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Hess, Daniel
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet: Hessen und Rheinhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,2: Berlin: Dt. Verl. für Kunstwiss., 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.52864#0079

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ARNOLDSHAIN • LAURENTIUSKIRCHE

2b HL. SIPPE Fig. 2, Abb. 3, 10-13, Farbtaf. I
H. 57,5 cm, B. 43 cm.
Erhaltung: Einzelne Schwarzlotausbrüche in der Annenfigur
sowie Loch- bis Flächenfraß in der Mauerpartie; auf den gelben
Gläsern nur leichter Lochfraß. Verschiedene Sprünge und
Sprungbleie; Sprungblei im Kopf Josephs 1996 entfernt und Glä-
ser geklebt, ferner die zuvor verkehrt eingesetzten Glasstücke in
der Astsäule rechts korrigiert und Sprungbleie entfernt.
Ikonographie, Komposition: Die von einer Astwerkarkade
gerahmte Rechteckscheibe zeigt Maria mit dem Jesuskind auf
dem Schoß und ihre Mutter Anna; beide sitzen auf einer steiner-
nen Thronbank vor einer Quadersteinmauer. Dem um 1490 ent-
standenen Kaltnadelstich des Meisters des Amsterdamer Kabi-
netts oder der im Umkreis Baldungs entstandenen Zeichnung in
Karlsruhe vergleichbar, lehnen sich die Ehemänner Joseph und
Joachim über die Mauer. Beide Darstellungen zeigen überdies
einen Ausblick in die Landschaft5.
Farbigkeit: Maria mit weißem Mantel über blauem Gewand sitzt
neben der in rotem Gewand und grünem Mantel gekleideten
Anna auf einer gelben Thronbank mit Sockel; Inkarnate in Gri-
saille, Haare und Nimben silbergelb. Hinter der rosabraunen
Mauer stehen links der blaugrau gekleidete Joseph und rechts
Joachim in silbergelbem Brokatmantel mit braunem Pelzfutter
und einem braunen Pelzbarett. Im Hintergrund kühle Blauglä-


Fig. 2. ES Chor I, 2b.

ser, welche durch den Silbergelbauftrag bei den Hügeln und Bäu-
men grün erscheinen; Rahmung in Grisaille auf rotbraun bemal-
tem Grund.
CVMA A 11052, Großdia A 206

5 Zum Kaltnadelstich vgl. Kat. Ausst. Frankfurt/Main 1985, Nr. 29, zur
Zeichnung Carl Koch, Die Zeichnungen Hans Baldung Griens, Berlin
1941, Nr. 69. Zu beiden Darstellungen, die zusätzlich die Hl. Geist-
Taube und in der Zeichnung überdies Gottvater zeigen, läßt sich über die
typenmäßige Verwandtschaft hinaus kein engerer Zusammenhang postu-
lieren, auch wenn die Karlsruher Zeichnung dem Glasgemälde in ihrer
Gesamtanlage recht nahekommt.

ARNOLDSHAIN • LAURENTIUSKIRCHE

Bibliographie: Lotz, 1880, S. 7 (Erwähnung der Glasgemäldegruppe mit dem Reifenberg-Wappen aus dem 15. Jh.
im südlichen Chorfenster); Luthmer, 1905, S. 161 (datiert Ende des 15. Jh.); Walter Hotz, Nikolaus Nievergalt von
Worms in der spätgotischen Malerei. Neue Beiträge zur Hausbuchmeisterfrage, in: Der Wormsgau 3, 1956, S. 310,
Abb. 3 (zusammen mit weiteren Glasgemälden dem »Hausbuchmeister« zugeschrieben); Schenk zu Schweinsberg,
1957, S. 30, 43, Abb. 68 (möglicherweise Rest der Ausstattung der Reifenberger Burg; Zuweisung an den »Hausbuch-
meister« um 1475); Magnus Backes, in: Dehio, Hessen, 1966, S. 21 (Hausbuchmeisterschule, Ende 13. Jh.); Heinz-
Peter Mielke, Beiträge zur Geschichte der Eaurentiuskirche in Schmitten-Arnoldshain (Veröffentlichungen zur
Geschichte des Hochtaunusgebietes 1), Schmitten 1974, S. 36, Taf. 5 (wohl Stiftung des Patronatsherrn Emmerich von
Reifenberg um 1450); Martin Hoffmann, Eaurentiuskirche Arnoldshain, in: Hochtaunusblätter 6, Heft 10, 1978,
S. 48 (Zuschreibung an den »Hausbuchmeister« und Identifizierung des Falkners mit dem 1481 verstorbenen Walter
von Reifenberg); Gerhard Eimer, in: Birgitta Eimer, Steinscher Hof Kirberg. Ein nassauisches Burgmannenhaus
im Besitz des Freiherrn vom Stein, Köln/Berlin 1982, S. 152 (nach Mielke, 1974).
Gegenwärtiger Bestand: Im obersten Feld des dreizeiligen, spitzbogig geschlossenen Chorfensters süd II befindet
sich eine dreiteilige, wohl ursprünglich nicht in dieser Form zusammengehörige Scheibengruppe mit dem Drachenkampf
des Hl. Georg, einem Falkner mit dem Wappenschild der Herren von Reifenberg und zugehöriger Helmzier (Abb. i)1.
Zur Frage des ursprünglichen Standorts: Schenk von Schweinsberg vermutete, daß es sich bei den Scheiben
um den einzig erhaltenen Rest der Ausstattung der Reifenberger Burg handeln könnte. Nach dem Aussterben der
Wetterauer Linie der Reifenberger und der Übernahme der Herrschaft durch Kurmainz wurde die Burg im Jahre
1688/89 geschleift. Die Scheibengruppe wurde damals offenbar geborgen und in die im 30jährigen Krieg beschädigte,
 
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