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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 3.1886

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Einzug in die Klosterkirche Neresheim am Pfingstmontag, 20. Mai 1782, [2]
DOI Artikel:
Roth, Rudolf: Die St. Martinskirche und Pfarrstelle in Leutkirch, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20205#0050

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Tragbrücke befestigt, auf dem Kredeuztische stund, nahmen
ststalls vier Priester in Chorröcken und Stolen hinweg und
ls ihre Schultern. Die übrigen Geistlichen, die nur in den
^öhnlichen Chorkleidern zugegen waren, wurden mit Kelchen
,, Stolen, die Fratres mit Meßbüchern, Meßkännchen
Hßch, w. versehen. Pater Prior kniete im Pluviale mit vier
ch^ustranten vor dem Kreuzaltare, wo sich das wegzutragende
Atrium befand. Und da nun auf diese Weise alles zum
' ^Zttge bereit und fertig war, so geschah dieser

Auszug ans der alten Kirche
^ tilgende Weise: Kvelmus erschien mit der Monstranz
n ^ dem Altäre, sang das Unn§e 1in§un rc. und gab,
"chdem der Chor die erste Strophe dieses alten Hymnus aus-
^ >Mgen hatte, unter Abfenernng des dröhnenden Geschützes,
, hl- Segen. Hierauf erfolgte die wirkliche Umzugs-Pro-
in folgender Anordnung:
Hy. 1) Der große Genius, Carl Schund, Rhetor, mit 2 Pagen:
^un Nepomuk Müller und Wilhelm Ho für nun,
die weiße Fahne,
3) der brennende Opferstock,
4) das Pfarrkreuz zwischen zwei Leuchter-Trägern,
5) die zwei kleinen rothcn Fähnchen neben dem Pfarrkrenzc,
V die kleinen Knaben,
H die Bruderschafts-Ferkulen vvrir hl. Benedikt, vom hl. Joseph und
Mutter Gottes, alle im schönsten Ornate und gleich nacheinander
^"'agen,

"cht Ministranten nut
^i!ln Blumenstöcken,

den von dern Hochaltar genommenen

9) der kleinere Genius, Xaver Pracher, Syntaxist,
das Convent-Krenz zwischen zivei Leuchter-Trägern,
cj>,WU Studenten und der wohlehrwnrdige Konvent, welche mit-
^ immerwährend den Hymnus Nangs linLua sangen und den
cino,,^" tviederholteu. Auch hatten Alle brennende Kerzen in der
" Hand,
öa die LIapp-1 cke Ooena Domini, getragen vom Herrn Kapellan
^wnenhcim, Joseph Maler,
ÜcuZV das silberne Brustbild samt einer Reliquie des hl. Ulrich,
"gen vom Pater Ulrich Vögele,
h'c>WU die 2 Brustbilder vom hl. Blasius und der hl. Viktoria, ge-
K? P von den Herren Pfarrern zu Großküchen und Ebnath, Georg
Hager und Simpcrt Textor,
. H"iii paar Urnen mit Reliquien, getragen von den Herren Pfar-
H Gichtigen nnd Anernheim, Eucharius Ko ch und Xaverv. Sökleru,
gep-Z, Gefäßchen mit Reliquien von den Aposteln Peter nnd Paul,
gen von dem Herrn Frühmesser in Dischingen, Anton Kieninger,
Kruzifix vom Altar, getragen von dem Herrn Pfarrer zu
.AM Laurentin Kanz, welchen Uvclmug besonders eingeladen,
Ügs.H dep Leib des hl. Urbikus, getragen von den Patres Placidus
ilcch^g"ri, Cölestin Nchcr, Thassilo Alvlitvr und Georg Schaf-
en die zwei Partikel vom hl. Kreuze und der Dornenkrone, getragen
Herren Dekan zu Neresheim und Kamercr zu Ohmenhcim in
^' Stolen nnd rothcn Plnvialen,
o?) der Prälatcnstab,
sechs Fackelträger aus den Kloster-Studenten,
llchPcP das Ciborium unter dem kleinen Himmel, getragen vom IX Prior
Nt D^mulhavor im weißen Pluviale. Vor ihm gingen 2 Ministranten
Tew, ""chfaß und Weihrauchschisflein, nnd zwei andere hielten zu beiden
"das Pluvial,
2^ öwei andere Rauchfaßträger mit einem Zeremoniarius,
das hochwnrdigste Gut in der großen Monstranz unter dem
^ Baldachin, getragen von Dvckmus; die blinistri Zrmri

^Nr TH^"^dachin, getragen von xvamus: me orin^rri Laorc gingen
»ctx Lst Seite und neben dem Baldachine mnrschirten auch sechs bewaff
dHldatcn,
^UregO^ "uf den gnädigen Herrn folgte der Archidiakon U. Subprior
AH Hindelang,
' Jnfnl-Trägcr,
< d'e ansehnlicheren Gäste und die Herren Klosterbeamten mit
Me„ Kerzen,
2c,s Ho ^Khe Fahne,
c-H dch Mannspersonen,
vH die gelbe Fahne,
1 d,e Weibspersonen.

