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u>u Opfer sielen. So wurde 1592 der Pfarrer Veit Scherpfer
Ml Schemmerberg von einem Bürger aus Altheim ermordet,
o^nsv t 995> der Pfarrer oon Hochdorf in der Vogtei Wart-
Msen." Es sij,d dies schioere, aber durchaus ungerechtfertigte
würfe. Schreiber dieser feilen beschäftigt sich scholl
Mhre lang nrit der Geschichte Oberschwabens im Ili. Iahr-
^Undert lind er kann mit gntem Gewissen sagen, daß es in
Unserer Gegend nicht schlimmer lind nicht besser anssah als
"u übrigen Deutschland. Was die beiden ermordeten Pfarrer
Klangt, so sind dies die zwei einzigen Beispiele, die Bosscrt
^ibriugen kann, wie ich mich selbst aus den Duellen überzeugte.
. Österreich loird gelobt, das; es in ehrlichem Eifer für
s'N alten Glauben eingeslaude» sei n>ld daruni auch den Klagen,
^ sich gegen den Prießerstand und seiir ärgerliches Leben
Phöben, sowie den Klagen über Aberglauben und Mißstände
M Leben des Volkes abzuhelse» gesucht habe, so gut es einer
Äolischen Obrigkeit ohne Hilse der Bischöfe möglich war.
M en» ans Sillenzncht von seileil der Bischöfe von Konstanz
M nicht zu zählen." Wer mit solch schwer>oiegendeil Vor-
kurse» gegen einen Stand oorgebt, der sollte Beweise dafür
'o>brj»ge». Dies ist aber Bossert eben »»möglich, weit er
^'Ue hak. Von den Bischöse» oon Konßanz kommt hier zu-
^^chst in Betracht Bischof Hugo oon Hohenlandenberg. Dieser
^Uiahnte schon 1917 in einem Hirleuschreibeu den Klerus
Zudringlich an seine Pflichten und da seine wiederholten
h n s ch r e i b e n vergeblich gewesen seien, so sehe er sich
-^»öti^,, eine bischöfliche Visitation anznordnen, und den
Mi»,men Instand der Geistliche» g^uan untersuchen zu lassen,
^eder möge sich darnach zu achten und sein Leben in Seiten
L> bessern wissen; denn er werde die Schnldbaren ohne Scho-
?'ug »,jt Suspension, Exkommunikation, Absetzung und Psrün-
EUentziehnng bestrafen.
Von Bischof Hugo, der seinem KleruS ein lenchtendeö
^spiel war, besitze» wir »och eine größere Anzahl Hirtenbriefe,
Meinen vom Jahr 1922 gegen die Verachtung kirchlicher
B'Wpliu, besonders des Fastens. Auch sein Nachfolger
chehan» V., Landgraf oon Lupfen Stützungen, war diirch das
Mißste Streben llach Besserung der kirchlichen Anstände aus-
Nchichnet. Durch Hirtenbriefe und Sy,loden suchte er auf
leinen Klerus einznwirlen lind in diesem Sinne eine katholische
chsormalion dlirchznsübren. Es ist daher der Vorwurf, daß
M Sitteuzncht voll seiten der Bischöfe von Konstanz nicht
^ Zählen gewesen sei, ein unberechtigter.
