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Comenius, Johann Amos; Bötticher, Wilhelm [Übers.]
Die Schule als Spiel — Langensalza, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.16743#0177

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Zweitcr Aufzug. Fünftcr Auftritt.

157

cs den Lernenden gehörige Zeit betrachten. Dann beleuchte man sie
mit einer Lehre odcr Regel, was und wozu sie ist, und wie sie
geschieht, mit klaren Worten, so daß die Sache verstanden werden
muß. Nun erst lasse er nachahmen, und stehe während des Ver-
suches dabei, damit er alsbald vcrbessern kann, wenn er Fehlcr machcn
sieht, bis er es verlernt, Fehler zu machen. Aber alle Mitschüler,
wieviele es auch sein mögen, müssen zugleich aufmerken, damit alles,
was einem gesagt wird, alle hören, und damit jedes Versehen, was
dem einen verbessert wird, alle zu machen verlernen. Abcr noch eins:
Zu einer Zeit möge nur eins behandelt werden, damit die Sinne
nicht abgelenkt werden, und nicht sollen die Schüler einer und der-
selben Klasse Verschiedencs lernen, sondern alle dasselbe. Dann endlich
gehe man immer stufenmäßig weiter, wie die Dinge selbst auf ein-
ander folgen und von einandcr abhängen. Wie auf eincr gnt gebauten
Treppe wird man den Gcist cines jeden bis zu dcn Höhcn einer
bcliebigen Wissenschaft führen können.

Plato: Das ist wohl lcichter gesagt als gethan.

Lehrmeist.: Die Sache wird durch sich selbst wirken. Wenn
nur dcr Lehrende gelehrt und lehrfähig ist, Verständnis und gutcn
Willen hat, seine Gelehrsamkeit andereu mitzuteilen, der Lernende abcr
gelehrig und bildungsfähig, begierig, jeden Tag ctwas Neues zu cr-
fahren und zu erlernen, so werden beide ihre Freudc daran haben,
und die Schule wird das werden, was ein Name von ihr sagt, ein
Spiel, wenn die Arbeiten beiderseits spielend werdcn ausgeführt
werden. Und was noch mehr ist, diese freundliche Anleitung aller
wird den Vorteil haben, daß der Lehrcr von seinem Pulte aus einer
beliebig großen Schar genügen kann. Diese aber wcrden sich selbst
im Wettstreite anregen und durch gegenseitige Nacheiserung anspornen,
wcnn alles vor aller Augcn geschehen wird. So nämlich werdcn die
Begabten mächtig fortschreiten, die Langsamercn werden cndlich auch
die Schwierigkeiten überwinden schon infolge dcr häufigcn Wiedcr-
holung der Übungen. Und das werden die Prüfungen beweisen.

Plin.: Das werden sie, gcwiß! Wir sind nämlich entschlossen,
die Wahrheit der Vcrheißungen auf die Probe zu stellen. Aber halt!
Wird keine Zucht mehr nötig sein?

Lchrmeist.: Zucht muß stets mit dcm Uuterricht verbundcn
sein, damit ja nicht durch Nachsicht Gleichgültigkeit cinschleiche oder
Trägheit oder zügelloser Übermut. Also wer nachlässig ist, möge gc-
scholten werden; wcr Ermahnungen verachtet, möge mit der Rute
gezüchtigt werden; an wem boshafte Widersetzlichkeit zu Tage tritt,
der werde aus der Gemeinschaft der Gesitteten ausgestoßen, wie ein
räudiges Schaf aus der Herde. Doch hüte sich der Lehrer vor
Härte! Er gestatte vielmehr den Fleißigen anständige Erholungen,
 
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