Zeremoniarier waren bei diesem feierlichen, denkwürdigen
Akte drei, nämlich U. Hnbald B ö k, U. Carl Nak und Bruder
Noker Jakob.
Dainit sich die Kloster-Pfarrkinder länger an diese er-
habene Feierlichkeit, von welcher der dichterische Kamerer Ernestus
Dominikus M a y e r von Ohmeuheim sagte, sie solle mit einem
steinernen Griffel zum ewigen Andenken ausgeschrieben werden
— erinnern möchten, so wurden sie vorzüglich zu Ministrauten
gebraucht, und selbst die Himmel wurden nicht von Neres-
heimischen, sondern von den Kloster-Bürgern, bekanntlich von
dem Jäger, Gärtner, Schreiner, Metzger, Glaser und Ziegler
in schwarzen Mänteln getragen.
(Schluß folgt.)

Dir St. Martmskirche und Pfarrstrllr irr
Lentkirch.
Mitgeteilt von Rud. Roth, senior.
(Fortsetzung.)
Die beiden Bürgermeister, Melchior Freiherr und Peter
Wächter, erhielten, als Gesandte-der Stadt Lentkirch, ans
dem Augsburger Reichstag, die Religion anlangend, folgende
Instruktion:
„So tragen Ihre Chur- und fürstliche Gnaden gnädigst
nnd gnädig Wissen, wie die genannten Stände daß Interim
anzunehmen bewilligt. So habe Lentkirch als die Kleinfügige
dasselbe gleich anderen Ständen auch thnn müßen. Zudem
seie man von dem Interim zu der alten Religion gedrungen
worden, habe man nicht höchst unser Städtleins verderben
gewärtig sein wollen. Mit nnterthänigster und unterhänigem
Bitten und Anrufen wollen Ihrer Chur- nnd Fürstlicher
Gnaden ihrer Armut excmsirt und entschuldigt haben, welches
ans die voir Lentkirch, was Ihr» Chur- und Fürstliche Gna-
den unterthänigst Fleiß aufgespart ihres armen Vermögens
verdienen und beschulden wollen. Geben mit gmeiner Stadt
hiefür gedruckte Jnsiegel, besiegelt, den 29. April 1552."
Bekanntlich wurde am 2. Aug. 1552 der Passauer Ver-
trag abgeschlossen, dessen Hanptbedingungen also lauten:
„Der Kaiser beruft binnen sechs Monate einen Reichs-
tag, ans welchem bestimmt wird, wie in Sachen der Religion
der Friede hcrgestellt werden könne. Indessen darf weder der
Kaiser noch ein Reichsstand die Gewissensfreiheit stören. Die
Stände und Fürsten der Augsburger Konfession sollen den
katholischen Geistlichen und weltlichen Ständen Frieden und
den freien Gebrauch aller ihrer Rechte, Länder, Gerichtsbar-
keiten und Neligionsübungen gestatten. Bei den Kammer-
gerichten sollen eben soviele protestantische als katholische As-
sessoren angestellt und jedem ohne Unterschied des Glaubens
Recht gesprochen werden."
Von hier an fehlen leider die Akten über diesen wichti-
gen Gegenstand bis zum Jahre 1558. Es schciut, daß die
protestautisch gesinnte Stadt die Entwicklung der Zeitlage ins
Auge faßte und erst dann wieder hcrvortrat, als sich eine
sichere Aussicht auf Verwirklichung ihrer gehegten Absicht dar-
bot. Soviel geht ans der bisherigen und späteren aktenmäßi-
gen Darlegung unzweifelhaft hervor, daß während dieser Zeit
kein evangelischer Prediger im Amte war. Die seitherige An-
nahme, wie man solche sogar in Schriften findet, als wäre
von 1551 an der Prediger David Braun von Rothenacker
angestellt gewesen nnd hätte demnach eine Unterbrechung des
evangelischen Gottesdienstes von 1549 bis 1551 stattgefunden,
ist eine irrige Auffassung. Vielmehr ist es glaubwürdiger,
daß mau auch gegeu Verbot die evangelischen Prediger dennoch
 
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