GLASMALEREIEN DES 1$. JAHRHUNDERTS
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Fig. 133. ES Chor nord II, 6b.
Ikonographie: Der in Pontifikalkleidung mit Pedum und Buch
schreibend dargestellte Hl. Bischof kann mit einem der vier gro-
ßen lateinischen Kirchenväter identifiziert werden. Die Darstel-
lung steht damit in unmittelbarem Zusammenhang mit dem in
den Zeilen 12/13 auftretenden Hl. Hieronymus.
Komposition: Der nach rechts ausgerichtete Kirchenvater steht in
einer von Rundsäulen gerahmten und mit einem in das nächste
Feld laufenden, genasten Kielbogen bekrönten Arkade hinter
einer Maßwerkbrüstung. Es handelt sich dabei um einen abge-
wandelten Typus jener kommentierenden oder hinweisenden
Nischenhalbfiguren, meist Propheten mit Spruchbändern, wie
sie etwa in den Blockbüchern der Biblia Pauperum als Rahmung
der Hauptszene auftreten40. Weitere Anregungen gehen wohl
auch auf die zeitgenössische mittelrheinische Skulptur zurück;
neben den Büsten des 1483 vollendeten Lorcher Hochaltars
seien hier etwa die vier etwas später entstandenen, wahrschein-
lich vom ehemaligen Hochaltar der Aschaffenburger Stiftskirche
(1489/96) stammenden Kirchenväterbüsten erwähnt, die im
Frankfurter Liebieghaus bewahrt werden41. Der Umstand, daß
in Friedberg die Figur hinter der Brüstung nicht durchgezeich-
net worden ist, deutet auf die Verwendung einer solchen plasti-
schen Vorlage hin, da in den erwähnten Beispielen die Figur
ebenfalls direkt unterhalb der Hände und des Buches gekappt ist.
Farbigkeit: Über der Albe trägt der Heilige einen violetten Chor-
mantel mit dunkelgrünem Futter, der von einem gelben Band
zusammengehalten wird. Goldgeschmückte Mitra aus violettem
Damast außen und moosgrünem Samt innen, gelbe Fasciae, gol-
denes Pedum mit weißem Stab; Pontifikalhandschuhe und Buch
weiß mit Silbergelb. Brüstung und Kielbogenansätze weiß, Säu-
len helles Braungrün, Kapitelle gelb; blauer Damastgrund.
CVMA A 10298, Großdia A 28 5
//8a HL. VALENTIN Fig. 134, Abb. 150, 162, Farbtaf. XXII
H. 72/76 cm, B. 48 cm.
Erhaltung: Einzelne Ergänzungen in Gewand und Architektur;
der durch Bleiriß und wenige Bemalungsreste überlieferte Arka-
denbogen wurde dabei ersetzt. Kopf und Gewandstück beidsei-
tig doubliert, Doublierglas außen zur Dämpfung des Lichtes mit
einem Überzug versehen; rote Gläser außenseitig partiell stark
korrodiert. Bemalung stellenweise berieben und ausgebrochen.
7a wurde beim Einbau nach der letzten Restaurierung im Bereich
der Architekturbekrönung unterhalb des Bettlers nach außen
geknickt, da offensichtlich der Abstand von Eisen zu Eisen zu
eng war. 8a ist möglicherweise aus demselben Grund relativ stark
nach außen gebaucht.
Ikonographie: Der Hl. Valentin ist als Bischof mit einem Fall-
süchtigen dargestellt, dem für ihn seit dem späten 15. Jh.
üblichen Attribut.
Komposition: Sowohl die Ausrichtung des Heiligen als auch der
Umstand, daß das Feld nur links von einer Säule gerahmt wird,
verweist auf eine bahnübergreifende architektonische Gestal-
tung. Der vom Kapitell aufsteigende, anstelle von Nasen ver-
schlungene Blätter aufweisende, massive Arkadenbogen dürfte
dabei mehrere Bahnen überspannt haben.
Farbigkeit: Valentin ist mit einer Albe, einer grünen Dalmatik
mit rot/gelb/weißen Fransen und einer roten Kasel mit blauem
Futter und perlenverzierter Goldborte bekleidet. Mitra aus wei-
ßem Damast mit perlenbesetztem Gold, auf der Innenseite rot-
violett (verbräunt); Fasciae aus hellviolettem Damast; Pedum
gold mit weißem Stab. Bettler mit blauem Wams und blauen
Hosen über weißem Untergewand. Inkarnate in Grisaille, Haare
silbergelb. Rosavioletter Boden und gleichfarbige Säule mit hell-
moosgrünem Sockel und Kapitell; verschlungene Blattnasen
gelb; übrige Architektur in Grisaille und Silbergelb; blauer
Damastgrund.
CVMA A 10299, 10302, Großdia A 18 if., 302
7/8b HL. BISCHOF Fig. 134, Abb. 151
H. 71/76 cm, B. 48/47,5 cm.
Erhaltung: Hand mit Buch erneuert; zahlreiche Ergänzungen in
Gewand und Damastgrund. Obere Kopfhälfte rückseitig dou-
bliert. Partieller Schwarzlotverlust sowie leichte Korrosion in
rotvioletten Gläsern; einzelne Sprungbleie im Damastgrund.