9» ^"1 schlimmsten aber kommt bei Bossert „der gewaltige
Gerwig Blarer von Weingarten, die Sällle des alteil
Munde,,s", weg. „Denn er war mit seinen Mönchsmägden
> urk berüchtigt, auch in katholische» Kreisen erzählte man sich
ch ärgerlichsten Geschichten über sein Treiben, selbst Notzucht
^ . man dort ihm schuld, vgl. die Chronik von Zimmern." Also
MN SfMdalchrouik ersten NangS ist BvsscrtS einzige Duelle
M seine Bchallptnng! Hätte er sich nur einigermaßen in dem
... Mnsangreichen Material, das wir über Gerwig Blarer be-
Mo», nmgesehen, er wäre zu eiuein anderen Nesultat als zil
-Me» grundlosen Verdäügignugeu gelaiigt. Die Prädikanleil
M N'nachbarteil 9kaveiisblirg, die Todfeinde GerwigS, denen
dortige Magistrat wegen ihrer Lästermäuler Mäßigung
ß der Kanzel empfehlen mußte, hätten den Abt oon Wein-
MMu gewiß »ich, oerschent, hä,teil sie etwas gegen ihn vor-
MMugeu gewußt. Aber Gerwig, der >,och nicht 90 Jahre
dp' Mo" Nat des schwäbisetu'll Bnndes, iil der Folge a,lch
^d»igö und Kaisers ivnrde, der Freund der Musen, der
M de» hervorragendsten Männern seiner Heit Briefe wechselte,
^ "l wahrhaft klassischem Latein geschrieben sind, der im
Kloster Weingarten Knust lind Wissenschaft förderte, wie kein
Abt vor noch nach ihm, so daß wir Briese vom Kurfürsten
voll der Pfalz, Herzog Ulrich von Württemberg, Herzog Wil-
helm von Bayern lind andern besitzen, die Musikalien von der
Kapelle oder Bücher, Gemälde w. von der Bibliothek in Wein-
garten entlehnten, dessen Lieblingöwnnsch und Bestreben während
seiiles ganzen Lebens war eine eigene Benediktineruniversität
zu gründen, um klassisch gebildete Ordensleute heranznziehen
— dieser große Mann seiner .Heit findet in Vossertö Augen
keine Gnade, weil er eben die Säule des alten Glaubens im
Oberland war. Gegen die Bemerkung aber, daß Gerwig beim
Herannahen des schmaltaldischcn Heeres im Sommer 1546
das Kloster verließ, weil er nicht den Mut gehabt habe, ein
Märtyrer des katholischen Glaubens zu werden, möchten wir
uns die Frage an Bossert erlauben, warum denn Brenz bei
der Anwesenheit Karls V. in Hall sich versteckt habe?
G.
Dokument, bete, die kuth. Volksschulen und den
kirchlichen Chural anno 1664.
.Instruktion Duck moUcrakoris od. Schnell Meisters
in Sch c er.
1. Grstlichen soll er schnell Meister für sich selbsten ein
erbares n. vor der Jngent Exemplarisches Ntzen führen, die
H. Goteödinst in der Pfarrkirche mit Eh oral sle.ss'gist mit
Vocalmnsit aber möglichist zihren, gleichförmig auch zu mehrerer
Hihrung desselbigen die Ihm vbergebenc Vnd anvertrauete
Ingent neben instrnirnng in litterig, als schreiben Vnd lesen
mit größtem sleiß im Choralgesang so die noch wohl
postuliert unterrichten Vnd instruieren. Vnd soll die schnell
od instrnktion volgenter gestalt ordentlich gehalten werden. Als
Jede Tag wöchentlich soll er nach gegebenem anderen Zaichen ,
vor den, znsamen leite ^welches bei alle dinstgotes wohl soll
observiert werden: s die Jngent in schöner gebürenter auferben-
licher ordnnng mit angethanem mantell zu erhaltung aineö
mehreren respekt zu dem hl. Meß und Ambtopfer Vnd andern
H. Dinst goles führen n. begleiten, auch dem eisfrigen an-
dächtig H. gebet in demselben anhalten u. anmanen. Nach
volzogenem H. Dinstgotes als H. Mess od Ambtopfer soll er
gleich»,essig in observierung Vorgemerkter ordnnng die Jngent
widern», zu Schnell führe und alsdan selbige Um 10 Vhr
beschließen. Von 10 Vhr aber biß ans 11 wölleEr
die knaben in dem notwendigen Eh oral ge sang
mit sondbarem sleiß instruieren Vnd also den -
halben Tag nuzlich z „bringen Vnd verzehren.
Nachmitag aber mit Eben Messigen sleiß soll die schnell
Vnd instruktiv,, von 12 Vhr ein anfang gewönnen Vnd bis
9 Vhr sich folgentö Enden, Vnter welcher Zeit des ganzen N
Tags; er Schuelmeister ohne obligung anderer ne§okien Nud
geschefte als; expl: ^r. ,nahten, hoble», schreinern od was
mehrer dergleichen mit groß sleiß die instrnction u. Vnder- .
weissnng der Kind abwarten, ans das; die Edle Von got ge-
gebene zeit wie auch so theuren anwendte geistliche gelt nit .
Vnnnzlich Vnd ohn Verandtwortlich vor got Vnd der Erbaren
Welt anSgelegt werde. ' :
So aber Vnder den knaben einer od. andere
wäre eins; lust Vnd liebß die Vocalmnsie zu leh-
ren kann solches ausserhalb obgemelter zeit als
ne >n blich von 9 bis 4 oder Von 4 bis 5 Vhr be-
setz ehe», welches seines Sch nelm eiste rs der zeit
Gelegenheit nach igag angestelt werden.
