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Hess, Daniel
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet: Hessen und Rheinhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,2: Berlin: Dt. Verl. für Kunstwiss., 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.52864#0040

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KÜNSTLERISCHE ZUSAMMENHÄNGE UND ENTWICKLUNGEN

35

ii. Alttestamentliche Flucht eines Bärtigen.
Assisi, San Francesco, Chor A VIII, 8 a.
Mainz(?), um 1253/60.


Künstlerische Zusammenhänge und Entwicklungen
Der Versuch, die in diesem Band behandelten mittelalterlichen Glasmalereien in einem größeren kunsthistorischen
Rahmen zu würdigen, stößt im Hinblick auf die großen Verluste immer wieder an seine Grenzen. Selten genug lassen
sich die inselhaften Einzelwerke stichhaltig miteinander verbinden, ganz zu schweigen von den Schwierigkeiten einer
gattungsübergreifenden Einordnung. Die folgenden Überlegungen, die sich nicht in der nüchternen Archivierung der
mehr oder weniger fragmentierten Bestände erschöpfen können, kommen deshalb nicht ohne Hypothesen und Kon-
jekturen aus und setzen damit ein hohes Maß an methodischem Optimismus voraus.
Singulär und einzigartig steht das um 1175/80 entstandene Flechtbandfenster im Kloster Eberbach (Farbtaf. II) am
Anfang. Als frühestes Beispiel zisterziensischer Ornamentfenster in Deutschland gehört es zusammen mit der formal
verwandten geometrischen Blankverglasung in Obazine (Dep. Correze) zu den wenigen erhaltenen Glasgemälden aus
der Frühzeit des Zisterzienserordens. In seiner Farblosigkeit entspricht es dem vor 1152 erlassenen Statut, das far-
bigen und figürlichen Fensterschmuck in den Ordenskirchen untersagte. Abgesehen von einzelnen Anlehnungen
im Reiner Musterbuch und sehr viel allgemeineren Reflexen in den Resten einer Fensterrose aus der Stiftskirche in
Wetzlar lassen sich jedoch keine weiteren übergreifenden Zusammenhänge aufzeigen41.
Im Gegensatz dazu lassen sich die beiden Reste eines Vita-Christi-Zyklus im Museum Wiesbaden mit den zugehöri-
gen, im Zweiten Weltkrieg untergegangenen Rundscheiben in Berlin (Fig. 215 f., Farbtaf. XXXIVf.) stärker in die
gesamte Entwicklung einbinden, als dies bislang möglich schien. In diesem Zusammenhang sei zunächst ein mit
»HVSEN« bezeichnetes Fragment erwähnt, das sich in einer aus verschiedenen Resten zusammengesetzten Sammel-
scheibe aus der Glasmalereisammlung des Freiherrn Hans Carl von Zwierlein befindet (Textabb. 4)42. Auch wenn

41 Zu den Zusammenhängen mit den Darstellungen im Reiner Muster-
buch, fol. i2v, vgl. Hartmut Scholz, in: Die Klosterkirche Marienstatt
(Forschungsberichte zur Denkmalpflege in Rheinland-Pfalz 4), Worms

1999, S. 86, Anm. 12, Abb. 5; zu dem nicht mehr auffindbaren Wetzlarer
Fenstervon 1250/60 vgl. Oidtmann, 1912,8. 130, Abb. 192.
42 Die aus verschiedenen Fragmenten zusammengesetzte, heute in dem
 
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