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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 2.1900-1901

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Nr. 7
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Clemen, Paul: Untersuchungen und Ausgrabungen der Hohenstaufenpfalz in Kaiserswerth, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.31729#0071

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67

Umersuchungen und Ausgrabungen der Hohenstaufenpfalz

in Naiserswerth*).

ie mächtigen Trümmer der s)falz Raiserswerth, die sick dicht am R.heinstrom südlich von der
romanischen Stiftskirche erheben, sind die einzigen in größerem Umfang noch aufstehenden
Reste einer mittelalterlichen Raiserpfalz Ln der Rheinprovinz. Ein königlicher Hof be
stand auf der Rheininsel als Gründung Pipins schon unter den ersten Rarolingern;
uncer den Sachsenkaisern erhob sich dann ein fester Pfalzbau. Im Iahre 1062 fand
HLer die denkwürdige Entführung des jugendlichen Rönigs Heinrich IV. durch Erzbischof Anno von
Röln statt. Ein Iahrhundert spater verlegte Friedrich Barbarossa den Rheinzoll von Thiel nach
Raiserswerth. Das machte eine den Gtrom beherrschende Zwingburg nothwendig, die zugleich einen
Stützpunkc der könLglichen Gewalt am Vliederrhein darstellen sollte. Friedrich Barbarossa ließ den
noch heute zmn Theil erhaltenen Vleubau aufführen. Als Iahr der Erbauung nennen zwei noch an
Mrc und Gtelle erhaltene Inschriften das Iahr 118^; doch hat noch Heinrich VI. an der Burg ge-
bauc. Die eine Inschrift befindet sich auf dem Gturz des Haupceinganges an der Vlordseite des Palas,
der jetzt im Burghof aufgestellt Lst:

I»0^?»^ssI0N? O0IVlII>II blOä'I'iri IL8V Ottiri8H VIHXXXIIII
»00 OL0V8 IN?LI-I0 0?8^V? ??IVL?I0V8 ^V^VXH,

IV8ssI0I^IVl 8ss^?I?I?? V00?»8 VT V^OI()V? ?^.X 8Iss.

(vgl. Vonner Iahrbücher ?XXII, S. IZ6. — Baudri, Grgan für christliche Runst, I, G. 16. —
Lacomblet, Archiv III, S. 8. — unvollstandig bei Hüpsch, Epigrammathographia, Röln 1861, II,
S. 0. — Rraus, Die christlichen Inschriften der Rheinlande, II, G. 286, Vlr. 628. — Llemen, Die
Runstdenkmaler des Rreises Düsseldorf, S. 14Z, wo imperü in imperio zu verbessern ist.) Die In-
schrift selbst ist schon nach dem epigraphischen Lharakter spateren Datums, beruht aber offenbar auf
einer früheren. Aus dem 12. Iahrhundert stammt die nur Ln Bruchstücken erhaltene Inschrift:

OOMMO? I»0^?I^fttioni8 IVlO?XXXIIII^

IV8H0I? OVOssO? N^???^Ofti proviäu8 ultor^

0?8^V? ^O0?I>s^»I)^iVl ???O??fteu8 eonäiclit aulamft
Schoit im Iahre 1215 kam es zu einer ersten Belagerung und Einnahme der s)falz durch
Graf Adolph von Berg; bei der zweicen Belagerung im Iahre 12S-Z wurde aus Rücksichten der ver-
cheidigung sogar der große Westthurm der benachbarten Stiftskirche niedergelegt (Bonner Iahrbücher
?XXXII, G. IZ6. — DLe noch Ln Buchstaben erhaltene gleichzeitige Inschrift bei Llemen a. a. M.
S. IZ0). Seitdem ist die Pfalz andauernd verpfandec, bald an Iülich, an Rleve, bald an Röln, bis
sie endlich dauernd in den Besitz der Rölner Erzbischöfe überging. Erzbischof Galencin von Isenburg
(1567—1577) unternahm wesentliche Umbauten an der Pfalz, die sich im Wesentlichen aber auf das
außere Burggelande, nicht den Palas Lriedrich Barbarossas erstreckt zu haben scheinen. Die Arbeicen
am s)alas bezogen sich wahrscheinlich nur auf die Erhöhung des machtigen Bergfrieds; hierzu wurden
im Iahre 1575 Z56OO Ziegelsteine gebraucht. Bauarbeiten an den den Palas umgebenden Bauten,
Zollhaus, Marstall u. s. w., ziehen sich durch das ganze 17. Iahrhundert; im Iahre 1656 entstanden
durch eine s)ulverexplosion erhebliche Schaden, über deren Umfang sich jedoch nichtS Vlaheres fest-
stellen laßt. Im Iahre 1686 werden zum letzten Mal größere Bauaufwendungen gemacht; dieselben
scheinen sich aber auch mehr auf die Befestigungen und die umgebenden Gebaude als auf den Palas
selbst erstreckt zu haben.

Vlachdem schon in den Iahren 1688 und 1686 Raiserswerch belagert und beschossen worden
war, kam es im Iahre 1762 zu der letzten Belagerung, die die Zerstörung der Raiserpfalz zur Folge
hacce. Vlach neunwöchiger Belagerung und intensiver Beschießung, die die fast vollstandige Zerstörung
des Grtes zur Folge hatte, mußte sich die französische Besatzung der kaiserlichen Belagerungsarmee am
Mstercag 1702 ergeben. Den ganzen Sommer dauerce die Zerstörung der großen Bastionsbefestigung;
am-6. August wurde auch der an der Rückseite des s)alas gelegene riesige Bergfried in die -Luft ge-

Dieser Bericht geht uns im Auftrage des ßerrn Lonservators der Rheinlande prof. Or. Llemen zu.
 
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