.»HD
u>u Opfer sielen. So wurde 1592 der Pfarrer Veit Scherpfer
Ml Schemmerberg von einem Bürger aus Altheim ermordet,
o^nsv t 995> der Pfarrer oon Hochdorf in der Vogtei Wart-
Msen." Es sij,d dies schioere, aber durchaus ungerechtfertigte
würfe. Schreiber dieser feilen beschäftigt sich scholl
Mhre lang nrit der Geschichte Oberschwabens im Ili. Iahr-
^Undert lind er kann mit gntem Gewissen sagen, daß es in
Unserer Gegend nicht schlimmer lind nicht besser anssah als
"u übrigen Deutschland. Was die beiden ermordeten Pfarrer
Klangt, so sind dies die zwei einzigen Beispiele, die Bosscrt
^ibriugen kann, wie ich mich selbst aus den Duellen überzeugte.
. Österreich loird gelobt, das; es in ehrlichem Eifer für
s'N alten Glauben eingeslaude» sei n>ld daruni auch den Klagen,
^ sich gegen den Prießerstand und seiir ärgerliches Leben
Phöben, sowie den Klagen über Aberglauben und Mißstände
M Leben des Volkes abzuhelse» gesucht habe, so gut es einer
Äolischen Obrigkeit ohne Hilse der Bischöfe möglich war.
M en» ans Sillenzncht von seileil der Bischöfe von Konstanz
M nicht zu zählen." Wer mit solch schwer>oiegendeil Vor-
kurse» gegen einen Stand oorgebt, der sollte Beweise dafür
'o>brj»ge». Dies ist aber Bossert eben »»möglich, weit er
^'Ue hak. Von den Bischöse» oon Konßanz kommt hier zu-
^^chst in Betracht Bischof Hugo oon Hohenlandenberg. Dieser
^Uiahnte schon 1917 in einem Hirleuschreibeu den Klerus
Zudringlich an seine Pflichten und da seine wiederholten
h n s ch r e i b e n vergeblich gewesen seien, so sehe er sich
-^»öti^,, eine bischöfliche Visitation anznordnen, und den
Mi»,men Instand der Geistliche» g^uan untersuchen zu lassen,
^eder möge sich darnach zu achten und sein Leben in Seiten
L> bessern wissen; denn er werde die Schnldbaren ohne Scho-
?'ug »,jt Suspension, Exkommunikation, Absetzung und Psrün-
EUentziehnng bestrafen.
Von Bischof Hugo, der seinem KleruS ein lenchtendeö
^spiel war, besitze» wir »och eine größere Anzahl Hirtenbriefe,
Meinen vom Jahr 1922 gegen die Verachtung kirchlicher
B'Wpliu, besonders des Fastens. Auch sein Nachfolger
chehan» V., Landgraf oon Lupfen Stützungen, war diirch das
Mißste Streben llach Besserung der kirchlichen Anstände aus-
Nchichnet. Durch Hirtenbriefe und Sy,loden suchte er auf
leinen Klerus einznwirlen lind in diesem Sinne eine katholische
chsormalion dlirchznsübren. Es ist daher der Vorwurf, daß
M Sitteuzncht voll seiten der Bischöfe von Konstanz nicht
^ Zählen gewesen sei, ein unberechtigter.
