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Hess, Daniel
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet: Hessen und Rheinhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,2: Berlin: Dt. Verl. für Kunstwiss., 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.52864#0095

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FISCHBACH • PFARRKIRCHE ST. TRINITATIS

Chorfenster 1867/68 eingesetzt und 1870 der ebenfalls in Gent gefertigte neugotische Hochaltar aufgerichtet. Die
alten Glasgemäldefragmente waren im Zuge dieser Maßnahme entfernt worden und lagerten bis 1953 in einer Kiste
mit Zeichnungen und Aquarellen auf dem Speicher, bis sie zu Sammelscheiben zusammengefügt und vier Jahre nach
der Renovierung von 1960 in die neuen Rautenfenster der Marienkapelle eingesetzt wurden.
Stil, Datierung: Stilistisch und formal läßt sich die von Kremer vorgeschlagene Datierung um 1475 nicht halten.
Auch wenn die erhaltenen Reste nur wenige Anhaltspunkte liefern, legen die Weinlaubranken und die Fragmente
eines Karogrundes eine Entstehung in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts nahe; diesem zeitlichen Ansatz ent-
spricht auch die formale Gestaltung der Löwen im nassauischen Wappen. Historisch läßt sich die Entstehungszeit
nicht näher eingrenzen: Für das nassauische Wappen kommt nicht nur der Vollender des Chorbaues, der Mainzer
Erzbischof Gerlach von Nassau (1346-1371) in Frage, sondern auch der nächste nassauische Erzbischof Adolf I.
(1381-1390), unter dem das Langhaus vollendet wurde.
Vorbemerkung zum Katalog: Der Bestand wurde 1993 photographiert und 1995 bearbeitet.

ia WAPPEN EINES NASSAUISCHEN ERZBISCHOFS
VON MAINZ Abb. 22
H. 23,5 cm, B. 21 cm.
Erhaltung: Ganzes Wappen seitenverkehrt eingebaut. Verblei-
ung partiell mittelalterlich (dünne, rundkuppige Bleie), jedoch
vielfach gelötet und geflickt. Auf gelben Gläsern leichter, auf
roten und blauen stärkerer Lochfraß; bei letzteren außen relativ
dicke Korrosionskrusten.
Farbigkeit: Gelber, nach rechts steigender Löwe mit Krone auf
blauem, mit gelben Schindeln belegtem Grund und achtspeichi-
ges weißes Rad auf rotem Grund.
CVMAG 8823

ib FRAGMENTE IN WAPPENFORM Abb. 23
H. 23 cm, B. 21,5 cm.
Inschrift: Eingeritzt in das rote Glasstück in der Mitte unten:
1722 Johann Georg Zinßerling Gläßer gesell von Gotha und
Sachsen fecit has fenestras solum In Mayntz in arbeit gewesen A.
14 July. Diese Inschrift bezieht sich offenbar auf eine Instand-
setzung der Verglasung.
Erhaltung, Farbigkeit: Korrosion auf grünen und blauen Glä-
sern. Weiße Rebenranken vor schwarzem Grund; blaue Kasset-
ten eines Hintergrundmusters; rote und gelbe Flickstücke ohne
Bemalung.
CVMAG 8824

FISCHBACH • PFARRKIRCHE ST. TRINITATIS

Bibliographie: Lotz, 1880, S. 114 (behauptet, das Glasgemälde mit dem Hl. Antonius im südlichen Chorfenster
stamme aus Kloster Eberbach); Oidtmann, 1898, S. 225 (spricht von einem frühgotischen Glasgemälde aus Eber-
bach); Oidtmann, 1912, S. 129, Anm. 4 (datiert das Glasgemälde, das aus Eberbach stammen soll, in das 15. Jh.);
Luthmer, 1905, S. 136h, Fig. 145 (datiert ebenfalls in das 15. Jh. und überliefert als Standort das östlichste Langhaus-
fenster); Schweinsberg, 1957, S. 30 (datiert den Hl. Antonius um 1360/70); H. Beyer/F. Pabst, Dreifaltigkeitskirche
Fischbach-Main-Taunus (Kleine Kunstführer), München 1959, S. 11, mit Abb. (das Glasbild soll vor 1400 entstanden
sein); Monsees, 1997, S. LXXVI (da sich die Herkunft aus Kloster Eberbach archivalisch nicht bestätigen läßt, vermu-
tet sie eher eine Herkunft aus der 1830 abgebrochenen Gimbacher Wallfahrtskapelle).
Gegenwärtiger Bestand: Das seit Lotz in der Kirche überlieferte Glasgemälde mit dem Hl. Antonius (Fig. 7, Abb.
21) befindet sich heute in der 1954/55 im Süden angebauten Seitenkapelle.
Zur Frage des ursprünglichen Standorts: Die auf einen Vorgängerbau von 1686 zurückgehende, 1778/81 erneu-
erte Dreifaltigkeitskirche Fischbach ist nicht der ursprüngliche Standort des Glasgemäldes. Zusammen mit weiteren
Ausstattungsstücken dürfte es erst nach der Säkularisierung im frühen 19. Jahrhundert an seinen heutigen Standort
 
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