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(Nun kommt
wir sie oben
und ist ziem-
stottseligen Stifter und Stifterin in die Vergessenheit gesetzt,
genug aber noch soll sein, daß ihre ehrwürdigen Gebeine und
Aschen in einem Grabmal zu Löwenthal ruhen, wo ihre adelige
Wappen in Stein ausgehauen mit folgender Inschrift prangen:
Hier liegt begraben der edle Herr Joannes von Ravensburg
und die edle Jungfrau Thueta von Angelberg, so vom ersten
^ag ihrer Hochzeit beide fünf Jahre keusch gelebt, hernach
chr Schloß zum Kloster gebauet, die selige Thueta anno 1250
nnt 160 Chorfrauen bewohnt (?), er war Dominikaner worden,
beide im Leben und nach dem Tod haben mit Mirakel ge-
buchtet. Soviel von dem Hauptstifter des Gotteshaus Löwen-
ihal. Unter ihren andern Stiftern hat Löwenthal auch die
^hre, die großen und gottseligen Grafen von Habsburg zu
zählen, und, was das Vornehmste, Rudolfum selbst, den römi-
schen Kaiser und großen Stammvater des allerdurchlanchtigsten
b-rzhauses von Österreich. Es scheint eine besondere Vorsehung
Lottes gewesen zu sein, daß, da sogar der Hauptstiftnngsbrief
iuit anderen verloren gegangen, der habsburgische unter drei
gefährlichen Fenersbrünsten, unter verschiedenen Kriegstrublen
U( Wasserfluten mit noch angehängten Sigillcn unversehrt ge-
blieben. Dieser Stiftungsbrief lautet also."
bie Stiftung von Ailingen zu Löwenthal, wie
n. II, gegeben. Nur hat sie hier Lücken
"ch fehlerhaft abgeschrieben.)
„Von dieser Zeit an noch bis auf den heutigen Tag
werden wegen diesen und noch anderer Gutthaten die Grafen
bvn Habsburg als Brodväter von Löwenthal geehrt und er-
kannt. — Es war Löwenthal um diese Zeit ein sehr ansehn-
"ches Kloster, welches aber in Kürze der Zeiten sehr geschwächt
worden. Dazu geben Anlaß die schreckbaren Feuersbrünste,
^chon im I. 1305, den 13. Herbstmonat, schlug das Hoch-
Zwitter ins Kloster und verbrannte das fast noch neu ge-
baute Kloster. Von diesem Brand meldet eine alte Schrift
W der Reichsstadt Buchhorn: a. 1305 hatten wir den 13. Herbst-
wonat ein so erschreckliches Donnerwetter, daß man vermeinte,
letzte Gerichtstag sei vorhanden. In unserer Stadt hat
^ fünfmal eingcschlagen und gebrunnen, es ist auch der dritte
Test der Stadt in die Aschen gelegt worden. Gleiches Un-
Nück betraf auch das unweit Buchhorn gelegene sehr reiche
^auenkloster Löwenthal, wo das Wetter gleichfalls einge-
ichlagen und selbes in die Aschen gelegt. Noch schmerzlicher
W gefallen ein zweiter Brand n. 1325. Von diesem meldet
Caspar Rruscllius, es sei durch 2 mißvergnügte Klosterfrauen
^gerichtet worden. Alte Inschriften erzählen in Löwenthal
W,v: es wurden ihnen zwei welsche Klosterfrauen aufgebürdet.
-Tiefe waren mißvergnügt, daher sie mit Fleiß ihre Wachs-
te! brennend in ihren Zellen haben stehen lassen, und da
Frauen in der ?rim oder bei dem Morgengebet waren,
das Kloster an 2 Orten zu brennen angefangen. Von
Weser Zeit an ist Löwenthal niemals mehr zu seinem vorigen
gekommen, weil gleich namhafte Gärten und Grund-
lulcke von der Stiftung haben müssen verkauft werden."
