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Hess, Daniel
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet: Hessen und Rheinhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,2: Berlin: Dt. Verl. für Kunstwiss., 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.52864#0292

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KRONBERG • BURGKAPELLE

287

CHORFENSTER süd II

Abb. 237E

3a KREUZIGUNG CHRISTI II Abb. 237
H. 88 cm, B. 53,5 cm.
Erhaltung: Partiell stark ergänzt; Loch- und Flächenfraß auf den
Außenseiten der rotvioletten Gläser.
Farbigkeit: Vor tiefrotem Damast und dunkelblauem Ranken-
grund flankieren Maria in traditionell blauem Gewand und
Johannes in einem rotvioletten Mantel über weißem Unter-
gewand den Kruzifix in Grisaille, Silbergelb und Braungelb.
Technik: Partielle Vorzeichnungen auf der Außenseite; im übri-
gen vgl. S. 285 f.
CVMAA 441/6 (MF)
3b STEHENDE HEILIGE Abb. 238
H. 88 cm, B. 53,5 cm.
Erhaltung: Das durch Flickstücke (viele seitenverkehrt einge-
setzt) am stärksten gestörte Feld weist ebenfalls nur in den rot-

violetten Gläsern auf der Außenseite stärkere Korrosion auf.
Farbigkeit: Düster-dumpfe Farbgebung: Figur in Grisaille und
Braungelb vor rotviolettem Damastbehang; graugrüne, kanne-
lierte Säulen und gelbe Kapitelle tragen den braungrauen Korb-
bogen, besetzt mit Krabben in Silbergelb. Zahllose verschieden-
farbige Flickstücke. Sonne-Mond-Fries in Grisaille.
Ikonographie: Auf Grund des fehlenden Attributs ist die Heilige
nicht mehr zu bestimmen; die Handhaltung könnte auf eine
Katharina verweisen, die beide Hände auf ein Schwert stützt.
CVMAA 441/7 (MF)

Realität, bearbeitet von Uwe Westfehling, Schnütgen-Museum Köln,
Köln 1982.
14 Vgl. ebenda, bes. S. 33 f-, 58.

KRONBERG • BURGKAPELLE

Bibliographie: Dehio-Gall, 1950, S. 63 (»Glasmalereien 16. Jh., geborgen«); M. Müller-Hillebrand, Cronberg-
Geschichte eines Rittergeschlechts und seiner Burg, Frankfurt/Main 3i984, S. 52 (erwähnt, daß die Fenster Glasmale-
reien des 16. Jh. enthielten).

Gegenwärtiger Bestand: In dem noch im Chorbereich befindlichen Fenster süd II hat sich eine stark ergänzte, vier
Felder umfassende Anbetung der Könige (um 1440/50) erhalten, die wahrscheinlich erst gegen 1900 hierher verbracht
worden ist (Fig. 2oof., Abb. 239). Ob das in der Kapelle verwahrte Fragment eines Landsknechts (Abb. 240) ursprüng-
lich zur Verglasung der Kapelle gehörte, läßt sich nicht mehr nachweisen; es wurde nach der teilweisen Zerstörung der
Kapelle 1943 aus dem Schutt geborgen. Bei der Stifterscheibe und der Kreuzigung im östlichen Chorfenster handelt es
sich dagegen um ein spätmittelalterliches Imitat des ausgehenden 19. Jahrhunderts1.

Geschichte des Baues und seiner Verglasung: Die in der südöstlichen Ecke des Burgbezirks gelegene schlichte,
einschiffige und ursprünglich flachgedeckte Kapelle mit geradem Chorschluß wurde 1342 fertiggestellt und geweiht2.
Neben der Kronbergerjohanniskirche diente sie seit dem beginnenden 14. Jahrhundert als Grablege der Herren von
Kronberg bis zu deren Aussterben im Jahre 1704. Seit 1706 befand sich die Kapelle in einem beklagenswerten
Zustand, weshalb nach 1770 wiederholt der Abbruch erwogen wurde; 1889 ließ Kaiserin Victoria das Dach der
Kapelle reparieren, nachdem sie Kronberg zu ihrem Witwensitz erkoren hatte. 1892 schenkte Wilhelm II. ihr schließ-
lich die gesamte Burganalage, die dann bis gegen 1901 grundlegend renoviert wurde. Die perfekte Ergänzung der
Glasmalereien beziehungsweise die Neuanfertigung ist wohl auf das Königliche Glasmalerei-Institut Berlin zurück-
zuführen, dessen einfühlsame und täuschend echte Ergänzungen mittelalterlicher Verglasungen seit den 1880er Jahren
den hervorragenden Ruf des Instituts begründeten3.

1 Die Scheiben stammen wahrscheinlich aus der Sammlung der Kaiserin
Victoria und täuschen unter der partiellen Verwendung von alten Glä-
sern (Engel der Kreuzigung) und den mit dem Pinsel aufgespritzten
»Lochfraßspuren« eine Arbeit des letzten Viertels des 15. Jh. vor.
2 Zu Baugeschichte, Ausstattung und den Reparaturen im 19. Jh. vgl.

neuerdings Sofie Bauer, Burg Kronberg, Neustadt/Aisch 1993, S.
61-64, 73-75.
3 Vgl. zusammenfassend Angela Nickel, Das Königliche Glasmalerei-
Institut (1843-1905), in: Berlinische Monatsschrift 2, Heft 9, September
1993, bes. S. 14E
 
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