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Curtius, Ernst [Hrsg.]; Adler, Friedrich [Hrsg.]
Olympia: die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung (Textband 2): Die Baudenkmäler — Berlin, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.774#0055
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Metroon (Tafel XXIV —XXVI).

37

IV. Metroon.
Tafel XXIV —XXVI.
Erläutert von W. Dörpfeld.

a. Erklärung der Taseln.
Tafel XXIV giebt oben einen ergänzten Aufriss
des Tempels. Alle seine Abmessungen und alle Kunst-
formen sind durch Funde gesichert, nur die Säulen-
höhe und das Antenkapitell des Pronaos sind unbekannt.
Unter dem Aufriss ist ein ergänzter Grundriss abgebildet,
welcher der Länge nach in zwei Teile geteilt ist; der
untere giebt einen Durchschnitt durch die Säulen mit
Ansicht der Stufen, der obere einen Durchschnitt durch
den Triglyphenfries mit Ansicht des Geison. Aus dem
letzteren Durchschnitt sieht man, dass die Triglyphen
mit ihrer Nachbarmetope immer aus je einem Stein be-
stehen, und dass die Cella nur über dem Pronaos und
Opisthodom einen Triglyphenfries hatte. Die Zweiteilung
des Grundrisses ist gewählt worden, weil bei der grossen
Zerstörung des Tempels seine genauen Masse aus dem
Triglyphenfriese berechnet werden mussen.
Auf Tafel XXV sind Durchschnitte des Tempels
und ein Grundriss desselben in seinem jetzigen Zustande
abgebildet. Der zu oberst gezeichnete Querschnitt zeigt
links ein Profil der weltlichen Vorhalle mit einer Ansicht
des Opisthodom und rechts einen Schnitt durch die
Cella, beide in ergänztem Zustande. Auch hier sind die
Höhenmasse der Säulen nach Gutdünken ergänzt. Über
die Innensäulen vergleiche die Baubeschreibung.
In dem darunter befindlichen Längenschnitt, welcher
ebenso wie die Grundrisse im Massstab i : ioo ge-
zeichnet ist, sind die erhaltenen Teile durch eine dunkle
Schrasfierung hervorgehoben; die ergänzten sind hell
geblieben.
Aus dem Grundrisse, welcher den Zustand der
Mauern nach der Ausgrabung wiedergiebt, ersieht man,
wie wenig von dem ganzen Bau erhalten ist. Mit Aus-
nahme der Nordwestecke, wo noch die drei Stufen und
Reste von Säulen erhalten sind, haben sich nur noch
wenige Fundamentschichten vorgefunden.
Tafel XXVI enthält die Darstellungen der Gebälke
der Aussenhalle und des Pronaos. Die beachtenswerte
Ecklösung des Triglyphenfrieses am Pronaos und Opi-
sthodom ist durch besondere Zeichnungen links unten
veranschaulicht.
b. Baubeschreibung.
Eine eingehende Beschreibung der erhaltenen Teile
des Tempels habe ich im IV. Bande der »Ausgrabungen«
(S- 33) gegeben. Hier mögen noch einige ergänzende
Angaben gemacht werden.
Am Fusse des Kronoshügels, unmittelbar neben
der Terrasse der Schatzhäuser, war der Tempel der

Göttermutter errichtet worden. Da der Baugrund an
dieser Stelle fest und gleichmässig war, brauchten die
Fundamente nur die geringe Tiefe von drei Quader-
schichten zu haben. Von diesen ist jetzt vielfach nur die
unterste Schicht erhalten, an einzelnen Stellen ist sogar
auch diese zerstört. Die drei reich gegliederten profilierten
Stufen des Tempels sind an der Nordwestecke noch
auf eine kurze Strecke vorhanden, im Übrigen aber von
den Byzantinern vollständig weggebrochen worden.
Dort flehen auch noch eine einzige Säulentrommel und
ein kleiner Rest einer zweiten, welche für die Wieder-
herstellung des Planes von unschätzbarem Werte sind.
Sie gaben uns nicht nur den Durchmesser der Säulen,
sondern auch ihre genaue Axweite und gestatteten uns,
vermitteln dieser Masse unter den vielen, in der
byzantinischen Festungsmauer verbauten Gebälken das-
jenige ausfindig zu machen, welches dem Tempel einst
angehört hat.
Die Axweite beträgt 2,01 m und entspricht gerade
der Länge zweier Stylobatplatten. Da sich nun die
Länge der Stufenquadern und der Fundamentsteine
nach den Stylobatplatten gerichtet hat, so sind alle
Steine der äusseren Mauer, mit Ausnahme derjenigen
an den Ecken, gerade x/a Axweite lang. Die Säulen,
deren sechs an den Giebelseiten und elf an den Trauf-
seiten standen, bestehen, wie der ganze Bau, aus Porös
und waren aussen mit einem feinen Stuck überzogen.
Ihr Durchmesser betrug unten 0,85, oben 0,65 m. Ob
die Frontsäulen etwas stärker waren als diejenigen an
den Langseiten, ist unbekannt. Sie haben alle zwanzig
Furchen und ihre Kapitelle zeigen einen fast gerad-
linigen Echinus, ohne die üblichen Ringe. An der
Stelle der letzteren befindet sich ein 36 mm breiter
und 3 mm tiefer Einschnitt, welcher möglicherweise
einen profilierten Ring aus Metall enthalten hat (vergl.
Tafel XXVI).
Der Architrav war aus zwei Platten zusammen-
gesetzt, die äussere mit einem Abakus und Nagelleisten,
die innere ohne Gliederung. Der Triglyphenfries bestand
aus grossen Steinen, von denen jeder einen Triglyph
und eine Metope umfasste. Da sehr viele solcher Blöcke
gefunden sind, konnte der Grundriss des Frieses so er-
gänzt werden, wie er auf Tafel XXIV gezeichnet ist.
Der Fugenschnitt an den Ecken ergab sich aus den
Fugen der Architrave. Das Geison, mit einem be-
sonderen Kyma ausgestattet, zeigt schon eine jüngere
Form als dasjenige des Zeustempels. Das Vorhandensein
von Giebeln an der Ost- und Westseite des Tempels
und auch die Neigung dieser Giebel sind gesichert durch
ein kleines Eckstück des Geison, an welchem man den
Neigungswinkel (1:4) unmittelbar messen kann.
 
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