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Beck, Paul [Editor]; Hofele, Engelbert [Editor]; Diözese Rottenburg [Editor]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 3.1886

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Sambeth, Johann Georg: Zur Geschichte des Klosters Löwenthal bei Friedrichshafen, [11]
DOI article:
Roth, Rudolf: Die Einführung des Christentums im ehemaligen Nibelgau, [4]: die St. Martinskirche in Leutkirch, die Mutterkirche dieses Gaues und die Entstehung von Leutkirch
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https://doi.org/10.11588/diglit.20205#0011

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clixeriut, miLSLs celedraverint aut celedrari leccriut.
<Zuotie8cun<^ue, c^uan6ocun<^ue et udicunc^ue premi38a vel
alic^uo6 p>remi88orum devote leceriut, 6e omuip>otenti3
6ei mmericorclia et deatorum Detri // et ?auli, ax>03to-
lorum eiu3 auctoritate 001163! sin§u1i uo3trum <^ua6ra§inta
6ie3 in6u1§eutiarum 6e iniuncti8 8idi penitentim mi3eri-
corditer in 6omino relaxamu8, Dummodo 6ioece8aui
voluu//ta3 acl i6 acce33erit et c0N3en3U3. In euiu3 rei
te8timonium 8i§illorum no3trorum iu88imu8 app>en8ioue
muuiri. Datum /i.viuione XXIIII 6ie men8i3 au§u3ti
^.nno clomini lVlCCCXXIX // Dt p>ontiücatu3 8aucti88imi
patri3 6omiui )odanui3 pape XXII TVuno XIII. (Forts, folgt.)

Die Einführung des Christentums im
ehemaligen Nibelgau.
Die St. Martinskirche in Leutkirch, die Mutter-
kirche dieses Gaues und die Entstehung von
Leutkir ch.
Mitgeteilt von Rud. Noth, senior.
(Schluß.)
Es wurde bis jetzt von den Geschichtsforschern anerkannt,
daß sowohl der Ort Dkdova, als auch die Lentkircher Haide
eine Hauptdingstätte der bürgerlichen und kirchlichen Angelegen-
heiten war, aus welcher die bürgerlichen Rechtsverhältnisse ge-
schlichtet und die durch die christlichen Missionäre zu Hanpt-
dingstätten des kirchlichen Lebens geschaffen wurde. Schon
die Heiden hielten hier ihre Zusammenkünfte. Insbesondere
waren es die Gangrafen und späteren Landrichter, welche die
Gangenossen zu den öffentlichen Gerichtsversammlnngen zu-
sammen beriefen. Wo anders hätte der Gaugraf als könig-
licher Beamter seinen Wohnsitz anfschlagen sollen, als neben
der öffentlichen Gerichtsstätte auf dem Hofe — d. h. in Dk-
dova — dem königlichen Maiergnte. Wo anders die christ-
lichen Missionäre ihre öffentliche, allgemeine Lentenkirche er-
bauen sollen, als neben der öffentlichen Gerichtsstätte, dem
Versammlungsorte der Gangenossen durch die Gangrafen! —
Wenn ein großer Kirchenhistoriker sagt: ^) „die Krondo-
mänen, die Villen und Curten, die Mal- und Gerichtsstätten
waren die Kolonien zur Verbreitung des Christentums, so
mußte die Lentkircher Haide ganz folgerichtig eine solche kirch-
liche Pflanzstätte gewesen sein."
Die Villen und Curten waren also königliche Maierhöfe
oder auch des Herzogs und des Adels. Waren einmal diese
für das Christentum gewonnen, so wurden auch ihre Höfe
und Wohnungen die Mittelpunkte christlicher Bevölkerung,
welche sich dann zu Ortschaften vergrößerten und im 12. Jahr-
hundert ans den königlichen Villen sich zu Reichsstädten ent-
wickelten, und so muß es auch bei dem Dldoveu und späteren
Leutkirch gegangen sein. H
Von dieser öffentlichen allgemeinen Lentenkirche, welche
als Mntterkirche für den ehemaligen Nibelgan erbaut worden
war, hat sich das kirchliche-religiöse Leben immer weiter ent-
wickelt und nachdem die Christianisierung im Nibel- und All-
gäu vollzogen und organisiert war, wurde von der bischöflichen
Kurie in Konstanz ein eigenes Dekanat: »Dk 6er Dlaicle
Dutra« gebildet nnd gegründet. Diesem Dekanatssprengel
waren alle kirchliche Stellen des ganzen Nibelgaues unterworfen.
Das Bistum Konstanz, dessen südöstliche Grenzscheide die
Iller bildete, hatte von seiner Entstehung von 555 bis zu
o) Siehe Archiv N. 9. Seite 70.)
7) Siehe Einführung des Christentums im südwestlichen Deutsch-
land. Von vr. Hesele Seite 168—172.

