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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 28.1927

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Nr. 1
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Ebhardt, Bodo: Burg Heimhof in der Oberpfalz
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https://doi.org/10.11588/diglit.35078#0039

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17

einem Wehrgang gewesen sind, sondern daß auch die Scharten
nachträglich in solche Öffnungen eingemauert wurden. Unter jeder
solcher Öffnung nämlich ist noch heute ein abgesägter Balkenrest
kenntlich, der ehemals eine hölzerne Außenwehr getragen hat.
Zweifelhaft ist wegen der großen Abstände zwischen diesen
Balkenköpfen, ob diese Außenwehr begehbar gewesen ist oder ob
es sich nicht vielmehr um einen durchlaufenden, dicht an der Mauer
liegenden Schutz aus Balken gehandelt hat, wie wir ihn aus
Hohensalzburg, aus Burghausen und aus der Burg Mosham
in den Hohen Tauern kennen. Eine solche Anordnung erlaubte
dann jedenfalls dem Verteidiger, sowohl den Fuß der Mauer wie
das weitere Schußfeld vor dem Pallas durch beliebig viele Öff-
nungen zu bestreichen.
Es ist also hier eines der seltenen Beispiele erhalten, die eine
Erklärung geben für das Vorhandensein von Balkenlöchern außen
an der Mauer in Fußbodenhöhe der Wehrgänge, deren Vorhanden-
sein so vielen Fachleuten Gelegenheit zu abweichenden Erklärungen
gegeben Hat, da doch die Zinnenmauer selbst senkrecht noch mehrere
Meter emporstieg, eine Brüstung zwischen den Zinnenhäuptern also
jeden bequemen Verkehr zwischen dem inneren Wehrgang und
einem etwa außen vorqebauten hölzernen Wehrqanq unmöglich
gemacht hätte (Abb. 16).
Die Beschreibung dieses Pallas istetwas ausführlicher gehalten,
da er ein Lehrbeispiel für die Entwicklung der Befestigungskunst
durch die verschiedenen Umbauten bietet. Man kann zweifelhaft
sein, ob man ihn zu den Pallasbauten im engeren Sinn zählen soll,
die in der früheren, namentlich in der romanischen Zeit ja sehr
einfach gegliedert waren. In seiner Gesamtheit ist er aber nicht
eine Bildung einer späteren Entwicklung. Dafür reichen, wie ich
nachgewiesen habe/seine vier bis zur vollen Höhe von 17 m aus
einem Guß gebildeten Umfassungsmauern und damit seine gesamte
Grundform in eine zu frühe Zeit hinauf.
Auch zu den Wohntürmen darf man ihn nicht zählen, abgesehen
davon, daß er zu wenig turmartig ausgebildet erscheint, ist auch sein
Umfang und seine ganze Größenentwicklung eine zu bedeutende.
Geschichtliches
Uralt ist der Name Heimhof, der schon im Jahre 871 in einem
Tauschvertrage zwischen dem Regensburgischen Bischof Ambricho
und einem Priester Alawich vorkommt, wonach es nahe liegt,
den Namen mit unserer Burg Heimhof in Verbindung zu bringen.
Ausführliche Urkunden haben wir dann vom Jahre 1331, in denen
Heinrich Ettenstätter von Ettal Güter in Heimhof kauft und später,
im Jahre 1363, die Feste Heimhof seinen Vettern verkauft. Schon in
dieser alten Urkunde heißt es, daß die Veste samt Grund und Boden
und Mannschaft sowie alles Bräugeschirr, Geschoß und Armbrust
verkauft wird. Diese eigentümliche Zusammenstellung von Bier-
brauerei und Kriegswesen dauert durch die Jahrhunderte in Heim-
hof fort. Nach den Ettenstättern kommen kurz vor 1400 die Staufer
zu Ehrenfels. Dietrich Staufer, ein reicher Ritter, konnte selbst
für bayerische Herzöge Bürgschaft leisten. Auch hatte dieser Staufer
die vom Herzog Stefan von Bayern an Parsifal und Tristan, die
Zenger verpfändete, Stadt und Veste Hilpoltstein an sich gelöst.
Verheiratet war Dietrich von Staufer zuerst mit der Sybilla
von Wolfsstein, bei Neumarkt gelegen, dann mit Elsbeth von Pars-
berg, welche sich 1402 samt ihren Söhnen um die bedeutende Pfand-
schaft von Sulzbach verglich. Dietrich gehörte also offenbar zu den
größten Grundherren der Gegend. Der Sohn des Dietrich führte
mit Regensburg Fehde 1402 und 1417, wobei er beim zweitenmal
gefangengenommen und nach Regensburg geführt wurde. Heim-
hof kam 1427 an seinen Schwager, Heinrick) von Nothaft zu Wern-
berg, „ein trefflicher, ansehnlicher und mächtiger Mann, hochberühmt
in der bayerischen Geschichte", der zeitweise auch Bürgermeister
von Regensburg war. 1409—1424 bekleidete er sogar die Würde
eines Vizedoms zu Niederbayern, er erscheint auch auf Turnieren
zu Regensburg und als Verweser des Bistums Passau, dessen
Erbmarschälle die Herren von Nothaft waren. Auch als Rat des
Herzogs von München und als Feldhauptmann begegnen wir ihm.
Kaiser Sigismund übertrug ihm 1418 das Schiedsrichteramt
zwischen dem Bischof Albrecht von Regensburg und dem Herzog
Ludwig von Bayern.
Zu Straubing ist Heinrich Nothaft gestorben (1439). In seinem
Testament vermachte er Heimhof seinem Sohne Haineram. Auf
diesen folgte ein Neffe, Georg Nothaft, der beim Herzog Heinrich


