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Curtius, Ernst [Hrsg.]; Adler, Friedrich [Hrsg.]
Olympia: die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung (Textband 2): Die Baudenkmäler — Berlin, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.774#0141
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Eingangsthor zum Gymnasion (Tafel LXXVI und LXXVII).

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nach sich noch in der Falllage befanden. Da die
Unterfläche jenes Epistyls nicht geputzt ist, muss dasselbe
mit den Friesfragmenten auf der festen Wand gelegen,
mithin zum Gebälk der Aussenseite gehört haben1). Auf-
fällig und ein weiterer Beweis für die Zusammengehörig-
keit der Fundstücke ist der Umstand, dass über der
Blattwelle der Epistyle noch ein Stück des Frieses an-
gearbeitet ist. Man bezweckte damit vermutlich, den
über die Säulen gespannten Architraven mehr Höhe und
Tragfähigkeit zu verleihen. Die Fugen stimmen demnach
nicht mit der natürlichen Teilung der Bauglieder, eine
Erscheinung, die sich auch bei der Südhalle (vergl. Band I,
Tafel LX und S. 82) wiederfindet.

Sämtliche aufgefundene Epistyle haben an der Auf-
lagerfläche eine Breite von 42—44 cm, ihre Rückseiten
zeigen keine Anschlussstreifen an den Kanten und sind
glatt bearbeitet. Es bleiben demnach zur vollen Gebälk-
breite — von 56 cm am Friese gemessen — noch Stücke
mit der geringen Breite von etwa 14 cm zu ergänzen,
eine Anordnung, für die lieh keine befriedigende Er-
klärung ergeben hat. Auf Tafel LXXVI, 2 sind diese
inneren ergänzten Epistyle den äusseren gleich ange-
nommen, obgleich nicht ausgeschlossen ist, dass sie,
wie für das Mittelschiff vorausgesetzt werden muss, höher
waren, d. h. bis zur durchgehenden Lagerfuge hinauf-
reichten.


Abbildung 16a. Abbildung 16b.
Architrav und Steinbalken der-Kassettendecke.


Abbildung 17.
Längsschnitt durch die Decke des Mittelschisss.

Neben den Gebälkstücken haben sich zahlreiche
Steinbalken gefunden (Figur 16b). Diese mussen, ihrer
vollkommen übereinstimmenden Masse und Profile we-
gen, in gleicher Höhe mit den Friesen gesessen haben.
Sie sind auf beiden Seiten gegliedert, haben sämtlich
eine Breite von 40—41cm, zeigen an der Unterssäche
Putz und einen vertieften Streifen von 8 cm Breite.
Zweifellos bilden sie die Querträger der Steindecke über
dem Mittelschifse, dessen Breite besondere Unterzüge für
eine derartige Decke erforderte. Sie sind demnach
geradezu als Beweisstücke für das Vorhandensein einer
Steindecke zu betrachten. Da aber ihre Höhe nicht der
Höhe des äusseren Frieses (von 445 mm) entspricht, son-
dern nur dem Mass von seiner Oberkante bis zur Lager-
fuge (= 372 mm), so sind im Mittelschiffe höhere Epi-
style als am Aussengebälk vorhanden sind zu ergänzen
(Tafel LXXVI, 3). Unter den in der Nähe des Bauwerks
gefundenen Baustücken kommen hierfür einige leider
stark beschädigte Epistyle von rund 435 mm Höhe in
Frage (Figur 16a), deren Oberprofile aber abgeschlagen
sind, so dass ihre Zugehörigkeit und Ergänzung auf
Tafel LXXVI, 3 nicht völlig einwandfrei erscheint2).
Bruchstücke von der steinernen Kassettendecke, und
zwar von zwei verschiedenen Formen und Grössen, sind
zum Teil in entlegenen Teilen des Ausgrabungsfeldes
1) Es ergiebt sich dies auch aus dem Vorhandensein eines
(äusseren) Eckepistyl-Fragments von gleichem Profile wie
jenes Epistylstück.
2) Ein derartiger Block, an der Rückseite glatt und mit
abgeschlagenen Abschlussgliedern an der Vorderseite, fand sich
in der anstossenden Halle, nördlich von der Palästra, ein
anderes Stück weltlich vor der Osthalle des grossen Gymna-
sion, ein drittes in einem der nördlichen Gemächer der Pa-
lästra, sämtlich in gleichem Zustande der Erhaltung.

aufgefundenx). Ihre Einordnung ergab sich aus den
Massen. Die kleineren Deckenstücke gehören zu den
Nebenschiffen und zeigen einfach profilierte Kassetten
mit Rosetten auf dem Boden, die allesamt stark be-
schädigt sind und daher nicht genau ergänzt werden
konnten. Die Decke über dem Mittelschiffe hat zwiefach
abgetreppte Kassetten. Der Boden fehlt hier und wird
aus besonders eingesetzten Deckentafeln bestanden haben,
von denen jedoch kein Stück wiedergefunden worden
ist. — Die Stege oder Balken zwischen den Kassetten
haben an der Untersläche vertiefte Streifen, aufweichen
sich Spuren von Rot als einzige Reste der ursprünglichen
Bemalung erhalten haben. Die Anschlussssächen der
Kassettenstücke' sind des genauen Schlusses wegen zum
Teil geputzt. In der Längsrichtung greifen die Stücke
mit einem Falz übereinander (Figur 17).
Mit dem Gebälk stimmt nach Massen, Material und
Bearbeitung eine grosse Zahl von Wandquadern derart
überein, dass ihre Zuweisung zu dem Gebäude ausser
Zweifel sleht. Viele von ihnen sind in unmittelbarer
Nachbarschaft des Thores wiedergefunden, eine nicht
geringe Anzahl jedoch wohlerhalten aus den inneren
Teilungsmauern der byzantinischen Kirche gezogen
worden. Die Quadern zeigen sämtlich an den Schmal-
seiten und Unterkanten Anschlussränder von 35—40mm
Breite und waren an den Stossfugen jederseits durch
zwei i I Eisenklammern, an den Lagerfugen durch Dübel
miteinander verbunden. Viele Stücke haben ausser den
hakenförmigen noch je eine schwalbenschwanzförmige
Verklammerung. Die Quaderhöhe schwankt zwischen
330—390 mm, so dass sich keine sieberen Massbestim-

x) Ein Bruchstück ist in der Nähe des Stadion-Einganges
in späte Mauern verbaut vorgefunden worden.
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