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Comenius, Johann Amos; Bötticher, Wilhelm [Übers.]
Die Schule als Spiel — Langensalza, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.16743#0274

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254 Der Sprcichenpforte drcmicitische Dcirstcllung. Teil VI.

sein svll oder nicht sein soll und ob er so ist oder nicht ist. Wenn
er hier sehen wird, dciß er der Fehlerhafte, der Träge, Unbesonnene,
Nbermntigc, Geizige, Ehrsüchtige, Ungerechte oder etwas ihnen Ähn-
liches ist, so wird er Anlaß nehmen, sich zu bessern und die Häßlich-
keit seines Fehlers in den schönen Schmuck der entgegengesetzten Tugend
zu verwandeln. Seid mit Eurem Herzen bei nns, die Jhr leiblich
bei nns scid!

Erster Aufzug.

Erster Auftritt.

Amphiethus, ein Jüngling d. h. einer, der noch für

keinen von beiden Wegen, weder für den des Guten noch für den
des Bösen, entschieden ist.)

(Er tritt auf, geht langsam auf nnd ab, bleibt hin nnd wieder
stehen, bald die Blicke am Boden heftend, bald zum Himmel erhebend,
wie wenn er tief nachdenkt. Endlich in Stimme und Gebärden, die
der Sache angepaßt sind:)

Was soll ich thun? Was soll ich nicht thnn? An diesen Scheidc-
weg gcstellt, der nach zwei, ja nnch vielen Richtnngen weist, wohin
soll ich mich wenden? Jch bin ans dcr Gewalt der Erzieher entlassen.
Jch bin mcin eigener Herr geworden, die Macht, mich zu bestimmen,
ist in meine Hand gegeben. Aber werde ich stark genug sein, das
Schiff meines schweifenden Geistes zu lenken, und in irgend einen
Hafen des Glückes zu bringen? Kaum. Jch traue mir nicht, bin ich
doch cin schwaches noch ganz unerfahrenes Menschenkind. Es wird
nötig sein, mir eincn anderen Führer zu suchen, durch dessen Weisung
ich zn allem, was dcm Menschen ansteht, gelangen kann. Denn es
ist kcine Kleinigkeit, was ich mir znm Ziele setze. Jch will mir das
edel Menschliche in scincni ganzen Umfange (bei welchem ich anf der
Schule so oft erinnert worden bin, daß wir nach dem Bilde der
Herrlichkeit Gottes gcschaffcn seien) aneignen, nicht aber an dem
Niederen kleben, wie jene gemeine Menge, welche vergessen, daß sie
Menschen sind und cin tierisches Leben führen. Viel wissen, viel
können, viel sich auszeichnen, viel besitzen und viel genießen unter
Gottes Gnade, das ist mein Sehnen, weil mich die Triebe meiner
Natur, die eine menschliche, Gott ähnliche ist, dahin locken. Aber wen
von den Menschen soll ich bei dieser ihrer Menge und Verschiedenheit
zu meinem Berater in der Führung meines Lebens crwählcn? Oder
wessen Leben, Sitten, Bestrcbungen soll ich nachahmen, um auch sein
Glück zu crreichen? Jch sche niemand. Aber ich will gehen und
mich umschcn; ich will snchen, bis ich unter deiner Leitung, o Gott,
findc. Du wirst mir gnädig sein, wirst mich nicht in das Labyrinth
 
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