Gewandteile flächig überzogen, woraus ein speckiger Oberflä-
chenglanz resultiert.
Ikonographie, Komposition: Da individuelle Attribute fehlen, ist
der Hl. Bischof mit Mitra, Pedum und Buch nicht näher zu
bestimmen. Wie Valentin steht er auf einem nach hinten fluch-
tenden Plattenboden; seitlich keine Rahmenarchitektur.
Farbigkeit: Der Heilige ist bekleidet mit einer Albe und einem
weißen Chormantel mit rotviolettem Futter, perlenbesetzer
Goldborte und grünen, blauen, hellgelben, violetten und weißen
Fransen. Inkarnat in Grisaille; violett/goldene Mitra und Fasciae,
goldener Nimbus und goldenes Pedum mit weißem Stab. Rosa-
brauner Plattenboden über weiß/silbergelbem Kielbogen; blauer
Damastgrund.
CVMA A 10300,10303
40 Die ersten deutschen Editionen datieren 1470 und 1471; vgl. Kat.
Ausst. Blockbücher des Mittelalters, Bilderfolgen als Lektüre, Mainz
1991, S. 156. Vergleichbare Szenen in der Tafelmalerei zeigt der Hochal-
tar der Erfurter Reglerkirche (um 1470/80); vgl. Werner Kloos, Die
Erfurter Tafelmalerei von 1350-1470. Ein Beitrag zur Kunstgeschichte
Mitteldeutschlands (Forschungen zur Deutschen Kunstgeschichte 13),
Berlin 1935, S. 51-75, Stange, II, 1967, S. ioif., Nr. 446, sowie Roland
Möller, in: Kat. Ausst. Restaurierte Kunstwerke in der DDR, Berlin
1980, S. 30-32; auf die in der Forschung vereinzelt postulierten Bezie-
hungen des Regler-Altars zum Mittelrhein kann an dieser Stelle nicht
eingegangen werden.
41 Die Wurzeln hierzu liegen wohl in den 1463/64 entstandenen Büsten
der ehemaligen Straßburger Kanzlei von Nicolaus Gerhaert; zum Lor-
cher Hochaltar, den Frankfurter Kirchenväterbüsten und weiteren ver-
gleichbaren Werken vgl. Hanns Hubach, Überlegungen zum Meister
des Lorcher Hochaltarretabels, in: NA 104, 1993, S. 29-51.
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Fig. 133. ES Chor nord II, 6b.
Ikonographie: Der in Pontifikalkleidung mit Pedum und Buch
schreibend dargestellte Hl. Bischof kann mit einem der vier gro-
ßen lateinischen Kirchenväter identifiziert werden. Die Darstel-
lung steht damit in unmittelbarem Zusammenhang mit dem in
den Zeilen 12/13 auftretenden Hl. Hieronymus.
Komposition: Der nach rechts ausgerichtete Kirchenvater steht in
einer von Rundsäulen gerahmten und mit einem in das nächste
Feld laufenden, genasten Kielbogen bekrönten Arkade hinter
einer Maßwerkbrüstung. Es handelt sich dabei um einen abge-
wandelten Typus jener kommentierenden oder hinweisenden
Nischenhalbfiguren, meist Propheten mit Spruchbändern, wie
sie etwa in den Blockbüchern der Biblia Pauperum als Rahmung
der Hauptszene auftreten40. Weitere Anregungen gehen wohl
auch auf die zeitgenössische mittelrheinische Skulptur zurück;
neben den Büsten des 1483 vollendeten Lorcher Hochaltars
seien hier etwa die vier etwas später entstandenen, wahrschein-
lich vom ehemaligen Hochaltar der Aschaffenburger Stiftskirche
(1489/96) stammenden Kirchenväterbüsten erwähnt, die im
Frankfurter Liebieghaus bewahrt werden41. Der Umstand, daß
in Friedberg die Figur hinter der Brüstung nicht durchgezeich-
net worden ist, deutet auf die Verwendung einer solchen plasti-
schen Vorlage hin, da in den erwähnten Beispielen die Figur
ebenfalls direkt unterhalb der Hände und des Buches gekappt ist.
Farbigkeit: Über der Albe trägt der Heilige einen violetten Chor-
mantel mit dunkelgrünem Futter, der von einem gelben Band
zusammengehalten wird. Goldgeschmückte Mitra aus violettem
Damast außen und moosgrünem Samt innen, gelbe Fasciae, gol-
denes Pedum mit weißem Stab; Pontifikalhandschuhe und Buch
weiß mit Silbergelb. Brüstung und Kielbogenansätze weiß, Säu-
len helles Braungrün, Kapitelle gelb; blauer Damastgrund.
