Metadaten

Hess, Daniel
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet: Hessen und Rheinhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,2: Berlin: Dt. Verl. für Kunstwiss., 1999

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52864#0174

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
FRIEDBERG • LIEBFRAUENKIRCHE

169

Ikonographie, Komposition: Eine ähnliche Rundscheibe mit der
Kreuzigung vor einer Hügellandschaft wurde 1932 bei der Auk-
tion Helbing in Frankfurt versteigert; möglicherweise handelt es
sich hierbei um ein Werk derselben Werkstatt10.
Farbigkeit: Grisaille mit Silbergelb.
Technik, Stil, Datierung: Die früher konstatierten Zusammen-
hänge mit Nürnbergischer Glasmalerei sind im Hinblick auf die
deutlich abweichende Technik und Zeichnung zurückzuweisen.
Trotz einiger Anklänge an augsburgische Kabinettscheiben aus
dem Umfeld Jörg Breus, etwa den Parallelen in der Gestaltung
der Baumgruppen oder der mit Nr. 7 vergleichbaren Wischungen
in den Bodenpartien, ist auf Grund der trockeneren, schemati-
scheren Modellierung eine Provenienz aus einer anderen Stadt
im schwäbischen und bayerischen Raum nicht auszuschließen,
solange man keine genauere Vorstellung von der dortigen Kabi-
nettscheiben-Produktion hat.
CVMA A 11539
9. WILDE FRAU MIT WAPPEN Abb. 120
Um 1530/40.
Durchmesser 19,5-20 cm (mit Farbbordüre 26 cm). Inv. Nr.
9981. Beeh-Lustenberger, Nr. 61. Derzeit deponiert.
1931 aus unbekanntem Privatbesitz durch Hugo Helbing,
Frankfurt, versteigert; 1941 zusammen mit Nr. 6 aus der Samm-
lung Edmund Schilling erworben.
Bibliographie: Kat. Aukt. Hugo Helbing, Frankfurt/Main 1931

(1.-3. Dez.), Nr. 724 (oberdeutsch um 1520); Beeh-Lustenber-
ger, 1965, S. 147-149, Nr. 61 (oberdeutsch, 2. Viertel 16. Jh. (?);
seitenverkehrte Abbildung).
Erhaltung: Mehrfach gesprungene Monolithscheibe; zwei
Sprungbleie. Blasige, gekröselte Gläser der Umrandung bis auf
ein Stück offenbar original; Reste einer kalten Patinierung.
Lockeres Blei ohne Zahnung, bis auf ein Stück bei der Ergän-
zung der Bordüre wohl aus dem 17. oder 18. Jh.
Ikonographie: Wilde Frau mit unbekannter Hausmarke auf dem
Wappenschild neben einem hohlen Baum stehend.
Farbigkeit: Grisaille mit Silbergelb; Umrandung in unbemaltem,
dunkelrotviolettem Glas.
Technik, Stil, Datierung: Auf Grund der weiten Verbreitung des
Themas fällt eine genauere Lokalisierung und Datierung schwer,
so überzeugt auch der Hinweis Beeh-Lustenbergers auf Bal-
dung nicht. Eine vergleichbar nasse, zügige Malerei und der par-
tiell gestupfte Halbton ist auch in Glasgemälden des Rheinlands
und des Niederrheins zu beobachten; ein überzeugender Lokali-
sierungsvorschlag kann hier jedoch auch nicht gegeben werden.
CVMA A 11540
10 Hierauf hat bereits Beeh-Lustenberger, 1965, S. 138 aufmerksam
gemacht; vgl. Kat. Aukt. Hugo Helbing, Frankfurt/Main 1932, Nr. 212,
Abb. Taf. 10, dort bezeichnet als »vielleicht von Hans Sebald Beham«
und mit der Rundscheibe im Museum verglichen.

FRIEDBERG • LIEBFRAUENKIRCHE

Bibliographie: Philipp Dieffenbach, Ueber Alterthümer in und um Friedberg, Gießen 1829, S. 22 (erwähnt Orna-
ment- und Figurenscheiben und beklagt die großen Verluste durch Steinwürfe böser Knaben); Adamy, 1895, S. 99
(beschreibt das Achsenfenster und erwähnt die nurmehr Restbestände enthaltenden Fenster nord und süd II sowie
vier Engel im nördlichen Querhaus); Hubert Kratz, Die Glasmalereien der Stadtkirche zu Friedberg, in: FGb 1,
1909, S. 24-31, mit 2 Übersichtsplänen (Beschreibung der restaurierten Glasgemälde und wichtiger Hinweis auf die
Reste im Querhaus; kürzere Fassung des Textes bereits in: Die Stadtkirche Friedberg, Festschrift zur Wiederherstel-
lung und Restaurierung, Friedberg 1901, S. 35, 59-61); Schmitz, 1913,1, S. 96 (bringt die Friedberger Chorfenster mit
den Glasmalereien von Hans Wild in Straßburg und Ulm in Verbindung); Fischer, 1914, S. 118, Taf. 44 (Erwähnung
der Chorfenster im Zusammenhang mit Werken von Hans Wild); Walther Karl Zülch, Vom Kunstbetrieb in
Friedberg im letzten Drittel des XV. Jh., in: FGb 5, 1922, S. 5 f., 9 (publiziert Quellenauszüge aus den Baurechnungen
zur Chorverglasung des späten 15. Jh. und unterstreicht deren Verwandtschaft mit Hanau); Ludwig Neundörfer,
Die Glasgemälde der Stadtkirche zu Friedberg. Ein Beitrag zur Geschichte und Kunst am Mittelrhein im 14. und 15.
Jh., ungedruckte Phil. Diss. Gießen 1923, Teildruck Gießen 1929 (grundlegende Behandlung der Friedberger Glasma-
lereien des 14. und 15. Jh., mit einem Regestenanhang: Erste Bestandserfassung auf der Grundlage von alten Photos
sowie Überlegungen zur Rekonstruktion. Datierung der älteren Scheiben in die erste Hälfte des 14. Jh. und vorsich-
tige Einordnung der jüngeren Chorverglasung, die neben süddeutschen auch mittelrheinische Einflüsse zeige, sich
aber mit keinem erhaltenen Werk direkt verbinden lasse); Heinrich Keller, Die Stadtkirche zu Friedberg. Eine
kunstgeschichtliche Einführung, Friedberg 1932, S. 47-58 (allgemeine Beschreibung der Chorfenster und kurze
Zusammenfassung der Quellen); Karl Schmidt, in: FGb 11, 1934, S. 134!. (Hinweise zum Zustand der Verglasung im
 
Annotationen