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lich 20 Klafter Holz geschlagen werden, welche dem Kloster
zu 4 sl. jährlich 80 fl. rentieren. Die Aktivkapitalien rentieren
jährlich 1254 sl. Die Klosterfrauen treiben die Wachszieherei,
welche jährlich 40 fl. reiner Gewinn rentiert. Die Interessen
von den Passivkapitalien betragen jährlich 168 sl. 14 kr.
Die jährliche Einnahme beträgt 1438 fl. 48 kr. Die jähr-
lichen Ausgaben 567 fl. 33 kr. Demnach bleiben zur Susten-
tation übrig 871 st. 15 kr. Das Kloster war nie wohl-
habend, denn aus den vorhandenen Schriften ist zu ersehen,
daß dasselbe mehrere Jahre hindurch ganz eingegangen ge-
wesen sei, bis endlich eine Klosterfrau von Memmingen solches
auf besonderes Verlangen der Stadt wieder bezogen hat, voll
welcher die Legende sagt: Als die gute Schwester das Kloster
bezog, war gar nichts im Hanse, als ein Bett und ein Tischchen,
und die gute Schwester ist so einfältig gewesen, daß sie weder
Brief noch Siegel verlangte, sondern in aller Armut und Ein-
falt fing sie ail zu Hausen und nährte sich, wie ihre Armut
es vermochte — armselig, und als sie einst auf einen Tag
gar nichts zu essen hatte, richtete sie ihr Tischchen und betete,
da klopfte es an der Pforte, ein wunderschönes Kind stand
vor der Thnre und brachte ihr Brot. Nachdem sie das Brot
empfangen, verschwand das Kind augenblicklich vor ihren
Augen; woraus abzunehmen ist, daß es das Kind Jesu gewesen
ist. Es ist gegenwärtig noch ein Stückchen von diesem Brote
in einen Flor eingenäht hier zu sehen mit der Aufschrift: Brot,
welches das Jesuskind an die Pforte gebracht.
In der Folge hat sich das Kloster einige Kapitalien ge-
sammelt. Die Interessen davon sind heute noch die einzige
Nahrungsguelle. In sofern aber diese, wie dieses in den
jetzigen Zeiten der Fall ist, nicht ordentlich fließen, so befindet
sich dasselbe in großen Nahrungssorgen, wie dies gegenwärtig
der Fall ist, und es geht von selbst hervor, daß die gegen-
wärtigen Kapitalien zur Sustentation nicht mehr hinreichend
seien. Das Gutachten des Referenten geht dahin:
1. Es seie nach dem einstimmigen Wunsche der Kloster-
frauen das Kloster anfznlösen, somit das sämtliche Vermögen
zu veräußern.
2. Jeder Klosterfrau 200 fl., der Mutter als Vorsteherin
250 fl., dann der Seniorin wegen ihren kränklichen Umständen
225 fl. als Pension anszusetzen.
3. Hieran sogleich beim Austritte jeder zur Anschaffung
der Kleider 100 fl. vorznschießen. Wenn das sämtliche Ver-
mögen veräußert würde, so würde dieses ü 5 Prozent rentieren
1967 sl. 45 kr. Zur Sustentation für 14 Klosterfrauen
ü 200 fl. wären erforderlich 2800 sl. Dann für die Mutter
und Senivrin noch besonders 75 fl. Im Ganzen also 2875 sl.
Demnach müßten jährlich vom deutschen Orden zugelegt werden
907 sl. 15 kr.
Heide, am 30. Januar 1804. Wilhelm Mosthafs.
Die St. Martinskirche und Pfarrstelle in
Leutkirch.
I.
Unter Kaiser und Reichs)
Mitgeteilt von Rud. Noth, senior.
Die ersten Priester ans dem Weltklerus, welche an dieser
öffentlichen oder allgemeinen Leutenkirche funktionierten, waren
wohl niemand anders gewesen als Uromoltus und En§nnrvnr-
') Quellen: Kansler's Urkuudeubuch I. Bd., „Freiburger Diözesan-
Archiv" I-, IV. und V. Bd. und andere Dokumente.
