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Eingangsthor zum Gymnasion (Tasel LXXVI und LXXVII).
mungen für die Höhe der Aussenwände daraus gewinnen
liessen. Die Breiten nehmen nach oben zu ab, woraus
iich eine nicht unerhebliche Verjüngung der Wände,
ähnlich wie an der Südhalle, ergiebt. — Aufsallend ist
die grosse Zahl von Stückungen an den Quadern.
Orthostaten oder hochkantig verfetzte Wandsockel*) sind
nicht gesunden und auch in dem Querschnitte Tasel
LXXVII nicht ergänzt worden.
Abbildung 18.
Wandkapitell.
Hg
_ ^V^-
SM
C
I
Abbildung 19.
Wandkapitell mit Beseftigungslpuren.
VM
Die Stirnen der Aussenwände waren wie bei der
Südhalle durch Halbsäulen mit Wangen in Antenform,
von denen sich drei1) erhalten haben, gebildet (Figur 18).
Sehr eigentümlich ist die Gestalt der zugehörigen Kapi-
telle, besonders durch den Umstand, dass die Wangen
nur bis zu halber Höhe reichen und dort mit einem in
den Blattkranz einschneidenden kapitellartigen Gesimse
abschliessen (Tafel LXXVI,i). Die punktierten Eckvoluten
an der Wand sind ergänzt. Kleine Löcher am Kelch
zwischen den Helices dienten vielleicht zur Befestigung
irgend eines gelegentlichen Schmucks. Ausser den Wand-
kapitellen haben sich noch mindestens neun mehr oder
minder vollständige Vollkapitelle sowie ein Kapitell von
einer Dreiviertel-Säule aufgefunden. Der Standort dieser
Dreiviertel-Säulen ist vor der Mitte der Wände, in der
Querachse des Gebäudes, zu fuchen.
Die Kapitelle sind von mässiger Höhe und erscheinen
mit ihrem schweren, ssach gerundeten Abakus, den vollen
und derben Helices, masfig und gedrungen, wozu der
Charakter des Blattwerks, das von dem sein gegliederten
Akanthus korinthischer Kapitelle der klassisch römischen
Kunst abweicht, nicht wenig beiträgt. Die Blätter (Fi-
gur 20) haben keine gegliederten Blattlappen, sondern
dreieckige, krästig gewellte Blattspitzen und Übersälle
von geringer, schon durch das Material — Porös —
beschränkter Ausladung. Ihre Form ähnelt der des
Blattwerks der Kapitelle vom Eingangsthor zum Stadion
(Band I, Tasel XLVIII, und II, Tasel CXIV). Die Helices
') Aus dieser Anzahl ergiebt sich auch ihr Platz als
Abschluss der Wände und nicht etwa eine Anordnung in
der Querachse, wie in der erften Verössentlichung »Aus-
grabungen zu Olympia« Bd. V (1881) Taf. XL und danach in
»A. Bötticher Olympia, das Fest und feine Stätte«, II. Auflage
1886 S. 396 und 397.
oder Eckvoluten werden nicht durch Blattkelche unter-
stützt; eigentümlich sind ihnen die gerippten, hahnen-
kammartigen Säume, die besonders bei den Wand-
kapitellen stark in die Augen sallen. Ähnliche Bildun-
gen sinden sich auch an den Kapitellen aus der Casa
del Fauno zu Pompei. Mit diesen Kapitellen fowie mit
denen vom sogenannten Vesta -Tempel zu Tivoli haben
die olympischen auch die krästigen Rosetten am Abakus
gemein. Die Unvollkommenheiten des Materials, das
eine seinere Bearbeitung ausschloss, werden ausgeglichen
durch den vorzüglichsten, alle Höhlungen, Rippen und
Kanten des Blattwerks wie der Voluten gleichmässig
deckenden Putz von kaum messbarer Stärke und aus-
gezeichneter Weisse und Glätte. Spuren von Bemalung
sind weder an den Kapitellen noch am Epistyl oder
Fries nachgewiesen worden.
Die Verbindung der Kapitelle (Tasel LXXVI, 1) mit
den Wandquadern durch Dübel und Klammern veran-
schaulicht die Skizze (Figur 19). Die mittleren Dübel-
löcher sind oben schräg eingefchnitten, also von drei-
eckigem Querschnitt, aufserdem vorn mit einem nafen-
artigen Ansatze versehen (c) und waren in dieser Gestalt
vielleicht sür Dübel und Klammer zugleich berechnet.
Der Abakus enthält neben den Hl Klammern (a) noch
eine fchwalbenschwanzsörmige Klammerverbindung (b).
Das Kapitell der Dreiviertel-Säule zeigt sogar zwei
Schwalbenschwanz-Klammern, dagegen keine Dübel in
mittlerer Höhe, ebensowenig i i Klammern. Die Epistyle
sind aus dem Abakus verdübelt. — Die Schäste haben
zwanzig ssach ausgehöhlte, oben und unten flachbogig
abgeschlosfene Kanneluren mit fchmalen Stegen. Von
') Auch die Südhalle besitzt nachweislich nicht die üb-
lichen Orthoftaten.
