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Hess, Daniel
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet: Hessen und Rheinhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,2: Berlin: Dt. Verl. für Kunstwiss., 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.52864#0324

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SAMMLUNG NASSAUISCHER ALTERTÜMER

319
Stil, Datierung: Im Unterschied zur Anbetung der Könige in der Burgkapelle Kronberg (Abb. 239) sind die
schlauchartig weichen Gewandfalten noch deutlich den hessischen Malereien um 1430 verpflichtet, wie ein Vergleich
mit dem Ortenberger Altar (Textabb. 37) illustriert. Andererseits legen die handschriftlichen Zusammenhänge mit
jener stilistisch einheitlichen Glasgemäldegruppe in Kronberg, Burg Lahneck und Friedberg eine etwas spätere Datie-
rung um 1440/50 nahe (s. hierzu auch Kunstgeschichtliche Einleitung S. 56). Der identische Aufriß des dekorativ ver-
spielten Tabernakelturmes und die übereinstimmenden Maße sprechen neben zahlreichen handschriftlichen
Zusammenhängen für eine gemeinsame Herkunft der Martinsscheibe mit den beiden oben erwähnten Glasgemälden
unbestimmter Herkunft auf Burg Lahneck.

17. HL. MARTIN MIT BETTLER Fig. 219, Abb. 273, 276
H. 57 cm, B. 42 cm. Inv. D.S. 1217.
Zwr Frage der Herkunft: Von August Demmin zu unbekanntem
Zeitpunkt erworben und zusammen mit seiner Sammlung 1899
an das Museum übergegangen.
Inschrift: Als Flickstück verwendetes Fragment einer Inschrift in
Kapitalis: ESA(S).
Erhaltung: Die Schwarzlotmalerei ist flächig korrodiert und par-
tiell berieben; große Teile der Figur wurden bei der letzten
Restaurierung überzogen und damit den Ergänzungen angepaßt.
Die Verbleiung wurde wohl um 1920 erneuert, als man die eiser-
nen Rahmen für den Kirchensaal der jetzigen Sammlungsräume
anfertigte.
Ikonographie, Komposition: Der wohl aus kompositorischen
Gründen nicht beritten gezeigte Heilige teilt seinen Mantel und
überreicht ihn dem Bettler. Die Konzeption der Verglasung
folgte einem einheitlichen Schema, wie die beiden oben erwähn-
ten Tabernakelfiguren auf Burg Lahneck zeigen.
Farbigkeit: Der weiß gekleidete Heilige mit silbergelben Haaren
und braungelbem Nimbus steht vor einem blauen Grund; mit
Ausnahme der beiden gelbbraunen Hängekonsolen ist die Rah-
mung aus verschiedenen Fragmenten zusammengestückt.
CVMA A 12224, Großdia A 99/35
18. TABERNAKELBEKRÖNUNG Fig. 220, Abb. 275
H. 74,5 cm, B. 47,5 cm. Inv. D.S. 1217.
Erhaltung: wie Nr. 17.
Komposition: Ob die Bekrönung ursprünglich zur Martins-
scheibe gehörte oder zu einer anderen Figurenscheibe aus



Fig. 219. ES Nr. 17.

Fig. 220. ES Nr. 18.

demselben Zyklus, läßt sich an Hand der aus Flickstücken zu-
sammengesetzten Rahmung nicht mehr klären. Der Tabernakel-
turm ist eine dekorative Architekturphantasie aus durchfenster-
ten, mit Schaftringen verzierten und mit Fialentürmen
verbundenen Streben sowie über Eck gestellten Fialen und orna-
mental aufgelösten Krabben.
Farbigkeit: Über einem gelben, von zwei blauen Fialen flankier-
ten Wimperg erheben sich weiße Streben mit gelben Schaft-
ringen; Turmhelme blau, Kreuzblumen weiß/blau, Krabben
weiß, beim zentralen Turm gelb. Der Turm wird von einem
profilierten blauen Flachbogen und violettem Grund sowie
einem roten Fenster in der Mittelachse hinterfangen; roter Ran-
kengrund.
CVMA A 12225, Großdia A 99/36

FRAGMENTE EINER FIGÜRLICHEN VERGLASUNG MIT ASTWERKBEKRÖNUNG (Nr. 19) Abb. 281
Bislang unpubliziert.
Stilistisch und maltechnisch zusammengehörige Gruppe von verschiedenen, gut erhaltenen Fragmenten, die von dem-
selben Standort stammen dürften, im Museum jedoch an unterschiedlichen Stellen deponiert sind: Während Nr. 19h in
eine Sammelscheibe eingelassen ist, befanden sich die übrigen Fragmente in einer im Depot aufgefundenen Holzkiste.
Lediglich Nr. 19a und c waren bezeichnet.

doerffer-Epitaph, in: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums
Nürnberg, 1988,8. 156.
 
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