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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 3.1886

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Brinzinger, Adolf: Ein altes Gebet zu Ehren des hl. Bischofs Aurelius, verehrt in Hirsau und Zwiefalten
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Beck, Paul A.: In Sachen des Lactantius
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Giefel, Joseph Anton: "Extrakt der im Jahr 1557 von Dr. Rabus im Gebiet der Reichsstadt Ulm abgehaltenen Kirchenvisitation", [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20205#0088

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83

,^'!au wohlverwahrt antraf?) Er legte sie 1557 7. März
>eder in seiner Kapelle zu Herrenzimmern (wie Mone berichtet):
^nno Oomiui 1557 (7. Flurk.) ist mier von Hirsaw aus
ch'u closter, wie aller gotzdienst da niedergelegt und abgethon,
lZantz leyb, sancti Äureliy des hayligen bischofs gen Zim-
in mein behausnng zu kummen". H 1594 erhielt diese
sst^uien als Erbstück Sibylla, Gemahlin des Grafen Eitel-
^ von Hohenzollern, eine geborne Gräfin von Zimmern,
kamen sie durch eine Schenkung des Fürsten Friedrich
Hllhelin von Hohenzollern an den Abt Johann Martin im
d?ter Zwiefalten, einer Kolonie von Hirsau. In der Zwie-
,tkr Kirche auf dem Aureliuöaltar sind, wie uns bestimmt
dort bezeugt wurde, uoch jetzt ausbewahrt »capuk 8k.
cum czunkkuor o3sidu8« in einem aus Holz gescbnitz-

wit Gold reich verzierten Reliqnienschrcin. Zu Klost

Utew

teri
^Uen wurden diese Reliquien in Zwiefalten bei Prozessionen
'uhergetragen, besonders am Feste des Heiligen, welches am
Seiten Oktobersonutag gefeiert wurde (eigentlich ist sein Fest
.n 9. November). Das Haupt des Heiligen wurde den Ver-
.stern desselben anss Haupt gesetzt unter Segenogebeten und
. Fürsprache bei Kopskrantcheiten angerufen. So soll es,
1'^ Dekan Schöninger von Zwiefalten (gestorben 19. März
,, 0) uoch bezeugt hat, bis 1830 gewesen sein. Seitdem
"^rhlieh diese Zeremonie.
In einem älteren Buche über Hirsau von Christmann,
.-tzN Dan., „Geschichte des Klosters Hirsau, Tübingen, bei
D'ichbrand, 1782", fanden wir aus der Kgl. öffeutl. Bibliothek
PJutgart vorne eingeklebt ein altes interessantes Gebet mit
(JGchnitt, welches wahrscheinlich aus den katholischen Kloster-
von Hirsau stammt, worüber wir im folgenden referieren.
Holzschnitt zeigt den hl. Anrelins mit Mitra und in
^höflicher Gewandung mit gotischein Faltenwurf ans einer
in sitzender Stellung, in der Linken hält er einen Bi-
^z^Estab, in dessen gotischem Maßwerk oben ist ein springen-
Ü Hivscb, eine sinnige Anspielung auf das Hirsauer Wappen;
Nimbus umgiebt das Haupt des Heiligen mit der lateinischen
Zuschrift: »Zemckus ^urelius ?oiikisex.« In der Rechten hält
^ ^ Heilige ein einfaches hölzernes Kreuz, mit dem er das Haupt
, les links knieendeu Pilgers berührt, am rechten Arm
Jetztern lehnt ein Pilgerstab, die Hände sind gefaltet zum
Im Hintergrund über dem Pilger ist die Gestalt
sichtbar an einem Fenster, die Hände segnend ausbrei-
Unter diesem Bilde steht das folgende gedruckte latei-
iche Gebet. Oratio ack Lanctissim. TLrirelium epm. et
s?e88orem Ul^rsari^ie in llnibrm orcinee 3ilue ic-
^U-escentem.
^ O gloriose TLureli sacerclos 6ei a1t!33imi. O deatmmme
: ^tilex ll)M8au§ie corporullker recfuie8ceii8: et in celo
^ H ollristo conre§nan8: 8uccurre nobm cquae3umu8 in
^ ^alle lacllrimarnm in intirmitate cnpiki3 et «quacum-
^ ^ U'ilaulatione 1aborantibu3. ver?) O§re§ie cliri5ki pre8rll
U)'o nodi8 a6 ckominum 8upplex intercecle. Ok
Zuürmitate cnpiki8 et corporm liberati cllri8tum in te
^Wr va1eamu8 lauckare. Oremu8: Omnipoten5 aeterne
sancti8 tui8 miradi1i3 exi5ti8: maje3tati5 tune
^vti^ln 8uppliciter iiirplorniirrm: nt beatmmmi TVurelii
Steck Franz, Kloster Hirsan. Calw 1844, S. 103 ff. lind 215
Kerker, Wilhelm, der Selige. Tübingen 1863, 9 nnd 14.
Uib» ^ Mone, Qncllensannnlnng der badischen Landesgeschichte. Karls-
^.)854 Band 2, 136.
siebst ü 3itva derc^nm, bei Aristoteles orae arl<^nia, ckr^moi eiN)?inoi
^ Stälin, Wirt-Gesch. 1, 6.
1 ^ versiculus. Z?)