. Was hier weiter von dem Stifter Johannes von Navens-
.^'6 erzählt wird: sein Eintritt in den Dominikaner-Orden
Konstanz 1250 und sein Auftreten in der Umgebung
'.Adolfs von Habsburg, haben wir oben schon bestätigt ge-
sunden. Neu ist, daß er gerade in der hl. Nacht eingekleidet
worden und in Löwenthal gestorben sei. Aus der Angabe,
^ 6 er mit Tuta in dasselbe Grab gebettet worden, folgt
?vch nicht, daß er mit ihr zugleich das Zeitliche gesegnet
Tbe. Seine Gemahlin lebte noch, wie wir oben gesehen, 1304;
^vaus folgt, daß sie wenigstens, wie hier erzählt wird, ein
vvhes Alter erreicht hat. Wenn beide „vom ersten Tag ihrer
Hochzeit fünf Jahre keusch gelebt" und Johannes „1250 in
der hl. Nacht als Dominikaner eingekleidet wurde", so hatten
sie 1245 Hochzeit, und wenn sie damals auch nur ca. 20 Jahre
alt waren, so hatten sie doch 1304 schon ein Alter von
79 Jahren erreicht. Der Grabstein für Tuta, die ohne Zweifel
als Klosterfrau in der Mitte der Ihrigen starb, konnte aber
auch für ihren Gemahl und Mitstifter nur ein Kenotaph, zur
Erinnerung an das hochherzige Gründerpaar und an ihre edle
Abstammung, sein, oder es wurde, da es wahrscheinlich ist,
daß auch Johannes in seinem Kloster in Konstanz verschied,
sein Leichnam hieher gebracht, um an der Seite seiner Gemahlin
der Auferstehung zu harren. Von Wundern, die beide nach
ihrem Tode gewirkt, hat sich keine Tradition mehr erhalten. —
Von zwei Feuersbrünsteu im Kloster haben wir bisher
vernommen; wann die 3., die hier erwähnt wird, stattgcfunden,
ist unbekannt, wahrscheinlich während der „Kriegstrublen" des
30jährigen Kriegs, der überhaupt der Stiftung arg mitspieltc.
Die „Wasserfluten" sind die Überschwemmungen der Aach, von
denen das Kloster, weil unmittelbar an derselben gelegen, wohl
manchmal zu leiden hatte. (Schluß folgt.)
Einzug in die Klosterkirche Neresheim am
Pstngstrnonkag> 20. Mai 1702.
IVI. Am 20. Oktober 1740 starb der große unvergeßliche
Benediktiner-Abt Rupert Neß von Wangen im 70. Jahre
seines Alters. Er war einer der ausgezeichnetsten, wenn nicht
der größte, aus den Äbten Ottobeurens. Im Jahre 1710
ward er erwählt, und er erbaute neben vielen andern Gebäuden
insbesondere die jetzigen so freundlichen und zweckmäßigen
Klostergebäude. Daher sagt von ihm ?. Maurus Feyerabend
in seinen Jahrbüchern des Klosters Ottobenren: „So lang
er regierte, so lang baute er und zwar alles in einem groß-
artigen Stil. Alle seine Gebäude empfehleil sich durch Licht,
Ordnung, Schönheit und Dauer. Alle Verzierungen sind an
ihrem Platze, überall gehen Thüren auf Thüren, Fenster auf
Fenster; selbst die entfernteren Beamtenwohnungen stehen in
einer Symmetrie mit dem Ganzen." Er hatte noch vor seinem
Rücktritt von der abteilichen Wirksamkeit den 27. Scpt. 1737
zu der dortigen, 312 Fuß langen und im Kreuz 210 Fuß
breiten, durch die Größe, ihre Bauart, ihre im lebhaftesten
Kolorit gehaltenen Deckengemälde, ihre Bildsäulen und übrigen
reichen Verzierungen imposanten Kirche den ersten Stein ge-
legt. Ebenso war auch das Kloster Neresheim um jene Zeit
unter den Äbten Simbert und Am and neu erbaut worden
und wetteiferte mit den prächtigen Bauten in Ottobenren. Im
Verhältnis nun zu den großartigeil Klostergebäuden erschien
jetzt die alte Klosterkirche zu klein, zu unscheinbar, zu wenig
herrschend, und sie sollte also viel größer und herrlicher — eine
Zierde des Klosters und des Härtsfeldes — neben den massigen
Klostergebäuden erstehen. Zudem war sie auch baufällig. Was
mochte nun bei der großen Baulust des gelehrten und ökonomi-
schen — mit Ottobenren rivalisierenden — Prälaten Aurelins