9» ^"1 schlimmsten aber kommt bei Bossert „der gewaltige
Gerwig Blarer von Weingarten, die Sällle des alteil
Munde,,s", weg. „Denn er war mit seinen Mönchsmägden
> urk berüchtigt, auch in katholische» Kreisen erzählte man sich
ch ärgerlichsten Geschichten über sein Treiben, selbst Notzucht
^ . man dort ihm schuld, vgl. die Chronik von Zimmern." Also
MN SfMdalchrouik ersten NangS ist BvsscrtS einzige Duelle
M seine Bchallptnng! Hätte er sich nur einigermaßen in dem
... Mnsangreichen Material, das wir über Gerwig Blarer be-
Mo», nmgesehen, er wäre zu eiuein anderen Nesultat als zil
-Me» grundlosen Verdäügignugeu gelaiigt. Die Prädikanleil
M N'nachbarteil 9kaveiisblirg, die Todfeinde GerwigS, denen
dortige Magistrat wegen ihrer Lästermäuler Mäßigung
ß der Kanzel empfehlen mußte, hätten den Abt oon Wein-
MMu gewiß »ich, oerschent, hä,teil sie etwas gegen ihn vor-
MMugeu gewußt. Aber Gerwig, der >,och nicht 90 Jahre
dp' Mo" Nat des schwäbisetu'll Bnndes, iil der Folge a,lch
^d»igö und Kaisers ivnrde, der Freund der Musen, der
M de» hervorragendsten Männern seiner Heit Briefe wechselte,
^ "l wahrhaft klassischem Latein geschrieben sind, der im
Kloster Weingarten Knust lind Wissenschaft förderte, wie kein
Abt vor noch nach ihm, so daß wir Briese vom Kurfürsten
voll der Pfalz, Herzog Ulrich von Württemberg, Herzog Wil-
helm von Bayern lind andern besitzen, die Musikalien von der
Kapelle oder Bücher, Gemälde w. von der Bibliothek in Wein-
garten entlehnten, dessen Lieblingöwnnsch und Bestreben während
seiiles ganzen Lebens war eine eigene Benediktineruniversität
zu gründen, um klassisch gebildete Ordensleute heranznziehen
— dieser große Mann seiner .Heit findet in Vossertö Augen
keine Gnade, weil er eben die Säule des alten Glaubens im
Oberland war. Gegen die Bemerkung aber, daß Gerwig beim
Herannahen des schmaltaldischcn Heeres im Sommer 1546
das Kloster verließ, weil er nicht den Mut gehabt habe, ein
Märtyrer des katholischen Glaubens zu werden, möchten wir
uns die Frage an Bossert erlauben, warum denn Brenz bei
der Anwesenheit Karls V. in Hall sich versteckt habe?
G.
Dokument, bete, die kuth. Volksschulen und den
kirchlichen Chural anno 1664.
.Instruktion Duck moUcrakoris od. Schnell Meisters
in Sch c er.
1. Grstlichen soll er schnell Meister für sich selbsten ein
erbares n. vor der Jngent Exemplarisches Ntzen führen, die
H. Goteödinst in der Pfarrkirche mit Eh oral sle.ss'gist mit
Vocalmnsit aber möglichist zihren, gleichförmig auch zu mehrerer
Hihrung desselbigen die Ihm vbergebenc Vnd anvertrauete
Ingent neben instrnirnng in litterig, als schreiben Vnd lesen
mit größtem sleiß im Choralgesang so die noch wohl
postuliert unterrichten Vnd instruieren. Vnd soll die schnell
od instrnktion volgenter gestalt ordentlich gehalten werden. Als
Jede Tag wöchentlich soll er nach gegebenem anderen Zaichen ,
vor den, znsamen leite ^welches bei alle dinstgotes wohl soll
observiert werden: s die Jngent in schöner gebürenter auferben-
licher ordnnng mit angethanem mantell zu erhaltung aineö
mehreren respekt zu dem hl. Meß und Ambtopfer Vnd andern
H. Dinst goles führen n. begleiten, auch dem eisfrigen an-
dächtig H. gebet in demselben anhalten u. anmanen. Nach
volzogenem H. Dinstgotes als H. Mess od Ambtopfer soll er
gleich»,essig in observierung Vorgemerkter ordnnng die Jngent
widern», zu Schnell führe und alsdan selbige Um 10 Vhr
beschließen. Von 10 Vhr aber biß ans 11 wölleEr
die knaben in dem notwendigen Eh oral ge sang
mit sondbarem sleiß instruieren Vnd also den -
halben Tag nuzlich z „bringen Vnd verzehren.
Nachmitag aber mit Eben Messigen sleiß soll die schnell
Vnd instruktiv,, von 12 Vhr ein anfang gewönnen Vnd bis
9 Vhr sich folgentö Enden, Vnter welcher Zeit des ganzen N
Tags; er Schuelmeister ohne obligung anderer ne§okien Nud
geschefte als; expl: ^r. ,nahten, hoble», schreinern od was
mehrer dergleichen mit groß sleiß die instrnction u. Vnder- .
weissnng der Kind abwarten, ans das; die Edle Von got ge-
gebene zeit wie auch so theuren anwendte geistliche gelt nit .
Vnnnzlich Vnd ohn Verandtwortlich vor got Vnd der Erbaren
Welt anSgelegt werde. ' :
So aber Vnder den knaben einer od. andere
wäre eins; lust Vnd liebß die Vocalmnsie zu leh-
ren kann solches ausserhalb obgemelter zeit als
ne >n blich von 9 bis 4 oder Von 4 bis 5 Vhr be-
setz ehe», welches seines Sch nelm eiste rs der zeit
Gelegenheit nach igag angestelt werden.
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