düs, die ihre Güter in Aichstetten und Ausnang 797 an das
Kloster St. Gallen vermacht hatten. Dieselben hatten die
Urkunde, welche 788 bei der Ucclesia. I^idei§nuin publica
ausgestellt wurde, als Urkundspersonen mitnnterschrieben. Jhi'O
eigene Schenkungsurkunde, die im Vorhofe des hl. Martinus
nck tUbovon 797 ausgestellt wurde, hat der Priester EnZalv
rvurt selbst geschrieben und mit dein Uromolkus unterschrieben-
Ebenso hat ersterer die bei der öffentlichen Kirche in Villa
bübe1§nuiu 802 ansgestellte Urkunde geschrieben und mitunter-
schrieben. Die Annahme, daß diese beiden Priester an dieser
allgemeinen Leutenkirche in Funktion gewesen waren, findet
eine um so größere Berechtigung, da die übrigen im NibelgaN
ansgestellten Urkunden von ihnen nicht mitunterzeichnet sind-
Die Urkunde, welche in llllbovon all ecclemum biibeb
§nnine publicum 860 ansgestellt wurde, hat der Diakon lVlaw
melius geschrieben und ist dieselbe von ihm, dem Presbyter'
I4ucbol6u3 und dem Archipresbyter, d. h. Erzpriester oder
Diakon, Namens 6i5ulberu3, mitnnterschrieben. Diese Geist-
lichen sind höchst wahrscheinlich damals an dieser öffentlichen
Kirche in Funktion gewesen.
Von dieser Zeit an schwebt leider ein geheimnisvolles,
unerklärliches Dunkel. Wir finden aus den noch weiteren
St. Galler Urkunden nur, daß sich die Zahl der Kirchen und
Kapellen und der Priester allmählich vermehrt haben. Se
z. B. 834 VVulteriu3 lOiuconcm, 879 ein Uur§olk in bk'
luu. — Das Kloster St. Gallen war, wie schon erwähnt,
bald in einen großen Besitzstand unseres Gaues gekommen,
daß es zur Verwaltung desselben einen eigenen Vogt anfstellst-
Wir kennen als solche lckunolcl 843, Umicbon 850 und 855,
bluuolk 858, l>luucl§ei'U3 860, IckilclibruncUm 879, und Wal"
Iber speziell für Kißlegg 1135.^)
Wegen Mangel an Urkunden und sicheren Quellen müssen
wir einen größeren Zeitraum überschlagen.
Das schon erwähnte Illber clecimutionm von 12^
giebt uns von der St. Martinskirche und Pfarrstelle st
Leutkirch erst wieder einigen Aufschluß. Es heißt dort, diest
Kirche und Stelle betreffend: „Der Pfarr-Rektor gab mündlist
an, daß seine Einkünfte auf 53 Pfd. Konstanzer Münze sch)
belaufen. Er bezahlte (zur Beisteuer der Krenzzüge) bstst
ersten Termin 2 Pfd. und 13 Solidi, am zweiten 33 Solist,
desgleichen gab er nach der Promulgiernng der Sentenz 1 Psts
Konstanzer Münze. Hiemit war die ganze Jahressteuer bezahlst,
Das Uiber c^unrtarium von 1324 berichtet uns: „Db
Kirche ist Quartpslichtig". Allein die Stenerpslicht ist nick
näher angegeben. „Der Abt von Kempten bezieht ans d>3
Pfarrei einen Laienzehnten". Es war dies der Zehnten vst
den damaligen Filialorten Bettelhofen und Nannenbach, web
cher aber am 3. September 1418 von der Witwe Margst
reta Luprecht angetanst und zur Dotierung der Kirchhoskapech
(der St. Johann-Kaplanei) von derselben geschenkt wirrst)
In dem Illber ruxntionm von 1353 heißt es:
Kirche der Stadt Lütkilch ns der Haide trägt gemeiniglich st
Groß- und Kleinzehnten und Grundzinsen 100 Malter »aa
dem dortigen Maß, desgleichen an Geld 2 Pfd. und 7 Kstst
stanzer Dickpfennige; ferner giebt der Leutpriester dieser Kirst
von Opfererträgnissen dem Pfarr-Rektor 14 Pfd. Konstanst
Denare, dessen Gesammt-Einkommen beträgt 19 Mark. -FA
Laienzehnten überschreitet den Kirchenzehnten."
2) Siehe Neugart und Kansler's Urkuudeubuch I. Bd.,
Geschichte von Leutkirch I. Bd., Seite 40, Or. Baumauu, Geschichte
Allgäus I. Bd., Seite 103—105. ^
'0 Es waren damals die bekannten Krenzzüge ins heilige Lst^.
