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Hess, Daniel
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet: Hessen und Rheinhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,2: Berlin: Dt. Verl. für Kunstwiss., 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.52864#0317

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WIESBADEN • MUSEUM


Fig. 215. Gastmahl bei Simon.
Ehemals Berlin, Kunstgewerbemuseum.
1945 zerstört. Mittelrhein, um 1180/90.

So plausibel auch immer eine solche Verglasung für den Mainzer Ostchor scheint, die archivalische Überlieferung läßt
uns bislang im Stich: Es wird immer nur von den Glasgemälden des 14. und 15. Jahrhunderts in den Seitenkapellen
berichtet, die offenbar mit allen übrigen älteren, zum Teil beschädigten Glasmalereien 1757 ausgebaut und verschleu-
dert worden waren6. Auch wenn der Ostchor von den umgreifenden architektonischen Erneuerungen des ausgehen-
den 12. Jahrhunderts nicht betroffen war, wurde die Apsis um 1189/1200 nicht nur neu ausgemalt, sondern auch neu
verglast7. Nach einer Beschreibung von 1591 zeigten die Wandmalereien in der Kalotte den von vier Evangelistensym-
bolen umgebenen Salvator, der von den Stifterbildern des Erzbischofs Konrad und des Kantors Gottfried sowie den
Hll. Bonifatius, Johannes Evangelist und Maria, Alban und Laurentius flankiert wurde8. Auch wenn diese Ausmalung
keine Rückschlüsse auf ein spezifisches Verglasungsprogramm erlaubt, kann man sich in den drei Apsisfenstern einen
umfangreichen typologischen Zyklus sehr gut vorstellen. War dieser Zyklus gar das Vorbild für den außergewöhn-
lichen, über drei Fenster fortlaufenden typologischen Christuszyklus in San Francesco in Assisi, der offensichtlich

6 Vgl. Franz Werner, Der Dom von Mainz und seine Denkmäler, Drit-
ter Teil, Mainz 1836, S. XIII; N.N., Verschollene und vernichtete Kunst-
werke des Mittelalters in Mainz, in: Kirchenschmuck. Ein Archiv für
kirchliche Kunstschöpfungen und christliche Altertumskunde 12, 1868,
Band 24, S. 53; Schmitz, 1913, I, S. 249E; Rudolf Kautzsch/Ernst
Neeb, Die Kunstdenkmäler der Stadt und des Kreises Mainz, Band II,
Teil I: Der Dom zu Mainz, Darmstadt 1919, S. 167E

7 Offenbar waren die Fenster hierzu vergrößert worden, wie Rudolf
Kautzsch/Ernst Neeb (s. Anm. 6), 1919, S. 41E, aus den Steinmetzzei-
chen schlossen. Diese Maßnahme dürfte jedoch noch vor Ausführung
der Wandmalereien abgeschlossen gewesen sein.
8 Vgl. Rudolf Kautzsch/Ernst Neeb (s. Anm. 6), 1919, S. 165, sowie
Fritz Viktor Arens, Die Inschriften der Stadt Mainz von frühmittelal-
terlicher Zeit bis 1650, Stuttgart 1958, S. 19.
 
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