Metadaten

Hess, Daniel
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet: Hessen und Rheinhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,2: Berlin: Dt. Verl. für Kunstwiss., 1999

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52864#0094

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ELTVILLE • PFARRKIRCHE ST. PETER UND PAUL

89

Zusammenhang mit der Wiederverwendung in der Moosburg.
Ikonographie: Das Wappen bezieht sich auf den Weihbischof
und Rektor der Mainzer Universität Eberhard von Rödwitz, des-
sen Wappen und Stifterfigur im Ornat in der Kreuzgangsvergla-
sung Eberbach überliefert ist. Das Wappen gehört demnach
nicht zu Fragment Nr. 10.
Farbigkeit: Doppeltes rot/weißes Würfelband auf blauem Da-
mastgrund.
CVMA G 451/1 (MF); Dia A 99/37

13. ZISTERZIENSERWAPPEN Abb. 16
Aufgefunden in einer Holzkiste mit verschiedenen unbezeichne-
ten Glasmalereifragmenten. H. 14 cm, B. 15,5 cm.
Erhaltung: Weiße Balken aus blauem Überfangglas geschliffen
oder geätzt; starke Korrosion.
Ikonographie: Bei dem Wappen handelt es sich um das Ordens-
wappen der Zisterzienser und kann deshalb mit keiner nament-
lich überlieferten Stiftung in Verbindung gebracht werden.
Farbigkeit: Blaue Balken auf Weiß und rote Wellenlinie, rote
Helmdecke; Umgebung: angebleite Reste von braunen Mauern
und Bodenplatten wie in Nr. 10.
CVMA G 451/2 (MF); Dia A 99/38

ELTVILLE • PFARRKIRCHE ST. PETER UND PAUL

Bibliographie: Hans Kremer, Die Pfarrkirche St. Peter und Paul in Eltville. Kunst, Geschichte und Bedeutung, Elt-
ville 1994, S. 89t. (Reste mit Erzbischof Adolf II. von Nassau in Verbindung gebracht und um 1475 datiert).
Gegenwärtiger Bestand: Als einzige, klägliche Reste der ursprünglichen Chorverglasung der Kirche sind in Fenster
süd II der ehemaligen, 1933 zu einer Kapelle umgebauten Sakristei nurmehr ein kleines Wappen und einzelne, in Wap-
penform angeordnete kleine Fragmente (Abb. 22 f.) erhalten geblieben.
Geschichte des Baues und seiner Verglasung: Die Pfarrkirche von Eltville - dem politischen Mittelpunkt des
Kurfürstentums Mainz und von 1350 bis 1475 Residenz der Mainzer Erzbischöfe - wurde um 1350 neu errichtet,
nachdem der romanische Vorgängerbau baufällig geworden war. Nach der Verleihung eines Ablasses über den Bau
(1353) konnte der Chor bereits 1359 benutzt werden, während das zweischiffige Langhaus erst gegen 1370/75 vollen-
det wurde, wie das Wappen des Erzbischofs Adolf I. von Nassau (1373-1390) im Gewölbe des Hauptschiffes und die
mit der benachbarten Valentinskirche in Kiedrich verwandten Maßwerkformen nahelegen1. Über den einstigen Um-
fang und Inhalt der Chorverglasung ist nichts bekannt.
Der früheste Hinweis auf eine Reparatur findet sich in der geritzten Inschrift auf der Fragmentscheibe ib von 1722.
Eine weitere Reparaturmaßnahme ist in der Kirchenrechnung von 1727 erwähnt; 1753 wurde die Kirche offenbar mit
Wabenscheiben blankverglast, wobei der Orgelbauer das alte Blei erhielt2. Davon war offenbar auch der Chor betrof-
fen: So heißt es in einer Beschreibung der Kirche 1865 (Pfarrarchiv Eltville): Von Glasmalereien findet sich nur noch
ein kleiner Rest im Bogenfeld des mittleren Chorfensters, jedoch durch den Hochaltar für das Innere ganz verdeckt.
Darunter dürften sich auch die heute noch erhaltenen Fragmente befunden haben3.
Im Zuge der großen Renovierung von 1869 kam es zu einer Neuverglasung der Chorapsis durch den gleichzeitig in
Kiedrich tätigen Glasmaler Jean de Bethune aus Gent. Nach Abbruch des barocken Hochaltars wurden Bethunes

1 Vgl. Wolfgang Einsingbach/Hans Kremer, Eltville im Rheingau
(Rheinische Kunststätten 129), Köln 4t989, S. 6-8; die von Herchen-
röder, 1965, S. 132L, vertretene Spätdatierung des Langhauses um oder
nach 1400 wird dort zurückgewiesen.
2 Vgl. Kremer (s. Bibi.), 1994, S. 90. Dem langjährigen Pfarrarchivar
Hans Kremer, Eltville, sei für seine Mithilfe bei der Suche nach Archiva-
lien herzlich gedankt.
3 Kremer (s. Bibi.), 1994, S. 89, brachte dabei das nassauische Wappen

mit einem Wappenschild in Verbindung, der auf einer Entwurfszeich-
nung für die neugotische Ausstattung von 1880 im Maßwerk des Ach-
senfensters aufscheint (Abb. ebenda auf S. 21). Das nassauische Wappen
zeigt jedoch einen anderen Umriß und weist kleinere Maße auf, auch
weicht die Maßwerkform der Zeichnung vom gebauten Zustand ab;
folglich wird man die beiden Wappen nicht miteinander identifizieren
können.
 
Annotationen