Abb. 17. Burg Heimhof, Ansicht von Nordosten.

von Bayern in Ungnade fiel, da er gegen diesen am Löwerbunde
teilnahm. Infolgedessen verkaufte er Heimhof an Georg Ettlinger.
Der „Khauffbrieff vber Haimhoff", den Georg Nothaft und Regina
„sein Eheliche Hausfrau" dem Käufer, dem „weisen vösten Georgen
Etlinger" am 14. April 1477 ausstellen, führt alle Einnahmen,
zahlreiche Zehnten und kleinere Zinszahlungen auf. Als Bürgen
nennt der Verkäufer den Herren Johann von Stauff zu Ernfels,
derzeit Vicedom in Niederbayern, Herrn Heinrich Notthaft d. I.
zu Bernberg, Herrn Ludwig Paulstorffer zu der Khürn, den Ritter
Peter Rainern zu Rain und Haymeran Notthaft zu Bernberg.
Des Allen zur wahren Urkunde siegeln alle Genannten den Kauf-
brief am Montag nach Sontag (Zuasimocko sssaiti, 1477. Noch aus-
führlicher in dieser Hinsicht ist das „versiglet Sallpuechl und Stift
Register Alles järlichen Einkhommens des Schloß zum Haimhoff"
vom 15. Juni 1566.
Das volkswirtschaftlich lehrreiche Salbuch wird a. a. O. ab-
gedruckt.
Lagerort der Vorlage: Bayer. Staatsarchiv Amberg.
„Landsassen aä 231 U."
Khauffbrieff yber Haimbhoff
^.nno 1477. (April 14.)

Ich Georg Notthafft der Iünger zu Bernberkh,
und Ich Regina sein Eheliche Hausfrau, bekhennen für unns all
unnsere Erben, Freundt und Nachkhommen öffentlichen mit disem
Briefs allermeniglich, das wür mit gueter Vorbetrachtung und nach
zeittigem Rathe und sonderlichen mit gunst willen und wissen Herrn
Heinrichen Ritters und Heimeran Notthafft zu Bernberkh, gebrüeder,
von unnserer notturfft auch mehrers nuz und frummens wegen
dem weisen vösten Georgen Etlinger allen seinen erben, freunden
 
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