Pro logus
(geht schweigend, doch erhobenen Hauptes umher und blickt bescheideu um sich,
endlich bleibt er stehen und hebt an):
Sprich, Jünglmg, damit ich Dich sehe, sagte der weise Anti-
sthenes zu eineni Knaben, der ihm zum Unterrichte zugeführt worden
war, da er ihn zwar Por sich stehen sah nach seiner ciuszeren Gestalt
und Form, aber sein Jnneres nur soweit zu schauen vermochte, als er
es ihm dnrch die Sprache vfsnete. Die Sprache ist also, und die
äußere Gebärde, die Offenbarung der Seele, welche vortrefflich er-
kennen läßt, nicht nur was der Mensch will, sondern auch was er
weiß und vermag.
(Dann zu den Zuschauern gewandt):
Jhr, verständige Männer, sollt uns heute statt des Antisthenes
sein, wir Eure Lehrlinge. Heißet uns sprechen, damit Jhr uns sehet!
Wir werden jedoch nicht allein sprechen (denn das können anch die,
welche unverstandene Laute von sich geben), sondern wir werden zu-
gleich handeln, damit Jhr erkennet, daß wir die Dinge, welche wir
vortragen, auch verstehen. Es wird aber ein der Aufmerksamkeit
würdiger Gegenstand sein, sich selbst kennen zu lernen, nach der ganzen
Einrichtung unserer Natur, uämlich den ganzen inneren und äußeren
Bau unseres Körpers und das ganze Gefüge unserer Seele, samt den
Krankheiten des Körpers und der Seele, welche uns treffen. Daß wir
nämlich solches in den vergangenen Tagen gelernt haben, werden wir
Euch in dieser Stunde beweisen. Wer sich selbst nicht gleichgültig
ist, der komme und freue sich, im Schauspiele sich selbst vor Augeu
gestellt zu sehen!
(Mit diesen Worten gcht er, ehrfurchtsvoll griißend).
Lrster Aufzug.
Erster Austritt.
Der König mit den vorigen Räten.
Ptol.: Die Besichtigung der Welt habcn wir beendigt. Die
Betrachtung des Menschen habt Jhr geraten, auf deu heutigen Tag zu
legen. Weu wollen wir also dazu auftreten lassen?
Plat.: Es ist bereits alles geordnet; in vier Aufzügen soll es
(geht schweigend, doch erhobenen Hauptes umher und blickt bescheideu um sich,
endlich bleibt er stehen und hebt an):
Sprich, Jünglmg, damit ich Dich sehe, sagte der weise Anti-
sthenes zu eineni Knaben, der ihm zum Unterrichte zugeführt worden
war, da er ihn zwar Por sich stehen sah nach seiner ciuszeren Gestalt
und Form, aber sein Jnneres nur soweit zu schauen vermochte, als er
es ihm dnrch die Sprache vfsnete. Die Sprache ist also, und die
äußere Gebärde, die Offenbarung der Seele, welche vortrefflich er-
kennen läßt, nicht nur was der Mensch will, sondern auch was er
weiß und vermag.
(Dann zu den Zuschauern gewandt):
Jhr, verständige Männer, sollt uns heute statt des Antisthenes
sein, wir Eure Lehrlinge. Heißet uns sprechen, damit Jhr uns sehet!
Wir werden jedoch nicht allein sprechen (denn das können anch die,
welche unverstandene Laute von sich geben), sondern wir werden zu-
gleich handeln, damit Jhr erkennet, daß wir die Dinge, welche wir
vortragen, auch verstehen. Es wird aber ein der Aufmerksamkeit
würdiger Gegenstand sein, sich selbst kennen zu lernen, nach der ganzen
Einrichtung unserer Natur, uämlich den ganzen inneren und äußeren
Bau unseres Körpers und das ganze Gefüge unserer Seele, samt den
Krankheiten des Körpers und der Seele, welche uns treffen. Daß wir
nämlich solches in den vergangenen Tagen gelernt haben, werden wir
Euch in dieser Stunde beweisen. Wer sich selbst nicht gleichgültig
ist, der komme und freue sich, im Schauspiele sich selbst vor Augeu
gestellt zu sehen!
(Mit diesen Worten gcht er, ehrfurchtsvoll griißend).
Lrster Aufzug.
Erster Austritt.
Der König mit den vorigen Räten.
Ptol.: Die Besichtigung der Welt habcn wir beendigt. Die
Betrachtung des Menschen habt Jhr geraten, auf deu heutigen Tag zu
legen. Weu wollen wir also dazu auftreten lassen?
Plat.: Es ist bereits alles geordnet; in vier Aufzügen soll es