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Comenius, Johann Amos; Bötticher, Wilhelm [Übers.]
Die Schule als Spiel — Langensalza, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.16743#0137

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Zweiter Aufzug. Sechster Aufrrilt.

117

Apoll.: Und Dein Gaumen scheint recht fein, um einen guten
Tropfen zu schmecken. Was habt Jhr übrigen?

Bierbrauer: Herr, Du weißt, daß nicht überall auf der Erde
Wein wächst. Daher bereitet man fich ein Getränk aus Getreide,
ähnlich dem Wein, und die einen nennen es Bier, die anderen Ge-
treidewein, auch Cerevis, gleichsam die Kraft der Ceres im Wasser.

Apoll.: Wie wird also diese Kraft der Ceres bereitet?

Hopfenbauer: Jch helfe zuerst zum Brauen des Bieres, indem
ich jenem die Würze schafse, den luxus sallotarins (die Leute sagen
Hopfen), mit welchem ich ganze Gärten und Felder besäe nach Art
eines Weingartens, auf folgende Weise: Jch behacke das Land nach
Furchen und setze Hopfentriebe hinein in Zwischenräumen von einer
oder einer halben Elle. An jede Ranke stecke ich eine recht lange
Stange, damit sie sich an ihr emporranke. Sie ranken sich also, und
statt einer Frncht tragen sie bündelweise wachsende Blüten. Nachdem
diese reif geworden sind, pflücke ich sie ab, trockne sie und verkaufe
sie mit gutem Gewinn.

Mälzer: Jch aber als Mälzer weiche die Gersten- oder Weizen-
körner in großen Bottichen auf, bis sie schwellen, und diese trockne
ich wieder auf einem Estrichboden und steche sie häufig um, bis sie
aufzuspringen und gleichzeitig zu keimen beginnen. Dann habe ich
eine längliche Darre, anf welcher ich meine Körner ausbreite, und
indem ich sie auf dieser trockne, verwandle ich sie in das süßliche
Malz H. Dieses wird auf einer Malzmühle geschrotet*), und ist nun
Malzschrot I), der eigentliche Bierstoff.

Bierbrauer: Dann vermenge ich den Hopfen mit dem Malz-
schrote und koche daraus in großen ehernen Kesseln das Bier, zehn,
zwanzig, dreißig Tonnen^) auf einmal. Dieses wird ebenfalls in den
Keller geschafft und abgeklärt^). Geschieht es nun, daß dieses sauer
oder schimmelig wird, so wird es in Essigflaschen abgefüllt, nnd es
wird Essig ebenso wie aus Wein.

Brantweinbrenner: Jch aber locke die stärksten Weine, die
jeden Naturwein übertreffen, aus den Hefen des Weines oder des
Bieres, oder aus gegorenem Getreideschrotch oder wilden Äpfeln,
Birnen und jeder beliebigen Frucht. Nachdem nämlich jene durch
Gärung zuvor bereitet sind, gieße ich sie in dieses Becken (man
nennt es Destillationsblase?), auf dieses setze ich den Helm^) und
verklebe ihn mit jenem, damit er nirgends Dampf herauslasse. Dann
führe ich seinen Hals oder das Kühlrohr dnrch ein Faß voll kalten

*) b^ns. — ^) molsnäino polsntnrio psrinolita. — ^) xolsntn. —
^) oupLs. — b) ^stsoutur. — ") tsrinsntato tsrrs. — ?) vssisam clsst. —
^) slsmbioum.
 
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