Auf der ersten allgemeinen Synode 1245 in Lyon und ebenso ans ^
lich 20 Klafter Holz geschlagen werden, welche dem Kloster
zu 4 sl. jährlich 80 fl. rentieren. Die Aktivkapitalien rentieren
jährlich 1254 sl. Die Klosterfrauen treiben die Wachszieherei,
welche jährlich 40 fl. reiner Gewinn rentiert. Die Interessen
von den Passivkapitalien betragen jährlich 168 sl. 14 kr.
Die jährliche Einnahme beträgt 1438 fl. 48 kr. Die jähr-
lichen Ausgaben 567 fl. 33 kr. Demnach bleiben zur Susten-
tation übrig 871 st. 15 kr. Das Kloster war nie wohl-
habend, denn aus den vorhandenen Schriften ist zu ersehen,
daß dasselbe mehrere Jahre hindurch ganz eingegangen ge-
wesen sei, bis endlich eine Klosterfrau von Memmingen solches
auf besonderes Verlangen der Stadt wieder bezogen hat, voll
welcher die Legende sagt: Als die gute Schwester das Kloster
bezog, war gar nichts im Hanse, als ein Bett und ein Tischchen,
und die gute Schwester ist so einfältig gewesen, daß sie weder
Brief noch Siegel verlangte, sondern in aller Armut und Ein-
falt fing sie ail zu Hausen und nährte sich, wie ihre Armut
es vermochte — armselig, und als sie einst auf einen Tag
gar nichts zu essen hatte, richtete sie ihr Tischchen und betete,
da klopfte es an der Pforte, ein wunderschönes Kind stand
vor der Thnre und brachte ihr Brot. Nachdem sie das Brot
empfangen, verschwand das Kind augenblicklich vor ihren
Augen; woraus abzunehmen ist, daß es das Kind Jesu gewesen
ist. Es ist gegenwärtig noch ein Stückchen von diesem Brote
in einen Flor eingenäht hier zu sehen mit der Aufschrift: Brot,
welches das Jesuskind an die Pforte gebracht.
In der Folge hat sich das Kloster einige Kapitalien ge-
sammelt. Die Interessen davon sind heute noch die einzige
Nahrungsguelle. In sofern aber diese, wie dieses in den
jetzigen Zeiten der Fall ist, nicht ordentlich fließen, so befindet
sich dasselbe in großen Nahrungssorgen, wie dies gegenwärtig
der Fall ist, und es geht von selbst hervor, daß die gegen-
wärtigen Kapitalien zur Sustentation nicht mehr hinreichend
seien. Das Gutachten des Referenten geht dahin:
1. Es seie nach dem einstimmigen Wunsche der Kloster-
frauen das Kloster anfznlösen, somit das sämtliche Vermögen
zu veräußern.
2. Jeder Klosterfrau 200 fl., der Mutter als Vorsteherin
250 fl., dann der Seniorin wegen ihren kränklichen Umständen
225 fl. als Pension anszusetzen.
3. Hieran sogleich beim Austritte jeder zur Anschaffung
der Kleider 100 fl. vorznschießen. Wenn das sämtliche Ver-
mögen veräußert würde, so würde dieses ü 5 Prozent rentieren
1967 sl. 45 kr. Zur Sustentation für 14 Klosterfrauen
ü 200 fl. wären erforderlich 2800 sl. Dann für die Mutter
und Senivrin noch besonders 75 fl. Im Ganzen also 2875 sl.
Demnach müßten jährlich vom deutschen Orden zugelegt werden
907 sl. 15 kr.
Heide, am 30. Januar 1804. Wilhelm Mosthafs.
Die St. Martinskirche und Pfarrstelle in
Leutkirch.
I.
Unter Kaiser und Reichs)
Mitgeteilt von Rud. Noth, senior.
Die ersten Priester ans dem Weltklerus, welche an dieser
öffentlichen oder allgemeinen Leutenkirche funktionierten, waren
wohl niemand anders gewesen als Uromoltus und En§nnrvnr-
') Quellen: Kansler's Urkuudeubuch I. Bd., „Freiburger Diözesan-
Archiv" I-, IV. und V. Bd. und andere Dokumente.