confe88ori8 tui atc^ue pontltici8 patrocinia linmiliter recgii-
rente8: ip8iu5 et precidrm ad intärmitate cnpiki8 et omni
tridnlatione liderati atcfne 5anitati corporm re5tituti: §ra-
tiarrim tidi in eccle3ia tna 6i§na3 reckereJ va1eamu3 actione8
et p08k danc vitam acl eterna §an6ia pertinZere mereamur,
per eunckem cqui ventnru8 e8t jnckicare vivo3 et mortno8
et 5ecn1um per i§nem. /?men. Mit Tinte ist beigefügt
Uau8 6eo. Eine steinerne Grabplatte mit dem Bilde des
hl. Anrelins in Bischosstracht war früher in der Kirche des
alten Klosters und kam 1584 in die des neuen hinter den
Hochaltar;'') dieselbe ist jetzt noch in Hirsau zu sehen links
am Eingang in die Sakristei der evangelischen Kirche. Leider
ist zu fürchten , daß sie dort der Witterung ausgesetzt, bald
verwittern wird.

In Sachen des daLtantius
(zu vorgl. Nr. 4 11. 8, Jahrg. 1886 d. Bl.)
enthält die „Allg. Zeitung" (Hauptbl. Nr. 207 vom Mittwoch
den 28. Juli, S. 3031) eine 14. 8. gezeichnete, Rom, 24. Juli
datierte Notiz, wonach sich nun in diesen Tagen plötzlich in
einem Schranke, in welchem man ihn nicht (?) vermuten
konnte — und doch wurde der Schatz mehrere Monate lang
in der ganzen Bibliothek vergebens gesucht ! — der aus der
Casanatensischen Bibliothek vermißte Dackmitirm wiedergcfnn-
den, der anscheinend aus Unachtsamkeit verstellt worden ist (?!),
worüber große Freude unter den nnschnldigerweise des Dieb-
stahls Verdächtigten herrscht. (Es wurde nämlich u. a. eine
beträchtliche Anzahl der Bibliothekbeamten strengen Disziplinar-
maßregeln unterworfen.) — Die Angabe mehrerer Blätter,
daß das gefundene Buch nicht das vermißte, sondern eine
minder wertvolle Ausgabe sei, feie unbegründet.
Wir vermuten eher, daß das Buch, nachdem sich des-
sen Verwertung bei den eingehenden NNchsorschungen w. nicht
wohl hätte ermöglichen lassen, mit der Zeit wieder zurückge-
stcllt worden ist. IZcll.

„Extrakt der im Jahr 1oo7 von De. Nalurs im
Gebiet der Reichsstadt Ulm abgehaltenen
Kirchenvisttation." H
Von Or. Gicfel.
Im Jahre 1556 kam der Straßburger Münsterprediger
Or. Ludwig Rabus als Superintendent der Ulmcr Kirche nach
Ulm. Sein erstes war, eine allgemeine Kirchenvisitation im
ganzen Gebiet der Reichsstadt vorzunchmen. Die Protokolle
dieser Visitationen bewahrt das Ulmer Stadtarchiv. Sie
gewähren uns einen tiefen Einblick in den großen Gahrnngs-
prozeß, der den Übergang von der alten zur neuen Religion
darstellt. Schon waren 25 Jahre seit der Einführung des
Luthertums vergangen und noch da und dort trifft man
„papistische Pfaffen", die natürlich alle beim Examen vor
Rabus schlecht wegkommeu. Noch an vielen Orten läuft das
Volk den Nlessen zu, finden wir Wiedertäufer, Wahrsager w.,
schwankt es hin und her zwischen zwinglischcm und lutherischem
Lehrbegriss. Überall aber konstatiert der Visitator eine erschreckende
Verwilderung der Sitten.
reckeie — leckckere. '0 Stock, a. a. T. Seite 227.
0 efr. Ulmer Kirchenvisitationen vom Jahre 1535 au. Von
Dr. Giefel. Wirt. Bierteljahrshefte 3, 204 ff.
 
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