Braisch wünschenswerter erscheinen, als das schölle weit über
das ganze Härtsseld hin sichtbare Kloster nun auch noch mit
einem herrlichen Tempel, dem Ideale seines baulnstigen Geistes,
zu krönen? Jedoch vor Beginn eines so großen Unternehmens
ging er, mit seinen Mitteln rechnend, sehr behutsam zu Werke,
und daher wendete er sich, wie man erzählt, an den Prälaten
von Ottobenren, wo ja noch an der neuen großartigen Kirche
geballt wurde, mit der Anfrage, mit wie vielen Geldmitteln
man an die Schaffung eines solchen, in der Phantasie bereits
vorschwebenden Gotteshauses gehen könne, worauf ihm alsdann
(Nun kommt
wir sie oben
und ist ziem-
stottseligen Stifter und Stifterin in die Vergessenheit gesetzt,
genug aber noch soll sein, daß ihre ehrwürdigen Gebeine und
Aschen in einem Grabmal zu Löwenthal ruhen, wo ihre adelige
Wappen in Stein ausgehauen mit folgender Inschrift prangen:
Hier liegt begraben der edle Herr Joannes von Ravensburg
und die edle Jungfrau Thueta von Angelberg, so vom ersten
^ag ihrer Hochzeit beide fünf Jahre keusch gelebt, hernach
chr Schloß zum Kloster gebauet, die selige Thueta anno 1250
nnt 160 Chorfrauen bewohnt (?), er war Dominikaner worden,
beide im Leben und nach dem Tod haben mit Mirakel ge-
buchtet. Soviel von dem Hauptstifter des Gotteshaus Löwen-
ihal. Unter ihren andern Stiftern hat Löwenthal auch die
^hre, die großen und gottseligen Grafen von Habsburg zu
zählen, und, was das Vornehmste, Rudolfum selbst, den römi-
schen Kaiser und großen Stammvater des allerdurchlanchtigsten
b-rzhauses von Österreich. Es scheint eine besondere Vorsehung
Lottes gewesen zu sein, daß, da sogar der Hauptstiftnngsbrief
iuit anderen verloren gegangen, der habsburgische unter drei
gefährlichen Fenersbrünsten, unter verschiedenen Kriegstrublen
U( Wasserfluten mit noch angehängten Sigillcn unversehrt ge-
blieben. Dieser Stiftungsbrief lautet also."
bie Stiftung von Ailingen zu Löwenthal, wie
n. II, gegeben. Nur hat sie hier Lücken
"ch fehlerhaft abgeschrieben.)
„Von dieser Zeit an noch bis auf den heutigen Tag
werden wegen diesen und noch anderer Gutthaten die Grafen
bvn Habsburg als Brodväter von Löwenthal geehrt und er-
kannt. — Es war Löwenthal um diese Zeit ein sehr ansehn-
"ches Kloster, welches aber in Kürze der Zeiten sehr geschwächt
worden. Dazu geben Anlaß die schreckbaren Feuersbrünste,
^chon im I. 1305, den 13. Herbstmonat, schlug das Hoch-
Zwitter ins Kloster und verbrannte das fast noch neu ge-
baute Kloster. Von diesem Brand meldet eine alte Schrift
W der Reichsstadt Buchhorn: a. 1305 hatten wir den 13. Herbst-
wonat ein so erschreckliches Donnerwetter, daß man vermeinte,
letzte Gerichtstag sei vorhanden. In unserer Stadt hat
^ fünfmal eingcschlagen und gebrunnen, es ist auch der dritte
Test der Stadt in die Aschen gelegt worden. Gleiches Un-
Nück betraf auch das unweit Buchhorn gelegene sehr reiche
^auenkloster Löwenthal, wo das Wetter gleichfalls einge-
ichlagen und selbes in die Aschen gelegt. Noch schmerzlicher
W gefallen ein zweiter Brand n. 1325. Von diesem meldet
Caspar Rruscllius, es sei durch 2 mißvergnügte Klosterfrauen
^gerichtet worden. Alte Inschriften erzählen in Löwenthal
W,v: es wurden ihnen zwei welsche Klosterfrauen aufgebürdet.
-Tiefe waren mißvergnügt, daher sie mit Fleiß ihre Wachs-
te! brennend in ihren Zellen haben stehen lassen, und da
Frauen in der ?rim oder bei dem Morgengebet waren,
das Kloster an 2 Orten zu brennen angefangen. Von
Weser Zeit an ist Löwenthal niemals mehr zu seinem vorigen
gekommen, weil gleich namhafte Gärten und Grund-
lulcke von der Stiftung haben müssen verkauft werden."
