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Hess, Daniel
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet: Hessen und Rheinhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,2: Berlin: Dt. Verl. für Kunstwiss., 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.52864#0312

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STECKENROTH • PFARRKIRCHE

In den beiden Zwickelfeldern des Achsenfenster-Couronnements befinden sich zwei kleine gelbe, rautenförmige
Glasmalereireste mit der Darstellung von Sonne (Fig. 214) und Mond, deren Maße 10,5 x 9,5 bzw. 7,5 x 15 cm betra-
gen. In das rautenförmige Fragment des ursprünglich sichelförmigen Mondgesichts ist ein altes, nicht näher bestimm-
bares Flickstück eingesetzt. Die beiden Fragmente sind die einzigen Verglasungsreste des 1451 erstmals nachgewiese-
nen, im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts vergrößerten Kirchbaues, von dem einzig der sterngewölbte Chor mit den
zweibahnigen Lanzettfenstern erhalten geblieben ist. Die wohl noch heute an ihrem ursprünglichen Standort befind-
lichen Fragmente legen ikonographisch einen Zusammenhang mit einer Kreuzigungsdarstellung nahe und machen
damit für die Chorachse ein Passionsfenster wahrscheinlich. Mit Ausnahme dieser winzigen Reste ist die gesamte
spätmittelalterliche Verglasung möglicherweise dem Einbau einer Orgelempore (vor 1740) zum Opfer gefallen oder
wurde im Zuge des Neubaus des Schiffes 1791 entfernt. Die heutigen Chorfenster stammen von Fleinz Hindorf aus
Michelstadt und wurden 1967 eingesetzt1.
Die Fragmente wurden im Herbst 1991 in situ untersucht und photographiert (CVMA G 69/1-2 [KB]).

1 Die Baugeschichte und die verschiedenen Erneuerungsarbeiten hat
Pfarrer Hans Christoph Weinberger, Hohenstein, auf der Grundlage von
Archivalien 1987 auf zwei Faltblättern zusammengestellt.


Fig. 214. Sonne im Maßwerkzwickel des Chor-
achsenfensters. Mittelrhein, 2. Hälfte 15. Jh.

WIESBADEN • MUSEUM
SAMMLUNG NASSAUISCHER ALTERTÜMER

Bibliographie: Cohausen, 1888, S. 300f. (Aufzählung der in der Sammlung im Alten Museum in den Fenstern auf-
gehängten Glasgemälde); Oitdmann, 1898, S. 224 (erwähnt die Glasgemälde aus Eberbach und die Reste des Vita-
Christi-Zyklus); Ferdinand Kutsch, Das Landesmuseum Nassauischer Altertümer in Wiesbaden, Wiesbaden 1924,
S. 43-45 (gibt eine Aufzählung der damals in den Kirchenraum eingesetzten Glasgemälde).
Gegenwärtiger Bestand: Die Sammlung umfaßt in dem hier behandelten Zeitraum bis um 1530 neben den zwei
bedeutenden Resten eines Vita-Christi-Zyklus (Fig. 215 f., Abb. 267-272, Farbtaf. XXXIVf.) aus dem späten 12. Jahr-
hundert sechs Einzelscheiben sowie vier Kopffragmente aus dem 15. und frühen 16. Jahrhundert (Fig. 219-221,
Abb. 274-280, 282-284, Farbtaf. XXXVI). Die nach Eberbach lokalisierbaren vier Fragmente der Kreuzgangsver-
glasung werden unter ihrem ehemaligen Standort behandelt. Im dortigen Abteimuseum befinden sich seit 1995 auch
 
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