denschaftlichere Gehalt der Zeit, das
Leben der Wissenschaft, die Politik,
das Ringen der Frauen, die Lnt-
wicklung der Kunst, der Religion,
das soziale Leben, die feinere Gei-
stigkeit bleiben ihm fremd. Es wird
daher Menschen geben, die den
lebensfrohen, freundlichen, mit un-
endlichem Wohlwollen und ge-
schicktem Verteidigersinn geschilder-
ten Asmus Semper nicht so wichtig
nehmen wie Otto Ernst und 5(7 Sei-
ten für ihn recht reichlich finden.
Aber es sind doch wieder keine ganz
verlorenen Stunden, die man auf
sie verwendet; ein deutscher, tüch«
tiger, in seiner Art kluger, wohl-
wollender und -wirkender Mann,
der mit seinem Pfunde nach bestem
Vermögen wuchert, das ist schließlich
doch wesentlich mehr als nichts.
W. Schumann
Brahms-Ausgaben
Man schreibt uns:
^einer vornehmen und selbstlosen
^ Künstlernatur entsprechend hat
Iohannes Brahms öfters den
Wunsch ausgesprochen, seine Werke
möchten gleich in billigen Volksaus-
gaben erscheinen und damit den
weitesten Kreisen zugänglich werden.
Dieser menschenfreundliche Gedanke
ließ sich leider nicht ohne weiteres
verwirklichen; vielmehr mußte der
Musikverlag N. Simrock-Ber-
lin darum angegangen werden, die
meisten Werke des Meisters heraus-
zugeben; er hat damit — dank
Brahms' Genius! — bis auf den
heutigen Tag ein glänzendes Ge-
schäft gemacht. Vor einer Reihe
von Iahren ließ er zwar eine
„Volksausgabe" erscheinen, in der
zur Freude aller Musikfreunde auch
Brahms' Klaviersachen, die Violin-
und Cellosonaten, gute Bearbeitun-
gen der Symphonien u. a. in wür-
diger Ausstattung enthalten sind.
Weitergehende Hoffnungen der
Brahmsfreunde wurden aber bald
enttäuscht durch die kurze Mitteilung
des Verlages: „Diese Ausgabe wird
nicht fortgesetzt". So ist man also
für weitaus die meisten Werke auf
die Urausgabe mit ihrem meist recht
altertümlichen, schwer lesbaren Druck
auf schlechtem Papier verwiesen und
muß dafür jene „Simrockschen"
Preise bezahlen, deren unerfreu-
liche tzöhe heute bei der großen
Nachfrage doch kaum noch ge-
rechtfertigt erscheint; beispielsweise
für die Partitur des tzorntrios
op. H0 zehn Mark! Doch man
zahlt sie schließlich, um sich des wun-
dervollen Werkes zu tzause erfreuen
zu können. Wenn man nun aber
hofft, den in jeder Beziehung teu-
ren Besitz auch in einigermaßen
würdiger Ausstattung zu bekommen,
so sieht man sich bitter enttäuscht!
Es fehlt sogar ein Titelblatt! Statt
dessen erhalten wir eine eng ge-
druckte Abersicht, überschrieben
„Neuere Werke für Kammermusik",
unterschrieben „Verlag und Ligen-
tum für alle Länder von N. Sim-
rock, G. m. b. tz. Berlin". Alexan-
der Friedrich, Landgraf von tzessen,
macht mit einem Trio den Anfang
und Alexander Zemlinsky ebenso
Schluß; unter anderen meist ebenso
unbekannten Tondichtern finden wir
endlich auch „Brahms, Iohannes",
und ein leiser Blaustrich versichert
uns, daß gleich auf der folgenden
Seite (wie unfein!) wirklich sein
tzorntrio beginnt! Auch die
Schlußseite ist mit „Kammer-
musik« (Afanasieff bis Vera-
cini) bedruckt. Das Ganze liegt
in einem hellblauen Rmschlag, des-
sen Vorderseite mit der gleichen
Abersicht wie das „Titelblatt" be-
druckt ist, die Rückseite aber mit
„Compositions pour la Guitarre par
Ferdinand Cor, propriete de l'Cdi-
teur N. Simrock, G. m. b. tz. (so!)