. Was hier weiter von dem Stifter Johannes von Navens-
.^'6 erzählt wird: sein Eintritt in den Dominikaner-Orden
Konstanz 1250 und sein Auftreten in der Umgebung
'.Adolfs von Habsburg, haben wir oben schon bestätigt ge-
sunden. Neu ist, daß er gerade in der hl. Nacht eingekleidet
worden und in Löwenthal gestorben sei. Aus der Angabe,
^ 6 er mit Tuta in dasselbe Grab gebettet worden, folgt
?vch nicht, daß er mit ihr zugleich das Zeitliche gesegnet
Tbe. Seine Gemahlin lebte noch, wie wir oben gesehen, 1304;
^vaus folgt, daß sie wenigstens, wie hier erzählt wird, ein
vvhes Alter erreicht hat. Wenn beide „vom ersten Tag ihrer
Hochzeit fünf Jahre keusch gelebt" und Johannes „1250 in
der hl. Nacht als Dominikaner eingekleidet wurde", so hatten
sie 1245 Hochzeit, und wenn sie damals auch nur ca. 20 Jahre
alt waren, so hatten sie doch 1304 schon ein Alter von
79 Jahren erreicht. Der Grabstein für Tuta, die ohne Zweifel
als Klosterfrau in der Mitte der Ihrigen starb, konnte aber
auch für ihren Gemahl und Mitstifter nur ein Kenotaph, zur
Erinnerung an das hochherzige Gründerpaar und an ihre edle
Abstammung, sein, oder es wurde, da es wahrscheinlich ist,
daß auch Johannes in seinem Kloster in Konstanz verschied,
sein Leichnam hieher gebracht, um an der Seite seiner Gemahlin
der Auferstehung zu harren. Von Wundern, die beide nach
ihrem Tode gewirkt, hat sich keine Tradition mehr erhalten. —
Von zwei Feuersbrünsteu im Kloster haben wir bisher
vernommen; wann die 3., die hier erwähnt wird, stattgcfunden,
ist unbekannt, wahrscheinlich während der „Kriegstrublen" des
30jährigen Kriegs, der überhaupt der Stiftung arg mitspieltc.
Die „Wasserfluten" sind die Überschwemmungen der Aach, von
denen das Kloster, weil unmittelbar an derselben gelegen, wohl
manchmal zu leiden hatte. (Schluß folgt.)
Einzug in die Klosterkirche Neresheim am
Pstngstrnonkag> 20. Mai 1702.
IVI. Am 20. Oktober 1740 starb der große unvergeßliche
Benediktiner-Abt Rupert Neß von Wangen im 70. Jahre
seines Alters. Er war einer der ausgezeichnetsten, wenn nicht
der größte, aus den Äbten Ottobeurens. Im Jahre 1710
ward er erwählt, und er erbaute neben vielen andern Gebäuden
insbesondere die jetzigen so freundlichen und zweckmäßigen
Klostergebäude. Daher sagt von ihm ?. Maurus Feyerabend
in seinen Jahrbüchern des Klosters Ottobenren: „So lang
er regierte, so lang baute er und zwar alles in einem groß-
artigen Stil. Alle seine Gebäude empfehleil sich durch Licht,
Ordnung, Schönheit und Dauer. Alle Verzierungen sind an
ihrem Platze, überall gehen Thüren auf Thüren, Fenster auf
Fenster; selbst die entfernteren Beamtenwohnungen stehen in
einer Symmetrie mit dem Ganzen." Er hatte noch vor seinem
Rücktritt von der abteilichen Wirksamkeit den 27. Scpt. 1737
zu der dortigen, 312 Fuß langen und im Kreuz 210 Fuß
breiten, durch die Größe, ihre Bauart, ihre im lebhaftesten
Kolorit gehaltenen Deckengemälde, ihre Bildsäulen und übrigen
reichen Verzierungen imposanten Kirche den ersten Stein ge-
legt. Ebenso war auch das Kloster Neresheim um jene Zeit
unter den Äbten Simbert und Am and neu erbaut worden
und wetteiferte mit den prächtigen Bauten in Ottobenren. Im
Verhältnis nun zu den großartigeil Klostergebäuden erschien
jetzt die alte Klosterkirche zu klein, zu unscheinbar, zu wenig
herrschend, und sie sollte also viel größer und herrlicher — eine
Zierde des Klosters und des Härtsfeldes — neben den massigen
Klostergebäuden erstehen. Zudem war sie auch baufällig. Was
mochte nun bei der großen Baulust des gelehrten und ökonomi-
schen — mit Ottobenren rivalisierenden — Prälaten Aurelins
Braisch wünschenswerter erscheinen, als das schölle weit über
das ganze Härtsseld hin sichtbare Kloster nun auch noch mit
einem herrlichen Tempel, dem Ideale seines baulnstigen Geistes,
zu krönen? Jedoch vor Beginn eines so großen Unternehmens
ging er, mit seinen Mitteln rechnend, sehr behutsam zu Werke,
und daher wendete er sich, wie man erzählt, an den Prälaten
von Ottobenren, wo ja noch an der neuen großartigen Kirche
geballt wurde, mit der Anfrage, mit wie vielen Geldmitteln
man an die Schaffung eines solchen, in der Phantasie bereits
vorschwebenden Gotteshauses gehen könne, worauf ihm alsdann