Eingangsthor zum Gymnasion (Tasel LXXVI und LXXVII).
mungen für die Höhe der Aussenwände daraus gewinnen
liessen. Die Breiten nehmen nach oben zu ab, woraus
iich eine nicht unerhebliche Verjüngung der Wände,
ähnlich wie an der Südhalle, ergiebt. — Aufsallend ist
die grosse Zahl von Stückungen an den Quadern.
Orthostaten oder hochkantig verfetzte Wandsockel*) sind
nicht gesunden und auch in dem Querschnitte Tasel
LXXVII nicht ergänzt worden.
Abbildung 18.
Wandkapitell.
Hg
_ ^V^-
SM
C
I
Abbildung 19.
Wandkapitell mit Beseftigungslpuren.
VM
Die Stirnen der Aussenwände waren wie bei der
Südhalle durch Halbsäulen mit Wangen in Antenform,
von denen sich drei1) erhalten haben, gebildet (Figur 18).
Sehr eigentümlich ist die Gestalt der zugehörigen Kapi-
telle, besonders durch den Umstand, dass die Wangen
nur bis zu halber Höhe reichen und dort mit einem in
den Blattkranz einschneidenden kapitellartigen Gesimse
abschliessen (Tafel LXXVI,i). Die punktierten Eckvoluten
an der Wand sind ergänzt. Kleine Löcher am Kelch
zwischen den Helices dienten vielleicht zur Befestigung
irgend eines gelegentlichen Schmucks. Ausser den Wand-
kapitellen haben sich noch mindestens neun mehr oder
minder vollständige Vollkapitelle sowie ein Kapitell von
einer Dreiviertel-Säule aufgefunden. Der Standort dieser
Dreiviertel-Säulen ist vor der Mitte der Wände, in der
Querachse des Gebäudes, zu fuchen.
Die Kapitelle sind von mässiger Höhe und erscheinen
mit ihrem schweren, ssach gerundeten Abakus, den vollen
und derben Helices, masfig und gedrungen, wozu der
Charakter des Blattwerks, das von dem sein gegliederten
Akanthus korinthischer Kapitelle der klassisch römischen
Kunst abweicht, nicht wenig beiträgt. Die Blätter (Fi-
gur 20) haben keine gegliederten Blattlappen, sondern
dreieckige, krästig gewellte Blattspitzen und Übersälle
von geringer, schon durch das Material — Porös —
beschränkter Ausladung. Ihre Form ähnelt der des
Blattwerks der Kapitelle vom Eingangsthor zum Stadion
(Band I, Tasel XLVIII, und II, Tasel CXIV). Die Helices
') Aus dieser Anzahl ergiebt sich auch ihr Platz als
Abschluss der Wände und nicht etwa eine Anordnung in
der Querachse, wie in der erften Verössentlichung »Aus-
grabungen zu Olympia« Bd. V (1881) Taf. XL und danach in
»A. Bötticher Olympia, das Fest und feine Stätte«, II. Auflage
1886 S. 396 und 397.
oder Eckvoluten werden nicht durch Blattkelche unter-
stützt; eigentümlich sind ihnen die gerippten, hahnen-
kammartigen Säume, die besonders bei den Wand-
kapitellen stark in die Augen sallen. Ähnliche Bildun-
gen sinden sich auch an den Kapitellen aus der Casa
del Fauno zu Pompei. Mit diesen Kapitellen fowie mit
denen vom sogenannten Vesta -Tempel zu Tivoli haben
die olympischen auch die krästigen Rosetten am Abakus
gemein. Die Unvollkommenheiten des Materials, das
eine seinere Bearbeitung ausschloss, werden ausgeglichen
durch den vorzüglichsten, alle Höhlungen, Rippen und
Kanten des Blattwerks wie der Voluten gleichmässig
deckenden Putz von kaum messbarer Stärke und aus-
gezeichneter Weisse und Glätte. Spuren von Bemalung
sind weder an den Kapitellen noch am Epistyl oder
Fries nachgewiesen worden.
Die Verbindung der Kapitelle (Tasel LXXVI, 1) mit
den Wandquadern durch Dübel und Klammern veran-
schaulicht die Skizze (Figur 19). Die mittleren Dübel-
löcher sind oben schräg eingefchnitten, also von drei-
eckigem Querschnitt, aufserdem vorn mit einem nafen-
artigen Ansatze versehen (c) und waren in dieser Gestalt
vielleicht sür Dübel und Klammer zugleich berechnet.
Der Abakus enthält neben den Hl Klammern (a) noch
eine fchwalbenschwanzsörmige Klammerverbindung (b).
Das Kapitell der Dreiviertel-Säule zeigt sogar zwei
Schwalbenschwanz-Klammern, dagegen keine Dübel in
mittlerer Höhe, ebensowenig i i Klammern. Die Epistyle
sind aus dem Abakus verdübelt. — Die Schäste haben
zwanzig ssach ausgehöhlte, oben und unten flachbogig
abgeschlosfene Kanneluren mit fchmalen Stegen. Von
') Auch die Südhalle besitzt nachweislich nicht die üb-
lichen Orthoftaten.