düs, die ihre Güter in Aichstetten und Ausnang 797 an das
Kloster St. Gallen vermacht hatten. Dieselben hatten die
Urkunde, welche 788 bei der Ucclesia. I^idei§nuin publica
ausgestellt wurde, als Urkundspersonen mitnnterschrieben. Jhi'O
eigene Schenkungsurkunde, die im Vorhofe des hl. Martinus
nck tUbovon 797 ausgestellt wurde, hat der Priester EnZalv
rvurt selbst geschrieben und mit dein Uromolkus unterschrieben-
Ebenso hat ersterer die bei der öffentlichen Kirche in Villa
bübe1§nuiu 802 ansgestellte Urkunde geschrieben und mitunter-
schrieben. Die Annahme, daß diese beiden Priester an dieser
allgemeinen Leutenkirche in Funktion gewesen waren, findet
eine um so größere Berechtigung, da die übrigen im NibelgaN
ansgestellten Urkunden von ihnen nicht mitunterzeichnet sind-
Die Urkunde, welche in llllbovon all ecclemum biibeb
§nnine publicum 860 ansgestellt wurde, hat der Diakon lVlaw
melius geschrieben und ist dieselbe von ihm, dem Presbyter'
I4ucbol6u3 und dem Archipresbyter, d. h. Erzpriester oder
Diakon, Namens 6i5ulberu3, mitnnterschrieben. Diese Geist-
lichen sind höchst wahrscheinlich damals an dieser öffentlichen
Kirche in Funktion gewesen.
Von dieser Zeit an schwebt leider ein geheimnisvolles,
unerklärliches Dunkel. Wir finden aus den noch weiteren
St. Galler Urkunden nur, daß sich die Zahl der Kirchen und
Kapellen und der Priester allmählich vermehrt haben. Se
z. B. 834 VVulteriu3 lOiuconcm, 879 ein Uur§olk in bk'
luu. — Das Kloster St. Gallen war, wie schon erwähnt,
bald in einen großen Besitzstand unseres Gaues gekommen,
daß es zur Verwaltung desselben einen eigenen Vogt anfstellst-
Wir kennen als solche lckunolcl 843, Umicbon 850 und 855,
bluuolk 858, l>luucl§ei'U3 860, IckilclibruncUm 879, und Wal"
Iber speziell für Kißlegg 1135.^)
Wegen Mangel an Urkunden und sicheren Quellen müssen
wir einen größeren Zeitraum überschlagen.
Das schon erwähnte Illber clecimutionm von 12^
giebt uns von der St. Martinskirche und Pfarrstelle st
Leutkirch erst wieder einigen Aufschluß. Es heißt dort, diest
Kirche und Stelle betreffend: „Der Pfarr-Rektor gab mündlist
an, daß seine Einkünfte auf 53 Pfd. Konstanzer Münze sch)
belaufen. Er bezahlte (zur Beisteuer der Krenzzüge) bstst
ersten Termin 2 Pfd. und 13 Solidi, am zweiten 33 Solist,
desgleichen gab er nach der Promulgiernng der Sentenz 1 Psts
Konstanzer Münze. Hiemit war die ganze Jahressteuer bezahlst,
Das Uiber c^unrtarium von 1324 berichtet uns: „Db
Kirche ist Quartpslichtig". Allein die Stenerpslicht ist nick
näher angegeben. „Der Abt von Kempten bezieht ans d>3
Pfarrei einen Laienzehnten". Es war dies der Zehnten vst
den damaligen Filialorten Bettelhofen und Nannenbach, web
cher aber am 3. September 1418 von der Witwe Margst
reta Luprecht angetanst und zur Dotierung der Kirchhoskapech
(der St. Johann-Kaplanei) von derselben geschenkt wirrst)
In dem Illber ruxntionm von 1353 heißt es:
Kirche der Stadt Lütkilch ns der Haide trägt gemeiniglich st
Groß- und Kleinzehnten und Grundzinsen 100 Malter »aa
dem dortigen Maß, desgleichen an Geld 2 Pfd. und 7 Kstst
stanzer Dickpfennige; ferner giebt der Leutpriester dieser Kirst
von Opfererträgnissen dem Pfarr-Rektor 14 Pfd. Konstanst
Denare, dessen Gesammt-Einkommen beträgt 19 Mark. -FA
Laienzehnten überschreitet den Kirchenzehnten."
2) Siehe Neugart und Kansler's Urkuudeubuch I. Bd.,
Geschichte von Leutkirch I. Bd., Seite 40, Or. Baumauu, Geschichte
Allgäus I. Bd., Seite 103—105. ^
'0 Es waren damals die bekannten Krenzzüge ins heilige Lst^.
Auf der ersten allgemeinen Synode 1245 in Lyon und ebenso ans ^