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Comenius, Johann Amos; Bötticher, Wilhelm [Übers.]
Die Schule als Spiel — Langensalza, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.16743#0301

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Zweiter Aufzug. Zehnter Auftritt — Dritter Aufzug.

281

Aber dazu muß sich noch Lauterkeit gesellen, welche das von
Dir fordert, daß Du bist, was Du scheinen willst, ohne Schminke
und Maske. Also thue nichts geziert, heuchlerisch, bloß zum Schein
und der Form wegen, alles aufrichtig, wahr und ehrlich, so daß Du
auch unbcobachtet Dich von Flecken und Schuld fern hältst! Damit
dies geschehe und Du so der Vollendung näher kommest, sollst Du ge-
wissenhaft sein: Was geschehen muß (auch das geringste), hüte Dich,
es jcmals mit Wissen und Willen zu versäumen!

Beständigkeit endlich wird zuletzt uud am glcinzendsten Deine
Tugenden krönen. Sie fordert von Dir, daß Du an einem so großen
Vorsatze, der Engel Reinheit nachzuahmen, unerschütterlich festhältst,
und sollte man auch tausendmal versuchen, Dich wankend zu machen.
Stehe Du fest, eher bereit, zu sterben als Dich zu befleckeu und
Deinen Ehrenschmuck preiszugeben!

Jetzt aber, da ich dieses Kollegium, diese unsere Vorträge und
Gespräche über das Sittliche schließe, ermahne ich Euch, Jünglinge:
Sehet, und sehend erwüget immer wieder und wieder, wie Jhr Euch
selbst Euer Glück bereitet, wenn Jhr voll und rein die Tugend ehrt
und wenn Jhr in heiligem Streben nach Jhr beharret! Es ist ein
unschätzbares Gut, Herr seiner selbst zu werden, ein unwiederbring-
licher Verlust dagegen, die Herrschaft über sich zu verlieren. Sein
Reich hat verloren, wer nicht mehr sich selbst zu regieren vermag.
Eile daher, o Jüngling, und entschließe Dich, Gott und Dir selbst
anzugehören, damit Du Dich in Deiner Gewalt habest und nicht nach
fremdem Gelüste Dich drehen und kehren lässest, und damit Du in
allem ein gutes Gewissen bewahrest und unverletzt und rein bleibest
und Deiue Freude kein Ende nehme! Denn Friede der Seele ist der
Tugend Lohn und ein gutes Gewissen ein beständiges Gastmahl.
Weiht Jhr Euch Gott und der Tugend? Dann erst werdet Jhr
glücklich sein. Weihet Jhr Euch ihm?

Studenten alle: Jhm weihen wir uns, ihm weihen wir uns,
ihm weihen wir uns u. s. w.

Lehrer: Gott höre und erfülle Eure Gelübde!

Dritter Aufzug

in eincr Sccnc.

Philos.: Du hast unsere Handlungen gesehen, mein Sohn, hast
unsere Reden gehört. Sag' nun, wie gefallen sie Dir?

Amphietns: O mein Vater, mein Vater, wie glücklich bin ich,
daß ich Dich heute traf, ein wie treuer Führer bist Du, daß Du
mich hierher geführt hast!

Philos.: Hast Du ernste Zuneigung zur Tugend und Abneigung
gegen das Laster gefaßt?
 
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