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Hess, Daniel
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet: Hessen und Rheinhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,2: Berlin: Dt. Verl. für Kunstwiss., 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.52864#0331

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ANHANG
VERLORENE ODER VERSCHOLLENE GLASMALEREIEN

Dieser Anhang versucht, alle verschollenen oder verlorenen Glasgemälde im bearbeiteten Gebiet zu erfassen, die in
den Archivalien und der historischen Literatur erwähnt sind. Auch wenn sich die Überlieferung vielfach auf summari-
sche Erwähnungen beschränkt, vermitteln die alphabetisch aufgeführten ehemaligen Glasgemäldestandorte ein ein-
drückliches Bild der immensen Verluste, nicht nur in der Reichs-, Wahl- und Krönungsstadt Frankfurt, sondern auch
in dem von den Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges besonders betroffenen Rhein-Main-Gebiet.

EHEMALS ARNSBURG, ZISTERZIENSERKLOSTER
Bibliographie-, Waldemar Küther, Rudolf Rule von Friedberg,
Propst zu Wetzlar, Bischof von Werden und Notar Kaiser Karls
IV., in: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde NF
37, 1979, S. 108 (verweist auf das Testament Rules von Friedberg
und der darin erwähnten Grabkapelle, die mit Glasmalereien
geschmückt werden sollte).
In seinem am 20. Juni 1367 zu Prag aufgesetzten Testament
bestimmt der aus Friedberg stammende Rudolf Rule, Kanzler
Kaiser Karls IV und Bischof von Verden, daß er im Zisterzien-
serkloster Arnsburg beigesetzt werden wolle. Es solle dort aus
den von ihm zur Verfügung gestellten Gütern eine Kapelle mit
sechs schön geschmückten Fenstern {cum sexfenestris bene deco-
ratis), einem Altar und einem Bildwerk in der Art eines Bischofs-
grabs {unum sculptum ad modum sepulture episcoporum) errich-
tet werden. Ferner stiftet er 500 Goldgulden für Seelmessen und
150 Gulden für Kerzen, Altartücher und Kapellenschmuck1. Ob
die Kapelle nach den Vorstellungen Rules und den offensichtlich
bereits bestehenden Plänen ausgeführt worden ist, läßt sich
nurmehr vermuten. Seit den Ausgrabungen von 1979 wird allge-
mein der östliche, jedoch nur ein Joch umfassende Teil der Aller-
heiligenkapelle mit Rules Grabkapelle identifiziert; ihr soll gegen
1394 ein drei Joche umfassender Westteil mit der Grablege des
Johannes von Linden und der Guda von Bellersheim angefügt
worden sein2. Von dieser Kapelle sind jedoch nurmehr die Fun-
damente erhalten, nachdem Kirche und Kapelle im Dreißigjähri-
gen Krieg zerstört und ab 1811 zum Teil als Steinbruch benutzt
worden waren.
EHEMALS ASSMANNSHAUSEN, PFARRKIRCHE
Bibliographie: Roth, 1895, S. 300h (berichtet vom Verkauf der
Glasmalereien an den Sammler Zwierlein); Roth, Ältere Glas-
malereien, 1895, S. 22 (wiederholt seinen Beitrag); Oidtmann,
1929, S. 470 (nach Roth).
Der einzige Hinweis auf alte Glasmalereien geht aus Roths
Quellenstudien zur Sammlung Zwierlein in Geisenheim von
1895 hervor. Roth überliefert, daß Pfarrer Krufft am 25. April
1820 die Fenster der Kirche zu Assmannshausen mit Genehmi-
gung des Kirchenvorstands und des Nassauischen Amts gegen
Ersatz aus weißem Glas veräußert habe. Zwierlein habe dafür die

Summe von 16 Gulden und 12 Kreuzern aufbringen müssen;
welche Nummern des Geisenheimer Katalogs aus Assmanns-
hausen stammten, stehe jedoch nicht fest. Daß es sich dabei nur
um kleine, wahrscheinlich vorwiegend nachmittelalterliche Rest-
bestände gehandelt haben kann, legen die Nachforschungen
Zauns von 1879 nahe: Bereits 1708 hatte das Stift die Chorfen-
ster ausbessern und 1732 neue Chorfenster anfertigen lassen. Am
27. August 1734 richtete schließlich ein Blitz so große Zerstö-
rungen an, daß »keine einzige Scheibe der Fenster ganz blieb«;
die Fenster seien daraufhin sofort erneuert worden3.
EHEMALS BLEIDENSTADT, RITTERSTIFT
Bibliographie: Helwich, 1615, S. 435 (überliefert die in den
Glasfenstern aufgeführten Stifternamen); Monsees, 1997, S. 312k,
Nr. 365 (grundlegende Bearbeitung des verlorenen Bestands).
Das gegen Ende des 8. Jh. begründete Benediktinerkloster wurde
1495 in ein weltliches Ritterstift umgewandelt. Nachdem 1422/23
die Abteigebäude wiederhergerichtet und zwischen 1473 und
1492 eine neue Abtswohnung erbaut worden waren, wurde nach
der von Helwich überlieferten Jahreszahl 1514 die Kreuzgangs-
verglasung erneuert. Über deren Aussehen ist nichts bekannt, da
Helwich nur die verzeichneten Namen überliefert. Genannt
werden der Probst Johannes von Stockheim, der Dekan Philipp
Hilchen, der Scholaster Wendelin von Vilbel und der Kantor
Philipp Klüppel sowie die Kanoniker Johannes Klüppel, Wilde-
rich von Walderdorff und Wilhelm von Staffel4. Die Verglasung
ist entweder den Zerstörungen durch die Schweden 1631 oder
dem Brand der gesamten Ortschaft im Jahre 1637 zum Opfer
gefallen.
EHEMALS BREITHARDT, PFARRKIRCHE
Bibliographie: Lotz, 1880, S. 47 (die Breithardter Glasmalereien
sollen 1835 an das Landesmuseum in Wiesbaden gekommen
sein, sind dort aber nicht mehr nachzuweisen); Oidtmann, 1898,
S. 244 (Glasmalereien verloren); Luthmer, 1914, S. 174 (wie
Lotz); Heubach, 1916/17, S. 30 (lokalisiert die zwei in Wies-
baden befindlichen Reste eines Vita-Christi-Zyklus vom Ende
des 12. Jh. nach Breithardt); Jungjohann, 1934, S. 25 (weist
Heubachs These unter dem Hinweis auf Skizzen nach den ehe-
maligen Breithardter Glasgemälden »aus gotischer Zeit« zurück);
 
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