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Comenius, Johann Amos; Bötticher, Wilhelm [Übers.]
Die Schule als Spiel — Langensalza, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.16743#0213

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Erster Aufzug. Zweiter Auftritt.

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Zwcitcr Anftritt.

(Der Kanzler tritt ein, indem cr den König ehrerbietigst begrüßt.)

König: Dich, unsern Diener, den Hüter guter Ordnung an
unserer Akademie, haben wir kommen lassen, damit Du uns, bevor
die audern berufen werden, die ganze akademische Verfassung der Reihe
nach auseinandersetzest, damit man besser sehen kann, wen wir zu
frageu habeu und in welcher Art. Fange ab ovo an! Lege dar,
was eine Akadeniie ist, von wo sie ihren Ursprung herleitet, welches
die wesentlichen Erfordernisse sind, auf welche sich eine Akademie gründet,
und was sonst noch hierher gehört.

Kanzker: Erlauchter König, der Name der Akademie schreibt
sich her von L.oaüsinn8, einem Bürger von Athen, einem großen
Gönner der Wissenschaft, der sein Besitztum in der Vorstadt Athens,
ein großes Haus mit Garten, für öffentliche Zwecke hingab, damit
dort die Männer und Jünglinge, welche zusammenströmten, um Plato
zu hören, der Weisheit ihren Fleiß widmen könnten. Zum ehrenden
Andenken an einen so großen Förderer des gelehrten Unterrichts
wurde daher zuerst der Ort selbst nnch seiuem Namen genannt, dar-
nach wurden alle Hochschulen mit dem Titel Akademieen beehrt.

Sokrates: Möchten doch bei allen Völkeru solche Akademe ge-
funden werden! Aber an den meisten Orten wollen die Menschen
lieber ihre Güter für Eitelkeiten vergeuden oder ihre Schätze in die
Erde vergraben und so ohne Nutzen lasscn. O Verblendnng der
Menschen, die weder für Gott, noch für den Nächsten, noch für das
ehrenvolle Gedächtnis ihres Namens zu wirken verstehen! Doch Du,
Freund, fahre fort!

Kanzler: Jch habe von dem Ursprnnge des Namens gesprochen.
Was die Sache selbst betrifft, so ist eine Akadcmie jetzt die höchste
und umfassendste Schule, in welcher gegen staatlichen Sold und unter
staatlichen Bürgschaften und Vorrechten alles, was nur Gegenstand
menschlichcr Erkenntnis sein kann, gelehrt wird. Jene Wissenschaften
aber, welche so das menschliche Erkennen in Ansprucb uehmen, werden
in vier, wie man jetzt sagt, Hauptfakultäten geteilt. Die erste der-
selbcn heißt die Philosophie, welche die Ursachcn aller Dinge erforschen
lehrt, was, woher, warum und wie ein jedes Ding in der ganzen
Welt ist. Die zweite Fakultät ist die Medizin, welche die Akadenneen
zu dem Zwccke pflegen, damit es nie an solchen fehle, welche das
Menschengeschlecht vor leiblichen Krankheiten zu schützen oder die be-
reits eingeschlichenen niederzuschlagen verstehen. Die dritte Fakultät
ist die juristische, der man sich deshalb auf den Akademieen widmet,
damit es nicht an solchen fehle, welche die menschliche Gesellschaft vor
Zerwürfnissen zu schützen verstehen. Die vierte und letzte ist die Theo-
logie. Diese wird um deswillen gepflegt, damit es nicht an solchen
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