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Hess, Daniel
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet: Hessen und Rheinhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,2: Berlin: Dt. Verl. für Kunstwiss., 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.52864#0144

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EHEMALS FRANKFURT • SCHLACHTHAUS 139
muß es sich um eine andere Szene handeln. Im Hinblick auf einen ursprünglich vorhandenen Leonhardszyklus
kommt dafür nur die Szene der Geburtshilfe des Heiligen in Frage: Nach der Legende begegnete Leonhard im Wald
bei Limoges König Chlodwig, der ihn darum bat, seiner Gattin bei der Geburt durch Gebete beizustehen. Im Unter-
schied zu den Darstellungen in den Leonhardszyklen von Esslingen (um 1410/20) und Landschlacht (1432 datiert)
sind nur König Chlodwig und Königin Chlothilde, nicht aber der Heilige selbst in der Szene dargestellt24. Können die
Annen-, Katharinen- und Leonhardsscheibe in die betreffenden, in St. Leonhard mehr oder weniger fragmentarisch
erhaltenen Zyklen eingegliedert werden, fehlen für die Hl. Barbara und die wohl erst im beginnenden 16. Jahrhundert
entstandenen Fragmente der Sammelscheibe gesicherte Anhaltspunkte für eine Lokalisierung.

storisierende Arbeiten des späten 19. und frühen 20. Jh., auch bei den
Stücken, die 1481, 1500, 1520 und 1523 datiert sind.
24 Zum Leonhardszyklus von Landschlacht vgl. Jürgen Michler,
Gotische Wandmalerei am Bodensee, Friedrichshafen 1992, S. 92, Abb.

230, zum Wandmalereizyklus in der Esslinger Stadtkirche St. Dionys
(um 1410/20) Eva Heye, in: Nachrichtenblatt der Denkmalpflege in
Baden-Württemberg 1962, S. 72-74.

EHEMALS FRANKFURT • SCHLACHTHAUS

Bibliographie: Lotz, 1880, S. 163 (erwähnt drei gotische Wappenscheiben mit Adler, Ochs und Hirsch in den Fen-
stern der Meisterstube des Schlachthauses); Wolff/Jung, 1898, S. 284E, 291-293 (geben die am 28. Juni 1863 ver-
faßte, unveröffentlichte Beschreibung des Schlachthauses und seiner Ausstattung von Karl Theodor Reiffenstein im
Wortlaut wieder, der die Glasgemälde Ende 13./Anfang 14. Jh. datierte); Ossip D. Potthoff, Illustrierte Geschichte
des deutschen Fleischer Handwerks vom 12. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Berlin 1927, S. n8f. (Abbildung aller
drei aus dem Schlachthaus stammenden Rundscheiben vor ihrer Restaurierung; Datierung in das 15. Jh.); Adolf
Feulner, Der Frankfurter Adler, Frankfurt a.M. 1935, S. 41 f., Nr. 9 (Behandlung des verlorenen Adlerwappens, das
als frühestes Beispiel für die weiß/rote Tingierung des Frankfurter Stadtwappens erwähnt und um 1400 datiert wird);
Franz Lerner, Geschichte des Frankfurter Metzger-Handwerks, Frankfurt a. M. 1959, Abb. auf S. 117, 120, 141;
Beeh-Lustenberger, 1965, S. 58-62, Nr. 3if. (grundlegende Bearbeitung der Scheiben, die Ende 14. Jh. datiert wer-
den); Kurt Nagel/Benno P. Schlipf, Das Fleischerhandwerk in der bildenden Kunst. Kunstgeschichte des Flei-
scherhandwerks, Heidenheim o.J. (1982), S. 46, mit Abb. (Erwähnung des Ochsen unter den Metzger-Symbolen);
Daniel Hess, Der Weg in die Stube. Zur Entwicklung und Verbreitung der Kabinettscheibe, in: Kat. Ausst. Ulm
1995, S. 43 (seltenes frühes Beispiel eines profanen Kabinettscheiben-Zyklus).
Gegenwärtiger Bestand: Sämtliche 1863 und 1880 noch an ihrem ursprünglichen Standort nachgewiesenen alten
Glasgemälde gelangten nach Abbruch des Schlachthauses in die Sammlung des Historischen Museums. Neben drei
Wappenscheiben des ausgehenden 14. Jahrhunderts (Fig. 84-86, Abb. 93 f.), von denen eine im letzten Krieg verloren
gegangen ist, gehört hierzu auch die 1579 datierte, hier nicht weiter berücksichtigte Rundscheibe mit Jakob bei den
Schafen (Beeh-Lustenberger, 1965, Nr. 67).
Geschichte des Baues und seiner Verglasung: Das 1302 erstmals erwähnte, möglicherweise in der zweiten Hälfte
des 14. Jahrhunderts erweiterte Gebäude wurde 1530 grundlegend umgebaut, die im Rahmen eines Umbaus im
14. Jahrhundert entstandene Wappenserie jedoch als Dokument der bis ins frühe Mittelalter zurückreichenden Tradi-
tion der Zunft in die neuen Fenster übertragen1. Die Glasgemälde waren bis dahin nicht nur regelmäßig gereinigt und

1 Die Baugeschichte des 14. Jh. ist widersprüchlich, da Wolff/Jung, 1349 ins Feld geführten Argumente nicht erhärten konnten.
1898, S. 284, alle von Karl Theodor Reiffenstein für einen Umbau nach
 
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