraße von Nord
nach Süd, der angeblich der Spitalhof und der Obstmarkt zum Opfer fallen
sollen, rechtzeitig abgewendet wird.
Der jetzt veröffentlichte Bericht des Königlichen Materialprüfungs-
amtes in Groß-Lichterfelde für das Betriebsjahr 1909 gibt eine anschau-
liche Übersicht über dessen immei ausgedehntere, für Materialkenntnis und
Industrie höchst bedeutsame Tätigkeit, die sich auf die von Erzeugern und Ver-
brauchern oder in Streitfällen gewünschten jeweiligen Einzeluntersuchungen
und zusammenhängende wissenschaftliche Bearbeitungen erstreckt. Das
Amt hat sechs Abteilungen, für Metallprüfung, für Baustoffprüfung, für
Papier- und webtechnische Prüfungen, für Metallographie, für allgemeine
Chemie und für Ölprüfung. In der Abteilung für Baustoffprüfung wurden
995 Anträge mit 42185 Versuchen (gegen 1001 Anträge mit 45287 Versuchen
im Vorjahre) erledigt. Davon betrafen 20383 Versuche Bindemittel und 21802
Steine aller Art und Verschiedenes. Zugenommen hat die Zahl der Bruch-
steinprüfungen, der Tonrohr- und Zementplattenprüfungen und der Versuche
mit fertig eingereichten Betonwürfeln, während die Zahl der Zementunter-
suchungen ungefähr die gleiche geblieben ist und die der Prüfungen von
frischem Beton sowie von Ziegeln, Kalksandsteinen und namentlich Zement-
steinen abgenommen hat. Die im Auftrage des Ministers ausgeführten ver-
gleichenden Versuche mit Portlandzement und Eisenportlandzement wurden
abgeschlossen, ebenso die vom Meerwasserausschuß veranlaßten Versuche
mit Mörtel und Beton im Meerwasser auf Sylt. Untersuchungen über den
Einfluß von Moorwasser auf Zement- und Traßmörtel wurden eingeleitet
und umfangreiche Versuche angestellt über die Ursachen des Rostens von
Eisen im Wasser, über das verschiedene Verhalten von Guß-, Schweiß- und
Flußeisen, über den Einfluß der Beschaffenheit und der Wärme des Wassers
auf die Rostentwicklung sowie über die Bewährung von Schutzüberzügen
(Verzinnen, Verzinken, Vernickeln). Für eine eingehende Prüfung von Isolier-
stoffen für Bauzwecke zur Feststellung ihrer Eigenschaften und Steigerung
ihrer Güte sind die Grundsätze festgestellt.
Ausstellungen. Am 20. Februar wurde in Oldenburg i. Gr. eine
Arch it e ktu ra u ssteil u n g eröffnet. Der Hofkunsthändler Karl G.Oncken
und der Baurat Rauchheld in Oldenburg haben eine Anzahl erster Künstler
zur Beschickung dieser ersten Oldenburger Architekturausstellung eingeladen,
die nur Entwürfe aus dem Gebiete des „Landhauses“ umfaßt, dargestellt durch
Außen- und Innenperspektiven sowie Grundrisse; Photographien wurden
nur in beschränktem Umfange zugelassen. Dieser Einladung sind etwa
vierzig Künstler gefolgt; darunter Fritz Schumacher-Hamburg, Wilhelm Kreis-
(Fortsetzung Seite V.)
Cnrtptla u. Parkanlagen
H ■ ■ Entwurf • Ausführung • Umänderung.
AenhnItkitt,8r Pflas,er =
LIxl L L und Kanalisation
Teerkordeln, Parketasphalt, Dachpappe, Isolierplatten,
Carbolineum, Holzcement, Dachteer etc.
J. A. Braun, Teerprodukt»- und Asphalt-Fabrik, Stuttgart.
OTTO WERNECKE, Stuttgart
Bureau für Gartenbau und Gartenarchitektur
Mozartstraße 9p :: Rufnummer 8461 und 6229.
Rohrpost-Anlagen
Wasserstands-, Temperaturfernmeldeanlagen u. dergl.
Robert Bosch, Stuttgart
Elektrotechnische Fabrik, Abt. Installation.
Hoppenlaustr. 23. Fernsprecher Nr. 752.
der Atmungsorgane, der Verdauungs-
undUnterleibsorgane, der Harmvegeund
gegen Rheumatismus, Gicht, Asthma.
Brunnen- und Bade-Kuren,
Inhalationen, Pneumat. Kammern.
Prospekte durch die Kurkommission, Bad Ems.
Emser Wasser (Kränchen), Emser Pastillen,
Emser natürliches Quellsalz, überall erhältlich.
TT r r H T? für Zentralheizung
JLjKz 1jIjAA Jlv® und Warmwaffer*
KESSEL
verforgung
Zu beziehen
durch alle Heizungsfirmen
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ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
1911, 6.
Umschau (Fortsetzung).
doch kein Mensch der Bäume wegen nach Nürnberg reise, sondern wegen
der alten Befestigungswerke, ja daß man den wilden Wein, die farben-
prächtigste Zier alter Mauern, entfernen müsse, weil er erst in der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts in Europa eingeführt worden sei und also an
einer mittelalterlichen Befestigung einen Anachronismus bilde! Gerade in
dem malerischen Wechsel der Bilder, die im Laufe langer Jahrzehnte aus
der innigen und natürlichen Verschmelzung von Natur und Bauwerken ent-
standen waren, lag, wie überall, ein Hauptteil des bestrickenden Reizes.