Berlin"! — Doch es kommt noch
besser! Die „Sonate, nach dem
Sextett op. 36 von I. B. für Kla-
Leben der Wissenschaft, die Politik,
das Ringen der Frauen, die Lnt-
wicklung der Kunst, der Religion,
das soziale Leben, die feinere Gei-
stigkeit bleiben ihm fremd. Es wird
daher Menschen geben, die den
lebensfrohen, freundlichen, mit un-
endlichem Wohlwollen und ge-
schicktem Verteidigersinn geschilder-
ten Asmus Semper nicht so wichtig
nehmen wie Otto Ernst und 5(7 Sei-
ten für ihn recht reichlich finden.
Aber es sind doch wieder keine ganz
verlorenen Stunden, die man auf
sie verwendet; ein deutscher, tüch«
tiger, in seiner Art kluger, wohl-
wollender und -wirkender Mann,
der mit seinem Pfunde nach bestem
Vermögen wuchert, das ist schließlich
doch wesentlich mehr als nichts.
W. Schumann
Brahms-Ausgaben
Man schreibt uns:
^einer vornehmen und selbstlosen
^ Künstlernatur entsprechend hat
Iohannes Brahms öfters den
Wunsch ausgesprochen, seine Werke
möchten gleich in billigen Volksaus-
gaben erscheinen und damit den
weitesten Kreisen zugänglich werden.
Dieser menschenfreundliche Gedanke
ließ sich leider nicht ohne weiteres
verwirklichen; vielmehr mußte der
Musikverlag N. Simrock-Ber-
lin darum angegangen werden, die
meisten Werke des Meisters heraus-
zugeben; er hat damit — dank
Brahms' Genius! — bis auf den
heutigen Tag ein glänzendes Ge-
schäft gemacht. Vor einer Reihe
von Iahren ließ er zwar eine
„Volksausgabe" erscheinen, in der
zur Freude aller Musikfreunde auch
Brahms' Klaviersachen, die Violin-
und Cellosonaten, gute Bearbeitun-
gen der Symphonien u. a. in wür-
diger Ausstattung enthalten sind.
Weitergehende Hoffnungen der
Brahmsfreunde wurden aber bald
enttäuscht durch die kurze Mitteilung
des Verlages: „Diese Ausgabe wird
nicht fortgesetzt". So ist man also
für weitaus die meisten Werke auf
die Urausgabe mit ihrem meist recht
altertümlichen, schwer lesbaren Druck
auf schlechtem Papier verwiesen und
muß dafür jene „Simrockschen"
Preise bezahlen, deren unerfreu-
liche tzöhe heute bei der großen
Nachfrage doch kaum noch ge-
rechtfertigt erscheint; beispielsweise
für die Partitur des tzorntrios
op. H0 zehn Mark! Doch man
zahlt sie schließlich, um sich des wun-
dervollen Werkes zu tzause erfreuen
zu können. Wenn man nun aber
hofft, den in jeder Beziehung teu-
ren Besitz auch in einigermaßen
würdiger Ausstattung zu bekommen,
so sieht man sich bitter enttäuscht!
Es fehlt sogar ein Titelblatt! Statt
dessen erhalten wir eine eng ge-
druckte Abersicht, überschrieben
„Neuere Werke für Kammermusik",
unterschrieben „Verlag und Ligen-
tum für alle Länder von N. Sim-
rock, G. m. b. tz. Berlin". Alexan-
der Friedrich, Landgraf von tzessen,
macht mit einem Trio den Anfang
und Alexander Zemlinsky ebenso
Schluß; unter anderen meist ebenso
unbekannten Tondichtern finden wir
endlich auch „Brahms, Iohannes",
und ein leiser Blaustrich versichert
uns, daß gleich auf der folgenden
Seite (wie unfein!) wirklich sein
tzorntrio beginnt! Auch die
Schlußseite ist mit „Kammer-
musik« (Afanasieff bis Vera-
cini) bedruckt. Das Ganze liegt
in einem hellblauen Rmschlag, des-
sen Vorderseite mit der gleichen
Abersicht wie das „Titelblatt" be-
druckt ist, die Rückseite aber mit
„Compositions pour la Guitarre par
Ferdinand Cor, propriete de l'Cdi-
teur N. Simrock, G. m. b. tz. (so!)
Berlin"! — Doch es kommt noch
besser! Die „Sonate, nach dem
Sextett op. 36 von I. B. für Kla-