seiner Auflösung 1827 im ganzen 87 Bischöfe und war
dem Dider clecimatioum (1275) in 10 Archi-Diakonate
64 Dekanate eingeteilt.
Zum Diakonate ^.lp>§ovia (Alp- oder Allgäu) tzw
DamieuteD gehörten die Dekanate: Dderat?dolen (jetzt Stiefel
Hosen), Dk 6er Dlaicle Dutra, 7Dlin§eu, XavermdurA ulw
Dtitdilcd im Linzgan. (Leutkirch bei Überlingen.)
Das Dekanat DI 6er Daicle umfaßte nach dem
wähnten Dider clecimatioum nachstehende Pfarrorte nnd kirws
liche Beneficien, welche nach dem damaligen Schreibgebra"^
also heißen:
I. Württembergische Orte im Dekanate und Oberau^
Leutkirch:
TVmtetteu, TDtra, /Atmanne8doven, TDenaucd
Pfarrsitz ist jetzt in Hofs), Zmcda, dieser Ort wurde
vom Kloster Weingarten mit 7V3enancd (Ausnang) und
mit Altmannshofen inkorporiert; Diepol?doven, Dn§eldalm^
doven, (Engerazhofen) Drie3endoveu, Dlerlautdoleu, Dlun^
uau§, Dütdilcd (Leutkirch), lVIerdart?doven, XicdeudoXv'
Drlon, Waltemdoven, VVilledart?doveu, Dile. (Cella lVlaü^
a33ump>tae, die Schloßkapelle.)
II. Orte im Dekanate nnd Oberamte Wangen: Durr^
(Beuren), Dcmteruancd, Cdrmtarmdoven, Denkart?, IsenH
(Jsny, Kloster und Psarrstelle), Drnecdindoven (Enkenhose'ü
Duipol?, lVle§elolk (Eglofs), Xordork, 3i§§un. (Der PfaN'C
Arnach wurde Waldsee und Car3e Ravensburg zngeteilt.)
Das Dider Daxationm von 1353 führt noch nachstehend
Pfarrorte auf:
Cedrecdtdoven, Xie83le§§cell, VVet?elrie6, (DatroN
rie6), Lidrant?.
Filialorte:
Dutlcircd cum tllialidu8 Dä§§eldacd, Xie6erdoveN'
Dnc?eudoven (Wnchzenhofen seit 1846 ein eigener Pfarroüb
Xie88le§§cell curn Xapella Pwenried (ist jetzt auch 6^
eigene Pfarrei), Vkni cum tl1ialidu3 vi6elicet 3cdumdacd> ,
VViler (Schweinenbach u. Kleinweiler, letzteres ist jetzt ein bay>^'
scher Pfarrvrt), Drlon cum kilia Orünendacd. Xöt? (RöthtzC'^
III. Bayerische Orte, ans welchen das Dekanat Leg^
gebildet wurde:
/6tuu§e3riet, IIucdider§, Cella 8ancti lVIartini, Cru§^
celle, Campo6unum, Kloster nnd Pfarrstelle. (Wie s«E
früher erwähnt, hat die Iller einen anderen Lauf. S^'
Archiv. Nr. 8. Seite 62.) H
Xunidrecdtmdoven (Kimmeratzhofen), Dautracd, Degov
lVlemedilt?, lVlutvvi§e3dofen, Xu6en3cella, (Franenzell),Xe^ .
ten3, Ltaiudacd, Wenden, VViteuovve (Weitnau gehört
zum Dekanat Stiefenhofen).
Das Dider Daxationm von 1353 enthält noch folget
Orte nnd kirchliche Beneficien: ,
^.ltun§e8rie6 cum trlia 03ter8tal, DucdiderZ
6lia /^evvir6in§3, Drucddur§ (Alt-Tranchbnrg beim SchwarZ^^
grat), lVIemedilt? cum Xappella VVippcell, VVi§i3dacd cv
dlia IVIerAenAer3, VValtendoken cum Xapella prope
Dccle3ia Lk. Daurenti in monte Campo6unen3e. ^
Wir kommen zum Schlüße nochmals auf den OrtsnäAC
Dtliova respektive auf Leutkirch als der Mntterkirche
Nibelgaues zurück.
Wie Weingarten seinen Ortsnamen von einem KüP^
Kißlegg von einer Ritterburg erhielt, so hat Leutkirch
Ortsnamen von der öffentlichen, allgemeinen Lentenkirche )N
Nibelgaues erhalten. Es ist eine feststehende Thatsache, ^
b) Siehe Baumann, Geschichte des Allgäus I. Bd. Seite 172-^
 
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