Für das Nürnberger Stadtbild aber war die reiche und mannigfaltige Vege-
tation im Wallgraben noch von besonderer Bedeutung als glücklichste Ver-
mittlung zwischen dem alten trotzigen Mauerring und den davor sich aus-
breitenden neuen Stadtteilen. Diese Vermittlung ist durch die jetzige
Abholzung bereits an mehreren Stellen vernichtet. Wie weit der Schaden
reicht, wird erst im Sommer ganz zu übersehen sein. Jedenfalls ist dringend
zu wünschen, daß weitere Maßnahmen nur nach eingehender Prüfung jedes
einzelnen Falles durch einen möglichst großen Kreis berufener Sach-
verständiger erfolgen.
Wenn das Vorgehen der Nürnberger Stadtverwaltung vielfach be-
gründet wird mit dem Hinweis auf den vom Generalkonservator Dr. Hager
auf dem Denkmalpflegetage in Danzig gehaltenen Vortrag über den Einfluß
der Vegetation auf die Baudenkmäler, in dem dieser die verschiedene Ge-
fährdung durch die einzelnen Pflanzenarten dargelegt, aber keineswegs die
Beseitigung jeder Bewachsung empfohlen hatte, so zeigt das von neuem
aufs eindringlichste, welche Gefahren die mißverstandene und bruchstück-
weise Anwendung solcher Ausführungen durch Laien der Denkmalpflege
und dem Heimatschutz bringt und wie notwendig überall die Wachsamkeit
der Sachverständigen zur Verhütung ähnlicher Mißverständnisse ist.
Für Nürnberg selbst wird die Aufrüttelung des öffentlichen Interesses
hoffentlich noch den Gewinn bringen, daß eine starke Beeinträchtigung des
Stadtinnern durch die Durchlegung einer großen Verkehrsstraße von Nord
nach Süd, der angeblich der Spitalhof und der Obstmarkt zum Opfer fallen
sollen, rechtzeitig abgewendet wird.
Der jetzt veröffentlichte Bericht des Königlichen Materialprüfungs-
amtes in Groß-Lichterfelde für das Betriebsjahr 1909 gibt eine anschau-
liche Übersicht über dessen immei ausgedehntere, für Materialkenntnis und
Industrie höchst bedeutsame Tätigkeit, die sich auf die von Erzeugern und Ver-
brauchern oder in Streitfällen gewünschten jeweiligen Einzeluntersuchungen
und zusammenhängende wissenschaftliche Bearbeitungen erstreckt. Das
Amt hat sechs Abteilungen, für Metallprüfung, für Baustoffprüfung, für
Papier- und webtechnische Prüfungen, für Metallographie, für allgemeine
Chemie und für Ölprüfung. In der Abteilung für Baustoffprüfung wurden
995 Anträge mit 42185 Versuchen (gegen 1001 Anträge mit 45287 Versuchen
im Vorjahre) erledigt. Davon betrafen 20383 Versuche Bindemittel und 21802
Steine aller Art und Verschiedenes. Zugenommen hat die Zahl der Bruch-
steinprüfungen, der Tonrohr- und Zementplattenprüfungen und der Versuche
mit fertig eingereichten Betonwürfeln, während die Zahl der Zementunter-
suchungen ungefähr die gleiche geblieben ist und die der Prüfungen von
frischem Beton sowie von Ziegeln, Kalksandsteinen und namentlich Zement-
steinen abgenommen hat. Die im Auftrage des Ministers ausgeführten ver-
gleichenden Versuche mit Portlandzement und Eisenportlandzement wurden
abgeschlossen, ebenso die vom Meerwasserausschuß veranlaßten Versuche
mit Mörtel und Beton im Meerwasser auf Sylt. Untersuchungen über den
Einfluß von Moorwasser auf Zement- und Traßmörtel wurden eingeleitet
und umfangreiche Versuche angestellt über die Ursachen des Rostens von
Eisen im Wasser, über das verschiedene Verhalten von Guß-, Schweiß- und
Flußeisen, über den Einfluß der Beschaffenheit und der Wärme des Wassers
auf die Rostentwicklung sowie über die Bewährung von Schutzüberzügen
(Verzinnen, Verzinken, Vernickeln). Für eine eingehende Prüfung von Isolier-
stoffen für Bauzwecke zur Feststellung ihrer Eigenschaften und Steigerung
ihrer Güte sind die Grundsätze festgestellt.
Ausstellungen. Am 20. Februar wurde in Oldenburg i. Gr. eine
Arch it e ktu ra u ssteil u n g eröffnet. Der Hofkunsthändler Karl G.Oncken
und der Baurat Rauchheld in Oldenburg haben eine Anzahl erster Künstler
zur Beschickung dieser ersten Oldenburger Architekturausstellung eingeladen,
die nur Entwürfe aus dem Gebiete des „Landhauses“ umfaßt, dargestellt durch
Außen- und Innenperspektiven sowie Grundrisse; Photographien wurden
nur in beschränktem Umfange zugelassen. Dieser Einladung sind etwa
vierzig Künstler gefolgt; darunter Fritz Schumacher-Hamburg, Wilhelm Kreis-
(Fortsetzung Seite V.)
Cnrtptla u. Parkanlagen
H ■ ■ Entwurf • Ausführung • Umänderung.
AenhnItkitt,8r Pflas,er =
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J. A. Braun, Teerprodukt»- und Asphalt-Fabrik, Stuttgart.
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der Atmungsorgane, der Verdauungs-
undUnterleibsorgane, der Harmvegeund
gegen Rheumatismus, Gicht, Asthma.
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