CVMA A 10298, Großdia A 28 5
//8a HL. VALENTIN Fig. 134, Abb. 150, 162, Farbtaf. XXII
H. 72/76 cm, B. 48 cm.
Erhaltung: Einzelne Ergänzungen in Gewand und Architektur;
der durch Bleiriß und wenige Bemalungsreste überlieferte Arka-
denbogen wurde dabei ersetzt. Kopf und Gewandstück beidsei-
tig doubliert, Doublierglas außen zur Dämpfung des Lichtes mit
einem Überzug versehen; rote Gläser außenseitig partiell stark
korrodiert. Bemalung stellenweise berieben und ausgebrochen.
7a wurde beim Einbau nach der letzten Restaurierung im Bereich
der Architekturbekrönung unterhalb des Bettlers nach außen
geknickt, da offensichtlich der Abstand von Eisen zu Eisen zu
eng war. 8a ist möglicherweise aus demselben Grund relativ stark
nach außen gebaucht.
Ikonographie: Der Hl. Valentin ist als Bischof mit einem Fall-
süchtigen dargestellt, dem für ihn seit dem späten 15. Jh.
üblichen Attribut.
Komposition: Sowohl die Ausrichtung des Heiligen als auch der
Umstand, daß das Feld nur links von einer Säule gerahmt wird,
verweist auf eine bahnübergreifende architektonische Gestal-
tung. Der vom Kapitell aufsteigende, anstelle von Nasen ver-
schlungene Blätter aufweisende, massive Arkadenbogen dürfte
dabei mehrere Bahnen überspannt haben.
Farbigkeit: Valentin ist mit einer Albe, einer grünen Dalmatik
mit rot/gelb/weißen Fransen und einer roten Kasel mit blauem
Futter und perlenverzierter Goldborte bekleidet. Mitra aus wei-
ßem Damast mit perlenbesetztem Gold, auf der Innenseite rot-
violett (verbräunt); Fasciae aus hellviolettem Damast; Pedum
gold mit weißem Stab. Bettler mit blauem Wams und blauen
Hosen über weißem Untergewand. Inkarnate in Grisaille, Haare
silbergelb. Rosavioletter Boden und gleichfarbige Säule mit hell-
moosgrünem Sockel und Kapitell; verschlungene Blattnasen
gelb; übrige Architektur in Grisaille und Silbergelb; blauer
Damastgrund.
CVMA A 10299, 10302, Großdia A 18 if., 302
7/8b HL. BISCHOF Fig. 134, Abb. 151
H. 71/76 cm, B. 48/47,5 cm.
Erhaltung: Hand mit Buch erneuert; zahlreiche Ergänzungen in
Gewand und Damastgrund. Obere Kopfhälfte rückseitig dou-
bliert. Partieller Schwarzlotverlust sowie leichte Korrosion in
rotvioletten Gläsern; einzelne Sprungbleie im Damastgrund.
Gewandteile flächig überzogen, woraus ein speckiger Oberflä-
chenglanz resultiert.
Ikonographie, Komposition: Da individuelle Attribute fehlen, ist
der Hl. Bischof mit Mitra, Pedum und Buch nicht näher zu
bestimmen. Wie Valentin steht er auf einem nach hinten fluch-
tenden Plattenboden; seitlich keine Rahmenarchitektur.
Farbigkeit: Der Heilige ist bekleidet mit einer Albe und einem
weißen Chormantel mit rotviolettem Futter, perlenbesetzer
Goldborte und grünen, blauen, hellgelben, violetten und weißen
Fransen. Inkarnat in Grisaille; violett/goldene Mitra und Fasciae,
goldener Nimbus und goldenes Pedum mit weißem Stab. Rosa-
brauner Plattenboden über weiß/silbergelbem Kielbogen; blauer
Damastgrund.
CVMA A 10300,10303
40 Die ersten deutschen Editionen datieren 1470 und 1471; vgl. Kat.
Ausst. Blockbücher des Mittelalters, Bilderfolgen als Lektüre, Mainz
1991, S. 156. Vergleichbare Szenen in der Tafelmalerei zeigt der Hochal-
tar der Erfurter Reglerkirche (um 1470/80); vgl. Werner Kloos, Die
Erfurter Tafelmalerei von 1350-1470. Ein Beitrag zur Kunstgeschichte
Mitteldeutschlands (Forschungen zur Deutschen Kunstgeschichte 13),
Berlin 1935, S. 51-75, Stange, II, 1967, S. ioif., Nr. 446, sowie Roland
Möller, in: Kat. Ausst. Restaurierte Kunstwerke in der DDR, Berlin
1980, S. 30-32; auf die in der Forschung vereinzelt postulierten Bezie-
hungen des Regler-Altars zum Mittelrhein kann an dieser Stelle nicht
eingegangen werden.
41 Die Wurzeln hierzu liegen wohl in den 1463/64 entstandenen Büsten
der ehemaligen Straßburger Kanzlei von Nicolaus Gerhaert; zum Lor-
cher Hochaltar, den Frankfurter Kirchenväterbüsten und weiteren ver-
gleichbaren Werken vgl. Hanns Hubach, Überlegungen zum Meister
des Lorcher Hochaltarretabels, in: NA 104, 1993, S. 29-51.