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Comenius, Johann Amos; Bötticher, Wilhelm [Übers.]
Die Schule als Spiel — Langensalza, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.16743#0302

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282 Der Sprachenpforte dramatische Darstellung. Teil VI.

Amphiet.: Ja wahrlich, eine ernste, sehr ernste! Jch erglühe
ganz von Verlangen nach jener seligen Vollendung, von der ich gehört
habe, König zu werden iiber mein Reich, über meine Seele und alle
meine Handlungen im ganzen Leben.

Philos.: Dein Vorsatz ist rechter Art und feurig, wie ich sehe.
Aber fürchtest Du nicht, es möchte Dir wie gewöhnlich nach dem
Spruche ergehen: Heiß ist der Anfang, die Mitte ist lau, kalt aber
das Ende?

Amphiet.: Jch werde Gott bitten, mich vor jener Kälte und
Lauheit zu bewahren nnd seinen guten Geist in mir zu erhalten,
damit ich durch seinen Antrieb warm werde.

Philos.: Das ist klug, fromm und gottgefällig. Denn ohne
Gottes Hauch ist niemand ein großer Mann jemals geworden. Groß
nenne ich den, der alles Fremde beiseite gesetzt hat und nur sich
und seinen Nrsprung, Gott, vor Augen hat, der sich Nuhe schasft,
indem er nichts fürchtet, Reichtum schafft, indem er nichts begehrt,
Ehren schafst, indem er sich keiner Macht verkauft, Freuden schasft,
indem er die Lasten der anderen nnd seine Freiheit betrachtet. Jm
wahren Sinne groß, ein König, ein Sieger.

Amphiet.: Jch danke meinem Gott und werde ihm mein leben-
lang danken, der mich heute dies hat lernen lassen, wie ich groß,
wie ich ein König, ein Sieger werde. Und siehe, ich rühme schon,
ich freue mich in Gott.

Philos.: Nicht rühmen vor dem Siege, mein Sohn! Der
Krieg wird für Dich erst beginnen, und ein vielseitiger Kampf, der
dnrchs ganze Lcben gekämpft werden muß, und Du singst schon Sieges-
lieder? Es ist gut, daß Du von der Süßigkeit der Tugend gekostet
hast und von der Liebe zu ihr berauscht bist, es ist gut, die Schimpf-
lichkeit des Lasters und seine verderblichen Folgen erkannt zu haben,
woraus Dein Haß gegen dasselbe entspringt. Aber glaubst Dn, daß
die Feinde damit schon unterworfen oder dermaßen in die Flucht ge-
schlagen sind, daß sie nicht wiederkehren? Diese Meinung betrügt Dich
und wird Dich betrügen, wenn Du sie in Deinem Herzen hegst. Es
werdcn die Feinde öfter zurückkehren und in mannigfacher Weise an-
greifen, wenn Du nicht auf Deiner Hut bist. Was ich also von
einem großen Manne, der mit heldenmütiger Tapferkeit begabt und
in der Gewohnheit zn kriegen und zu siegen erstarkt ist, und von
einem Triumphator häufig gesagt habe, das ziehst Du, noch ein
Rekrut, vorschncll auf Dich. O hier ist Demut, Furcht und Wach-
samkeit vonnöten, nicht Vermessenheit.

Amphiet.: Die Bahn der Tugend zu durchlaufen, nehme ich
mir anfrichtigen Herzens vor. Jch hosfe, daß mir die göttliche Hilfe
nicht fehlen werde.
 
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