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Hess, Daniel
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet: Hessen und Rheinhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,2: Berlin: Dt. Verl. für Kunstwiss., 1999

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52864#0161

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FRANKFURT • HISTORISCHES MUSEUM


Fig. 98. ES Nr. 35.

35. WAPPENSCHEIBE DES JECKEL INCKUS ZU
SCHWANAU Fig. 98, Abb. 106
Frankfurt oder Mainz (?), um 1480/90.
H. 43 cm, B. 32 cm. Inv. Nr. X 1622. Beeh-Lustenberger, Nr.
39. Derzeit deponiert.
Herkunft unbekannt; früher angeblich im Haus Limburg, auf
Grund der unzähligen Glasgemälde-Stiftungen Jakobs von
Schwanau jedoch sehr unsicher.
Bibliographie: Beeh-Lustenberger, 1965, Nr. 39 (durch Peter
Hemmel beeinflußt, um 1480 am Mittelrhein entstanden).
Erhaltung: Bemalung im Wappen partiell retuschiert. Leichter
Lochfraß in der Astwerkarkade; Fliesenboden stark korrodiert.
Auf den mittelalterlichen Gläsern »Brandzeichen« in Form von
kreisförmig eingeritzten Markierungen zur Kennzeichnung
zusammengehöriger Stücke einer Scheibe für die Montage nach
dem Brand. Blei Ende 19. Jh. erneuert.
Ikonographie, Komposition: Es handelt sich um das Wappen der
Frankfurter Patrizierfamilie Inckus, hier um dasjenige Jakobs,
der sich Jeckel zu Schwanau nannte und als letzter des Ge-
schlechts 1473 gestorben ist. Möglicherweise wurde das astwerk-
gerahmte und mit Damastgrund hinterlegte Wappen ursprüng-
lich von demjenigen seiner Frau begleitet. Jakob von Schwanau
war einer der bedeutendsten Glasmalereistifter in Frankfurt im
späten 15. Jh.; die meisten Stiftungen erfolgten posthum über die
von ihm eingesetzten Treuhänder. Da er Glasgemälde sowohl in
die Barfüßer-, Heiliggeist-, Katharinen- und Liebfrauenkirche
als auch in die Bernhardskapelle im Hainaer Hof und offensicht-
lich auch in die Dreikönigskirche von Frankfurt-Sachsenhausen
gestiftet hat, kann über die Herkunft der Scheibe nur spekuliert
werden.
Farbigkeit: Roter Wappenschild mit silbernem (weißem) Spar-
ren; rosabrauner Fliesenboden und braunweiße Astwerkarkade;
blauer Damastgrund.
Technik, Stil, Datierung: Auf Grund der zahlreichen zwischen
1471 und 1480 größtenteils posthum überlieferten Stiftungen
Jakobs von Schwanau wurde die Scheibe bislang um 1480 datiert.
Da die Modellierung der Astwerkarkade und die Zeichnung der
Fiederranken Zusammenhänge mit den wohl um 1490/1500 in
Mainz entstandenen Glasgemälden von Adolfseck und Eberbach
aufweist, kann eine spätere Ausführung nicht ausgeschlossen
werden, auch wenn die Abrechnungen der Treuhänder im Jahr
1480 schließen. Die von beeh-Lustenberger vermutete Prove-
nienz aus der 1480 von Glasmaler Hans Thomas verglasten
Katharinenkirche kann damit nicht untermauert werden.
CVMA A 11519, Großdia A 248
36. HL. FLORIAN Abb. 102
Nürnberg, um 1490/95.
Durchmesser 10 cm. Inv. Nr. X 22000. Beeh-Lustenberger,

Nr. 41. Derzeit deponiert; zum Zeitpunkt der Untersuchung
nicht auffindbar.
1904 aus der Sammlung Jakob von Hefner-Alteneck, München,
ersteigert.
Bibliographie: Kat. Aukt. Kunstsammlungen des Jakob von Hef-
ner-Alteneck, Hugo Helbing, München 1904, I, S. 99, Nr. 460
(Rundscheibe 15. Jh.); Beeh-Lustenberger, 1965, Nr. 41 (zu
den vielen Nürnberger Grisaillescheiben im Umfeld Michael
Wolgemuts gehörig); Scholz, 1991, S. 33, Anm. 116 (Einord-
nung in die Gruppe von Grisaille-Scheiben aus dem Wolgemut-
Kreis der neunziger Jahre des 15. Jh.).
Ikonographie, Komposition: Eine nur in den Gewandfalten und
der Darstellung des Kirchenbaues leicht veränderte Version der
Rundscheibe mit dem populären Feuerpatron befindet sich im
Germanischen Nationalmuseum Nürnberg (Inv. M.M. 112). Die
Komposition kommt der Figur Joachims der Begegnung an der
Goldenen Pforte im Holzschnitt aus dem Heiligenleben sehr
nahe, wie Scholz nachweist.
Farbigkeit: Grisaille mit Silbergelb.
Technik, Stil, Datierung: Wie das Pendant in Nürnberg zu einer
Gruppe kleiner Rundscheiben aus dem unmittelbaren Umkreis
der Holzschnitte aus den Heiligenleben des Jakobus de Voragine
(1488), dem Schatzbehalter (1491) und der Schedelschen Welt-
chronik (1493) gehörig und im engeren Umkreis Michael Wolge-
muts um 1490/95 entstanden.
Photo Historisches Museum
38. REICHSWAPPEN Abb. 103
Frankfurt (?), um 1500/1510.
H. 18 cm, B. 17 cm. Inv. Nr. X 1636. Beeh-Lustenberger, Nr.
35. Derzeit deponiert.
Zusammen mit Nr. 32 um 1900 aus der Dreikönigskirche zu
Sachsenhausen erworben.
Bibliographie: Beeh-Lustenberger, 1965, Nr. 35 (läßt eine Ent-
stehung kurz nach der Erhebung der Dreikönigskapelle Sachsen-
hausen zur Pfarrkirche 1452 oder im Rahmen der Umbauarbei-
ten um 1504 offen).
Erhaltung: Lochfraß und partiell leichte Korrosionskrusten auf
Innen- und Außenseite; flüssig flächige Vertiefung des Adlers auf
der Außenseite leicht berieben.
Ikonographie, Farbigkeit: Gelbe Monolithscheibe mit schwar-
zem, doppelköpfigem Reichsadler.
Technik, Stil, Datierung: Auch wenn sich der von Beeh-Lusten-
berger mit einigen Frankfurter Wappen zwischen 1460 und
1503 verglichene Adler von seiner Form her nicht genauer datie-
ren läßt, spricht auf Grund seiner Herkunft aus der Dreikönigs-
kirche Sachsenhausen vieles für eine Entstehung erst im Rahmen
der Umbauten und Neugestaltung der Kirche um 1504. Dies legt
auch die Gestaltung des Schildes mittels wäßrig gestupftem
Halbton und radierten Kreisen, sowie die scharfe Konturierung
des Adlers nahe. Sprechen diese Merkmale gegen eine Datierung
um 1450, gibt es auch historisch keine Anhaltspunkte für eine
frühe Datierung im Umfeld der Erhebung der Dreikönigskapelle
zur Pfarrkirche 1452: Die Ausmalung setzte offenbar erst um
1476, der Neubau des Chores und die Neugestaltung der Fenster
sogar erst um 1504 ein17.
CVMA A 11517
17 Vgl. Wolff/Jung, 1896, S. 331k, sowie Jung, 1908,8. 100.
 
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